Ausstellungsansicht Ständige Sammlung MNK, Foto: Bernhard Strauss

Schon für die in ihrer Geschichte bis ins Jahr 1861 zurück reichenden städtischen Sammlungen wurde zeitgenössische Kunst aus oder mit Bezug zur Region zusammengetragen. So wurden Werke von Künstler_innen mit Bezug zu Freiburg und dem Schwarzwald gesammelt, ebenso wie Kunstwerke internationaler Künstler_innen die sich in ihrer Arbeit mit dem Museum und seiner Region beschäftigen.

Dabei konzentriert sich die Sammlung auch auf Künstler_innen, bei denen biographische Bezüge zur südwestdeutschen Region auszumachen waren, wie August Macke, der 1887 in Meschede im Sauerland geboren wurde und 1914 im ersten Weltkrieg als Soldat fiel. Von 1905 an verbrachte Macke immer wieder mehrwöchige Aufenthalte im unweit Freiburgs gelegenen Markgräfler Land, um seine dort verheiratete Schwester und die bei ihr lebende Mutter zu besuchen. In Bezug auf sein künstlerisches Schaffen und seine Entwicklung waren diese Phasen ungemein produktiv.

 

Ausstellungsraum Macke MNK, Foto: Bernhard Strauss

 

 

 

Das von expressionistischen Auseinandersetzungen zeugende Gemälde "Straße mit Kirche in Kandern", das 1911 enstand, ist ein wichtiger Schritt in Mackes Nutzung von Farbe und macht seine Begegnungen mit der Künstlergruppe Der Blaue Reiter eindrücklich deutlich.

Künstler_innen der Sammlung: Priska von Martin

 

Die Bildhauerin Priska von Martin hinterließ der Stadt Freiburg, ihrer Geburtsstadt, einen großen Teil ihres Nachlasses. Lange vergessen, wurde das umfangreiche und vielfältige Oeuvre 2020 im Museum für Neue Kunst neu aufgearbeitet präsentiert – eine wahre Wiederentdeckung einer beeindruckenden Künstlerin!

Künstler_innen der Sammlung: Julius Bissier

 

Ein eigener Sammlungsschwerpunkt des Museum für Neue Kunst bildet der aus Freiburg stammende Julius Bissier, dessen frühe Werke von den altmeisterlichen Anfängen über die neusachliche Phase der ausgehenden 20er Jahre, über die symbolischen Werke der 30er Jahre bis hin zu den ersten abstrakten Tuschen und späten Eiöltempera mit wichtigen Werken in Freiburg repräsentativ vertreten sind.

Die Sammlung erforschen: Provenienzforschung

 

Wie entsteht eine Sammlung, woher kommen die Werke? Mit diesen Fragen befasst sich die Provenienzforschung. Sie beschäftigt sich mit der Herkunftsgeschichte von Kunstwerken und Kulturgegenständen. Dabei geht es darum den Weg eines Kunstwerks in die Museumssammlung nachvollziehbar zu machen und eine möglichst lückenlose Auflistung der Vorbesitzer - Galeristen, Antiquare, Auktionshäuser, private und öffentliche Sammlungen - zu erstellen. Oftmals sind diese Wege schlecht dokumentiert und lassen sich kaum rekonstruieren.

Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf die Jahre von 1933 bis 1945 gerichtet. In den Jahren der nationalsozialistischen Diktatur wurden Kunstwerke im großen Stil vor allem aus jüdischen Privatsammlungen, aber auch von Galeristen und Antiquaren geraubt, enteignet oder zwangsversteigert. Die Provenienzforschung versucht, die Geschichte der Objekte zu erforschen und die fragwürdigen Objekte gegebenenfalls den rechtmäßigen Besitzer:innen oder deren Erben zurückzugeben. Das Jüdische Museum Berlin hat ein Computerspiel zu Raub und Restitution entwickelt. Hier können Sie der Frage nachgehen: „Wie würden Sie entscheiden?“ https://www.jmberlin.de/raub-und-restitution/entscheidungsspiel_DE.html

Im Jahr 1959 wurde das Gemälde "Bildnis Max John", das zu den Hauptwerken Otto Dix‘ gehört, vom Augustinermuseum aus der Sammlung Conrad Doebbeke ersteigert. Jedoch hatte es sich vermutlich bis 1942 in der Sammlung des Dresdner Rechtsanwaltes und Kunstsammlers Fritz Salo Glaser befunden, der gut mit Dix befreundet war und sich mit seiner Familie von Dix portraitieren ließ. Fritz Glaser stammte aus einer religiösen jüdischen Familie und wurde daher im Nationalsozialismus verfolgt, einen gewissen Schutz bot ihm seine Ehe, da er nach der Definition der Nationalsozialisten in einer so genannten "privilegierten Mischehe" mit einer Nichtjüdin lebte. Vieles spricht dafür, dass Glaser das Werk in den Jahren 1942-45 verkaufen musste und so nicht von einer freiwilligen Trennung von dem Werk ausgegangen werden kann. So kam es auf Antrag der Erbin Glasers im Jahr 2009 zur Restitution des Gemäldes und zum gleichzeitigen Rückkauf des Gemäldes durch die Stadt Freiburg, die Ernst von Siemens Kunststiftung, die Kulturstiftung der Länder und dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Die Sammlung präsentieren: Das Skulpturenregal

 

Im Museum, welches neben dem Präsentieren, Sammeln, Forschen und Vermitteln vor allem auch dem Bewahren verpflichtet ist, verlassen viele Werke nur selten und für begrenzte Zeiten das Depot. Einige Arbeiten, denen besondere Bedeutung zukommt, sind dabei häufiger der Öffentlichkeit zugänglich als jene, die eher als Referenz einer Zeit oder künstlerischen Position angesehen werden.

 

Ausstellungsansicht Ständige Sammlung MNK, Foto: Bernhard Strauss

 

Diese an die Methoden des Schaudepots angelehnte Präsentation ist dagegen demokratischer. Sie offenbart nicht die Auswahl sondern zeigt das Gesamte, aus dem in der Regel gewählt wird. Sie wendet keine Kriterien der Qualitätsbewertung an, sondern delegiert diese an die Betrachter selbst. Damit legt sie auf eine gewisse Art die Prinzipien der Museumspräsentation selbst offen. Eine Nebenwirkung dieses Zeigens ist, dass so auch selten gezeigte, teils weniger tief aufgearbeitete Positionen zu entdecken sind.

 

Ausstellungsansicht Ständige Sammlung MNK, Foto: Bernhard Strauss ​