Die Unterstützung durch den Freundeskreis Augustinermuseum e. V. ist integraler Bestandteil der Geschichte und Zukunft des Augustinermuseums. In Abstimmung mit dem Museum finanziert der Freundeskreis Ankäufe, die schließlich als Schenkungen dem Museum übergeben werden. Dadurch können die Bestände gemäß des Sammlungskonzepts sinnvoll ergänzt und nachhaltig erweitert werden.

Der Freundeskreis blickt auf eine eigene Geschichte zurück, die eng mit der Geschichte des Museums verbunden ist. Seit der Gründung des Vereins im Jahr 1993 konnten über 50 Objekte angekauft werden, die in ihrer Vielfalt die Sammlungsschwerpunkte des Museums widerspiegeln. Unter den Erwerbungen finden sich Werke der bildenden und angewandten Kunst sowie kulturhistorische Objekte. Mit ihrer Mitgliedschaft leisten Freundinnen und Freunde des Augustinermuseums einen entscheidenden Beitrag, den Bestand des Museums zu sichern und Kunst mit regionaler und überregionaler Bedeutung einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

 

 

 

Sammlungsschwerpunkt: Malerei und Graphik des 19. Jahrhunderts

Der Bestand von Gemälden aus dem 19. Jahrhundert bildet einen Schwerpunkt der Sammlungstätigkeit am Augustinermuseum. Ein wichtiges Kriterium der Sammlungspolitik des Hauses ist dabei der Bezug zur Region. Gesammelt werden überwiegend regionale südwestdeutsche Künstlerinnen und Künstler, die durch Konvolute oder wichtige Werke vertreten sind. Einzelne Konvolute besonders bedeutender Künstlerinnen und Künstler konnten hierbei noch ergänzt werden, so beispielsweise bei Hans Thoma, Franz Xaver Winterhalter oder den prominenten Vertretern der Künstlerschulen des Schwarzwaldes. Die Vielfalt der Gattungen innerhalb des Sammlungsschwerpunkts spiegelt sich auch in den Schenkungen wider: neben der Landschaftsmalerei stehen die Porträt- und Genremalerei im Vordergrund.

 

Ein junger Hirte stellt sich als Reittier für ein kleines Mädchen zur Verfügung, während eine junge Frau den Hirten mit Zügeln und Reitpeitsche bändigt. Kirner (1806-1866) fand in der idyllischen Landschaft Italiens einen idealen Schauplatz für das unbekümmerte Spiel der Kinder. Das Gemälde soll möglicherweise als Hochzeitsgeschenk für einen befreundeten Architekten gedient haben. Die Beliebtheit des Motivs bezeugen zahlreiche Reproduktionen und Kopien.

Das Gemälde wurde durch den Freundeskreis angekauft und dem Museum am 16. März 2021 geschenkt.

Das Bildnis der damals 27-jährigen Markgräfin ist in verschiedenen Techniken gearbeitet. Es ist Zeugnis der Verbundenheit Winterhalters (1805-1873) mit der späteren Großherzogin, die den Künstler ab 1828 als Zeichenlehrer einstellte. Möglicherweise wollte er mit dem Blatt eine Probe seines Könnens abgeben. Spätere Werke Winterhalters zeigen Sophie als Großherzogin in repräsentativer Aufmachung.

Angekauft wurde das Blatt vom Freundeskreis und am 17. Mai 2018 dem Museum geschenkt.

Das vom Freundeskreis 2014 aus dem Münchner Kunsthandel erworbene Gemälde von Wilhelm Hasemann (1850–1913) zeigt eine junge Frau in Tracht beim Nähen in der Stube. Als Inspiration für das Interieur diente Hasemanns nachgebaute Schwarzwaldstube, die er wiederholt als “Kulisse“ für seine Bilder nutzte. Mit großer Kunstfertigkeit setzt Hasemann auf dem Bild Akzente durch das einfallende Licht, das den Blumenstrauß und die Früchte auf dem Tisch zum Leuchten bringt.

Wilhelm Gustav Friedrich Hasemann zählt zu den Begründern der Gutacher Malerkolonie. Nach einer Ausbildung als Schlosser und Mechaniker studierte er in Berlin und Weimar Malerei und war im Anschluss als Illustrator tätig. Im Jahr 1880 reiste Hasemann erstmals nach Gutach, um dort Zeichnungen für Buchillustrationen anzufertigen. Viele weitere Maler zogen hinzu, wodurch die Gutacher Malerkolonie entstand. Hasemanns Genredarstellungen des ländlichen Brauchtums prägten das Bild des Schwarzwaldes. Seine Postkartenserien mit Schwarzwaldmotiven machten die Gutacher Tracht und den Bollenhut Ende des 19. Jahrhunderts weltbekannt. Das Motiv der Schwarzwaldstube findet sich auch in Hasemanns Gemälde "Im Herrgottwinkel", das sich als Leihgabe des Freiburger Münsterbauvereins e. V. im Augustinermuseum befindet.

 

Man möchte beim Betrachten verweilen, um dieses Idyll in warmen Farben auf sich wirken zu lassen. Es lädt dazu ein, sich hierhin von der Hektik der Außenwelt zurückzuziehen.

Klauspeter Staeb,
Ehem. Mitglied im Freundeskreis Augustinermuseum e. V.

Anselm Feuerbachs (1829-1880) Ölskizze entstand unter dem Eindruck seines Paris-Aufenthaltes von 1851-53, welcher großen Einfluss auf sein Schaffen hatte. Zu sehen ist ein Bacchanal, ein rauschhaftes Fest, auf einer Waldlichtung mit feiernden nackten oder nur teilweise bekleideten Männern, Frauen und Kindern, deren Gesichter nicht vollständig ausgeführt sind. Die Stimmung ist dramatisch, nicht zuletzt hervorgerufen durch den bewegten Himmel und die starken Hell-Dunkel-Kontraste. Komposition und Kolorit zeigen Feuerbachs gelungene Auseinandersetzung mit den alten und neuen Meistern sowie mit der klassischen Antike. 

Hans Thoma (1839-1924)

Der in Bernau im Schwarzwald geborene Maler und Graphiker Hans Thoma, der erst mit Anfang fünfzig seinen künstlerischen Durchbruch erlebte, ist in der Sammlung des Augustinermuseums mit zahlreichen Arbeiten vertreten. Der Schwerpunkt der über 800 Werke liegt bei der Graphik, aber das Museum besitzt auch eine Anzahl an Gemälden und Gegenständen des alltäglichen Gebrauchs, die anhand von Vorlagen Thomas kunsthandwerklich ausgeführt wurden. Der Freundeskreis des Augustinermuseums e.V. hat auch hier tatkräftig unterstützt und den Thoma-Bestand des Museums durch Ankäufe und Schenkungen erweitert.

Rund zwölf Gemälde von Hans Thoma befinden sich zurzeit in der Sammlung des Augustinermuseums. 

Die "Schwarzwaldwiese bei Bernau" konnte im Juni 2019 mit Mitteln des Freundeskreises erworben und am 15. Oktober 2019 dem Museum geschenkt werden. Fast 50 Jahre lang befand sich das Gemälde als Dauerleihgabe in der Kunsthalle Karlsruhe. Ende 2018 wurde es von den Eigentümern auf einer Auktion in Köln verkauft und von einem Kunstsammler ersteigert. Es wurde zunächst als Leihgabe in der Sonderausstellung "Schwarzwald-Geschichten" ausgestellt und konnte im Rahmen einer Spendenkampagne des Freundeskreises im Anschluss an die Ausstellung erworben werden.
Das Gemälde entstand nach einer ersten Italienreise des Künstlers im Jahre 1874 und bildet ein Beispiel von Thomas Schaffen in dieser Phase. Zeit seines Lebens kehrte der Künstler regelmäßig nach Bernau, seinem Heimatort im Schwarzwald, zurück. Dargestellt ist eine sanfte Wiesenlandschaft in der Umgebung von Bernau mit einem Bach, zwei Schafen und einem jungen Paar. Der intensive Grünton, der den Wasserreichtum der Hochebenen des Schwarzwaldes dokumentiert, ist charakteristisch für Thomas Landschaftsmalerei.
Das Landschaftsgemälde wurde am 21. Oktober 2017 von Gottfried Pütz im Auftrag des Freundeskreises des Augustinermuseums auf einer Auktion bei Winterberg in Heidelberg ersteigert und dem Museum am 15. November 2017 geschenkt. Bevor es die Erben über das Auktionshaus versteigern ließen, befand sich das beim Kunsthaus Bühler in Stuttgart erstandene Kunstwerk in Privatbesitz.
Das Landschaftsgemälde entstand in Thomas Frankfurter Zeit, in der er sehr produktiv und letztlich auch erfolgreich war. Um die große Menge an künstlerischen Darstellungen zu schaffen, griff er immer wieder auf die gleichen Figuren, Motive und Landschaftsstudien zurück, die er variierte und umarbeitete. Die kleinformatige Landschaft hat Thoma in zwei Graphiken vorbereitet, in der Federzeichnung "Waldhügel bei St. Blasien" von 1870 und dem Aquarell "Ziegenherde im Schwarzwald“ von 1875. In beiden vorbereitenden Darstellungen ist der sich durch die Hügellandschaft vom Vordergrund in den Hintergrund windende Weg charakteristisch, ebenso wie die Anordnung der Baumgruppen. Den wolkenverhangenen Himmel dagegen hat Thoma nur im Aquarell dargestellt. Aus dem Titel der Federzeichnung lässt sich dafür die Topographie der Landschaft bei St. Blasien bestimmen. So kann man anhand der Graphiken Thomas Vorgehen nachvollziehen. Zunächst skizziert er in einer Federzeichnung einen konkreten Ort, fügt dann in einem Aquarell Ziegen und einen Gewitterhimmel hinzu, bevor er die durch anekdotische Details und Wetterstimmung angereicherte Landschaft in Öl ausführt.

Mit seiner jüngeren Schwester Agathe (1848–1928) hatte Hans Thoma Zeit seines Lebens eine enge Beziehung. Nach dem frühen Tod seiner Ehefrau, der Malerin Cella Thoma (1858–1901), wohnte er mit seiner Schwester in Karlsruhe.

Das Porträt entstand noch während Thomas Zeit in Frankfurt, in der der Maler gemeinsam mit Agathe, Cella und deren Nichte im Frankfurter Westend einen Haushalt teilte. Nach dem Tod des Malers im Jahre 1924 blieb das Porträt zunächst in Familienbesitz. Im Dezember 2015 gelang es dem Freundeskreis, das Gemälde auf einer Auktion in Berlin für das Augustinermuseum zu erwerben. Es ist eine ausgezeichnete Ergänzung zu Thomas Porträt seiner Mutter, das sich als Leihgabe der Bundesrepublik Deutschland ebenfalls in der Sammlung des Museums befindet.

Hans Thoma: Kunsthandwerk

Hans Thoma war ein vielfältiger Künstler, der sich sehr für das Kunsthandwerk interessierte und sich auch auf dem Gebiet der angewandten Kunst bewegte und ausdrückte. So schuf er Entwürfe beispielsweise für Möbel und Alltagsgegenstände wie Teller oder Bilderrahmen, die von Kunsthandwerkern ausgeführt wurden und ortsansässige Traditionen belebten.

Der Welt der Phantasiewesen hat sich Thoma auch zeitlebens gewidmet, sei es in Graphiken oder Gemälden. Manche davon hat er in verschiedensten Variationen dargestellt und in unterschiedlichen Techniken wiederholt. Zeichnerische oder druckgraphische Entwürfe bildeten dann häufig auch die Vorlage für kunsthandwerkliche Ausführungen in Holz oder Majolika.

Das tellerförmige Medaillon zeigt das geschnitzte Relief eines rätselhaften drachenartigen Fischwesens in dessen Maul ein Trompete blasender Putto sitzt. Vorbild dafür ist das seitenverkehrte Motiv des Rätseldrachens aus einer Thoma-Radierung, das in ähnlicher Weise auch als achteckiges geschnitztes Holzpanel zum Thema Planetenbilder ausgeführt wurde.
Dasselbe gilt für die Reliefschnitzerei des auf einer Schlange stehenden Phönix, dem Pendant zum Meeresrätseldrachen. Auch hier gibt es diverse Ausführungen und Variationen in anderen Medien.

Hans Thomas Bilderrahmen

Bilderrahmen gehören auch zum Repertoire der angewandten Künste, für die Hans Thoma künstlerische Vorlagen schuf. Die von ihm entworfenen, reich verzierten und in Brandmalerei ausgeführten Rahmen wurden mit hochwertigen Reproduktionen des Leipziger Verlages Breitkopf & Härtel in großer Anzahl in Umlauf gebracht. Dabei sind Rahmen und Kunstdruck motivisch und farblich aufeinander abgestimmt. Alle drei im Besitz des Augustinermuseums befindlichen Rahmen wurden zusammen mit den dazugehörigen Blättern am 24. März 2010 beim Auktionshaus Bloss erworben und dem Museum vom Freundeskreis geschenkt.

"Die Märchenerzählerin" ist ein Motiv, das Thoma in verschiedenen Medien und Techniken variiert hat. Als Vorlage für den Lichtdruck von Breitkopf & Härtel diente eine von Thoma selbst abgezogene und hinterher bearbeitete Tachographie. Eine alte Frau, das Modell war Thomas Mutter, erzählt zwei Kindern bei Mondschein im Beisein einer schwarzen Katze ein Märchen. Der Holzrahmen umgibt die Szene mit märchenhaften Motiven, Apfelbäumen mit Thomas sogenannten Wundervögeln, einer gekrönten Schlange, in Kristallen eingeschlossenen Tieren und einer Fledermaus mit ausgebreiteten Flügeln.

"Paradies" zeigt eine von einem Bach geteilte Landschaft mit Adam und Eva. Auf einem Apfelbaum im Vordergrund sitzt ein Pfau, dessen prächtiger Schwanz beinahe bis ganz auf den Boden reicht. Das Blatt wurde nach einer mit Feder überarbeiteten Tachographie reproduziert. Die Pfauenfedern des Drucks setzen sich auf dem Rahmen symmetrisch umlaufend fort.

Auf dem Blatt "Christus am Ölberg" ist ein knieender Christus zu sehen, der die Hände zum Gebet gefaltet gen Himmel blickt, den Kopf von einem Strahlenkranz umgeben. Im Hintergrund sieht man drei Jünger schlafend liegen. Den auf das Bildthema abgestimmten Bilderrahmen umranken auf die Passion vorausweisende Dornenzweige, die auf den strahlenden Kelch des Leidens als oberen Schlusspunkt zulaufen, der gleichzeitig als Symbol der Eucharistie für Erlösung steht.

Hans Thoma als Möbeldesigner

Hans Thoma engagierte sich auch im Bereich der handwerklichen Möbelherstellung. 2009 wurde der vielfältige künstlerische Sammlungsbestand des Augustinermuseums durch die Schenkung von zwei Brettstühlen erweitert, die auf Entwürfe des Künstlers zurückgehen. Die beiden Stühle stammen aus der Schnitzereischule Bernau, dem Geburtsort Thomas. Dort wurde unter Leitung des Bernauer Schnitzers Johann Bregger 1894 eine Dependance der Großherzoglichen Schnitzereischule Furtwangen gegründet. Thoma unterstützte und förderte das Handwerk der Schnitzerei und Möbelfertigung mit seinen Entwürfen, da er darin eine besondere Bedeutung für die Region erkannte. Zahlreiche Motive sind bekannt und erhalten.

Auf der geschnitzten Stuhllehne sind Fuchs und Hase dargestellt, die sich zu später Stunde - bei Mondschein - per Pfotenschlag gute Nacht sagen. Unterhalb der Hinterbeine des Hasen ist Thomas Signatur in die Lehne geschnitzt.
Die geschnitzte Stuhllehne mit zwei Löchern zeigt einen im Schilf auf einem Bein stehenden Storch, unter ihm am Boden einen Frosch. Es sind rötliche Farbreste und Thomas Monogramm links unten erkennbar. Genauso wie bei der Gegenüberstellung von Fuchs und Hase kombiniert Thoma hier Raubtier und Beute.

Hans Thomas Graphik

Gerade im Bereich der Graphik war Hans Thoma sehr produktiv, nicht erst nach seinem künstlerischen Durchbruch 1890, aber danach besonders und in vielfältiger Weise. So erforschte er mit Anfang 50 neue Techniken wie die Tachographie, ein neues, zur eigenhändigen Vervielfältigung von Zeichnungen auf Stein genutztes Verfahren, oder die Algraphie, ein "lithographisches" Druckverfahren, das mit Aluminiumplatten statt mit zerbrechlichen Drucksteinen arbeitet. Um der gestiegenen Nachfrage nach seiner Kunst besser nachkommen zu können, verwandte er Zeichnungen mehrfach und schuf zahlreiche Versionen von Darstellungen und Motiven in unterschiedlichen Medien und (druck-)graphischen Techniken.

Die Vorzeichnung für ein Exlibris des Kunsthistorikers Joseph August Beringer wurde auf der Antiquaria in Ludwigsburg vom Buch- und Kunstantiquariat Michael Bauer aus Kronberg im Taunus am 27. Januar 2006 erworben und vom Freundeskreis dem Museum geschenkt. Die Federzeichnung zeigt einen Segler im Kampf gegen die Elemente auf bewegter See in Regen und Sturm. Neben zwei Maßstabsangaben für zwei unterschiedliche Druckgrößen an der rechten Seite enthält die Zeichnung Thomas Monogramm HTh und das Jahr 1900. Die Darstellung des Seglers im Kampf mit den Naturgewalten kann als Sinnbild für die Meisterung der Lebensreise gelesen werden. Wie so häufig bei Thoma hat er das Motiv in verschiedenen Medien und zu unterschiedlichen Zwecken variiert. So gibt es u.a. ein Landschaftsaquarell und die seitenverkehrte Kaltnadelradierung "Meerfahrt", auf der das Bildrund statt von einem Textband von Jakobsmuscheln eingefasst ist.

Die mit der Feder überarbeitete Bleistiftzeichnung zeigt zwei nebeneinander hergehende Kentauren, Mischwesen aus Pferd und Mensch, hier mit den Oberkörpern älterer Männer. Sie sind lebhaft ins Gespräch vertieft oder scheinen sich gar zu streiten. Um die Zweiergruppe ist durch die quadratische Umrisslinie das Bildformat angedeutet, unten rechts außerhalb der Linie ist das Blatt mit Hans Thoma signiert. Wie das Exlibris für Beringer wurde das Blatt 2006 beim Buch- und Kunstantiquariat Michael Bauer aus Kronberg im Taunus erworben, stellt aber keine direkte Druckvorlage dar, sondern bereitet wohl eine Illustration vor. 

Die Kaltnadelradierung mit zwölf Vignetten wurde von einer Platte aus dem Nachlass von Hans Thoma 1926 von dem ausgewiesenen Radierkünstler Felix Hollenberg (1868-1945) gedruckt, was dieser unten rechts mit Bleistift vermerkt hat. Gemäß seiner Klassifizierung der Drucke sind links unten vier fünfstrahlige Sternchen als Zeichen für eine gute Druckqualität angebracht. Die kreisrunden Vignetten zeigen vor allem Vögel wie Schwäne, Hähne oder Storch, aber auch das Segelboot-Motiv, das Thoma für das Exlibris von Joseph August Beringer verwandt hat, ist zwei Mal in unterschiedlichen Größen und in jeweils einer anderen Stimmung zu sehen. Erworben wurde das Blatt 2014 in Ludwigsburg auf der Antiquaria.

Vielfalt in Material & Technik

Die Schenkungen sind so vielfältig wie die Bestände des Museums selbst. Neben Gemälden, Graphiken und Skulpturen finden sich auch Werke der Alltagskultur wie Möbelstücke oder Kleinplastiken für den privaten Gebrauch. Auch lassen sich interessante Bezüge zwischen den Kunstformen herstellen, da die Arbeiten einzelner Künstler mit verschiedenen Techniken vertreten sind. Zeitlich spannen wir einen Bogen vom Mittelalter über den Barock bis zum beginnenden 20. Jahrhundert. 

Das geschnitzte, sehr plastisch gearbeitete Kreuz zeigt eine Christusfigur, darüber Gott in einer Wolke mit Weltkugel, Engel und heiligem Geist in Form einer Taube, darunter Maria mit einem Degen als Zeichen für Ihre Schmerzen. Seitlich befindet sich eine Schiebelade, worin Reliquien in Drahtarbeit verstaut sind.
Auf der Rückseite des Kreuzes sind die Marterwerkzeuge, der nach Petrus‘ Verrat krähende Hahn, der Kelch, die Würfel und die Kleidung Christi, um welche die Soldaten am Kreuz gewürfelt hatten, im Relief zu sehen. Das Kreuz stammt aus der Sammlung der Markgrafen von Baden und wurde dem Museum 1995 vom Freundeskreis geschenkt.

Zizenhausener Terrakotten

Aus der Zeit des Biedermeiner hat das Augustinermuseum eine bedeutende Sammlung der kleinen, kalt bemalten Tonfiguren von Anton Sohn (1769-1840), die in der Region bei Bürgern und in Bäckereiauslagen zur Weihnachtszeit sehr beliebt waren. Neben Krippen- und Heiligenfiguren, dem Basler Totentanz, Handwerker- und Berufsdarstellungen und Genremotiven gibt es auch Karikaturen wie die antisemitischen Szenen aus dem jüdischen Leben. Die Vorlagen für diese stammen von dem Basler Maler und Illustrator Hieronymus Hess (1799-1850).

Horst Kerstan (1941-2005)

Kerstan war ein international bekannter und in der deutschen Keramikszene einflussreicher Keramikkünstler. Sein Lehrer war der Künstler und Keramiker Richard Bampi, dessen Werkstatt in Kandern er nach Bampis Tod 1965 weiterführte. Kerstan ließ sich unter anderem von moderner Kunst und von fernöstlicher Keramikkunst inspirieren und experimentierte mit Glasurtechniken und -bränden um moderne Ausdrucksformen für seine Keramiken zu finden.

 

Die kleine Kugelvase mit großer Öffnung zeigt eine kaisergelbe über einer schwarzen Temmoku-Glasur. Temmoku ist der japanische Name für eine Glasur, die vor über 1000 Jahren in China entstand, nach Japan exportiert und dort weitergeführt wurde. Ihr charakteristischer Farbton entsteht durch den Zusatz von Eisen, wobei der genaue Farbton von der Dauer des Abkühlvorgangs beeinflusst wird - je beschleunigter das Stück abgekühlt wird, desto schwärzer wird die Glasur. Diese Vase kam als Geschenk an den Freundeskreis, der sie wiederum 2015 dem Museum schenkte.

Ehrenpokal 

Der wertvolle Pokal für einen Freiburger Abgeordneten, bezahlt und mit Widmung von der Bürgerschaft der Stadt Freiburg, ist ein interessantes Zeugnis aus der Freiburger Stadtpolitik.

Der Silberpokal mit einem Dreifuß von silbernen Delphinen ist an Sockel und Kuppa vergoldet. Rund um die Kuppa finden sich ovale, silberne Wappen der Freiburger Zünfte. Gewidmet wurde der Ehrenpokal dem Oberbürgermeister Johann Josef Adrians (1756-1827), einem der beiden von Freiburg entsandten Abgeordneten für den ersten badischen Landtag in Karlsruhe 1819. Darauf bezieht sich folgende, den Sockel umlaufende Inschrift: "Die Bürger Freiburgs danken ihrem Abgeordneten bei der Staendeversammlung 1819 dem Herrn Oberbürgermeister Adrians". Auf der Unterseite des Sockels ist die Signatur des Goldschmieds "Wißler in Freiburg" eingraviert, was vermutlich auf den Goldschmied Johannes Wißler hindeutet, der auch Stücke aus dem Münsterschatz geschaffen hat. Der Pokal wurde schon im Jahr 2000 vom Augustinermuseum auf einem Wiener Antiquitätenmarkt erstanden, 2014 die Kosten dafür nachträglich vom Freundeskreis übernommen.

Bei dem Medaillon handelt es sich um eine Elfenbeinminiatur in originalem, emailliertem Goldrahmen mit dem Bildnis der Prinzessin Karoline von Baden (1776-1841). In dem Brustbild ist sie als Jugendliche mit dunkelblondem, über die Schultern fallendem gelocktem Haar und tief ausgeschnittenem weißen Volantkleid dargestellt, wobei der zarte Hautton fast unmerklich in die Volants übergeht. Ihr Gesicht erscheint lebhaft modelliert, ihre Augen strahlend und wach. Auf der Rückseite befinden sich Blumenranken, die Inschrift "A MOI" und ein zum Rund gelegtes Haar der Prinzessin. Diese Art des Medaillons war ein Zeichen von Liebe und Verbundenheit zwischen Träger_in und dargestellter Person und daher ein sehr persönlicher Gegenstand. Das wertvolle Stück samt grüner Schatulle kam 1998 in den Besitz des Augustinermuseums, wobei sich der Freundeskreis zu einem Sechstel an den Anschaffungskosten beteiligte.

Das Hammerklavier der Firma J. Gunther & Co. in Brüssel hat eine Reproduktionseinrichtung von M. Welte & Söhne aus Freiburg und wurde ursprünglich für das Belgische Königshaus angefertigt. Mithilfe von Notenrollen, Lochstreifen aus Papier, auf denen in speziellen Aufnahmestudios Musikstücke aufgezeichnet wurden, kann das Reproduktionsklavier automatisch Musik abspielen und zwar auf weitgehend authentische Art und Weise. Dadurch können auch heute noch Original-Interpretationen verstorbener Meister wie Claude Debussy, Johann Strauss oder Gustav Mahler wiedergegeben werden.

Das Klavier erwarb der Freundeskreis zusammen mit fünfzehn Notenrollen aus eigenen Mitteln und schenkte es dem Museum am 18. November 2004.

Gemälde und Skulptur

Im Bereich Gemälde und Skulptur ermöglichte der Freundeskreis des Augustinermuseums e.V. verschiedenste hochkarätige Ankäufe, die in der Dauerausstellung zu sehen sind.

Simon Gösers (1735–1816) "Gastmahl im Hause des Simon" ist das erste Kunstwerk, das 1995 mit finanzieller Unterstützung des Freundeskreises aus Heidelberger Privatbesitz für das Augustinermuseum erworben werden konnte. Das kleinformatige Gemälde ist ein Entwurf für ein Deckenbild, das im Fürstensaal des Klosters St. Peter im Schwarzwald umgesetzt wurde. Es porträtiert die Geschehnisse während eines Besuchs Jesu im Hause des Simon von Bethanien. Göser, der zu den herausragenden Barockmalern Süddeutschlands zählt, führt hier den Blick des Betrachters entlang einer vertikalen Achse. Als Deckenbild konzipiert wurde so der Raum illusorisch nach oben hin geöffnet. Als Entwurf ist das Gemälde eine interessante Ergänzung zum großformatigen Altarbild "Verehrung des Herzens Jesu durch zwei Jesuitenheilige", das ursprünglich aus der Nepomukkapelle in Bad Krozingen stammt und ebenfalls in der Augustinerkirche ausgestellt ist.

Anfang 2016 gelang es dem Freundeskreis, diese Holzstatuette aus dem Privatbesitz der Kunsthändlerin Elisabeth Nissen für das Museum zu erwerben. Heute gehört sie zu den Highlights des Sammlungssschwerpunkts mittelalterlicher Plastik und kann von Besucherinnen und Besuchern in der Dauerausstellung besichtigt werden. Durch Haltung, Körperform, Gesicht und Haarkleid ist die geschnitzte Figur einem süddeutschen Künstler des frühen 16. Jahrhunderts zuzuordnen. Nicht nur die künstlerische Qualität und das selten in dieser Größe dargestellte Motiv der Büßerin machen die Figur interessant, sondern auch ihre mehrstufige Nutzungsgeschichte. Zunächst für einen religiösen Kontext bestimmt, wurde sie später privat genutzt. Darauf deuten beispielsweise die geglättete Oberfläche an Brüsten und Hinterteil sowie der Sockel der Figur hin. Möglicherweise war sie in einem frühneuzeitlichen Kabinett aufgestellt, wo sie viel berührt wurde.

Das Motiv der Maria Magdalena im Haarkleid verbreitet sich im 15. Jahrhundert. Der Legende nach lebte die Heilige 30 Jahre als Einsiedlerin in der Wildnis, inmitten von wilden Tieren. Täglich wurde sie von Engeln in den Himmel gehoben. Ihre Nacktheit verhüllte sie durch ein Haarkleid, das ihren Körper wie ein Fell bedeckt. Nur wenig früher entstanden ist die Heilige Maria Magdalena des Tilman Riemenschneider vom Hochaltar der St. Magdalenenkirche in Münnerstadt, die sich seit 1901 im Bayerischen Nationalmuseum befindet.

 

Mit der finanziellen Unterstützung des Freundeskreises konnte das Augustinermuseum 2011 ein kleines signiertes und auf 1779 datiertes Bildnisrelief aus Alabaster von Franz Anton Xaver Hauser (1712–1772) ankaufen, das in der Vitrine im Chorraum des Museums ausgestellt ist. Es zeigt die Eheleute Clara Ketterer und Johann Conrad von Gleichenstein, deren Wappen jeweils am Sockel angebracht sind. Die beiden Medaillons wurden gefertigt, um im privaten Kreis der Heirat des verstorbenen Paares zu gedenken. Vermutlich wurde es anlässlich des 10. Todestags des 1746 durch Maria Theresia geadelten und 1769 verstorbenen von Gleichenstein angefertigt. So ist auch die Datierung auf dem Denkmal zu erklären, die Hauser 'vorausdatierte'. Franz Anton Xaver Hauser war ein Zeitgenosse Johann Christian Wentzingers (1710–1779) und als Bildhauer im Breisgau und im Elsass tätig. Von ihm sind in der Dauerausstellung auch Büsten der Freiburger Zünfte zu sehen, wie die des Heiligen Lukas und Heiligen Augustus.

 

Die Anbetung der Könige

Anlässlich des 25-jährigen Vereinsjubiläums im Jahre 2018 wurde das Stuckrelief der Anbetung der Könige erworben und während der Jubiläumsfeier am 30. November 2018 feierlich an das Museum übergeben. Der Ankauf des spätmittelalterlichen Reliefs wurde durch Mitgliedsbeiträge und großzügige Spenden finanziert. Es ist die größte Einzelanschaffung eines Kunstwerkes durch den Freundeskreis in der Vereinsgeschichte. Seit Dezember 2018 ist das Relief in der Dauerausstellung des Augustinermuseums zu besichtigen und zählt zu den Highlights des Sammlungsschwerpunktes mittelalterlicher Plastik.

Das qualitätvolle, fein modellierte Stuckrelief steht beispielhaft für die oberrheinische Kunst des späten 15. Jahrhunderts. Dem Werk kommt eine besondere Bedeutung hinzu, da es sich um das letzte erhaltene Exemplar mit diesem Motiv handelt. Dargestellt ist die Anbetung des Jesuskindes durch die Heiligen Drei Könige (Mt 2, 1-12). An der Stelle des dritten Königs, der sich nicht erhalten hat, wurde ein Körbchen auf dem Boden ergänzt. Die beiden anderen Könige sind in kostbaren Gewändern gekleidet und präsentieren ihre Gaben in goldenen Gefäßen, die teils filigrane Goldschmiedewerke wiedergeben.

Das Relief bereichert die Dauerausstellung des Augustinermuseums in mehrfacher Hinsicht: Sein Entstehungskontext und seine stilistische Einordnung passen exakt zu einem der Sammlungsschwerpunkte des Hauses, nämlich der mittelalterlichen Plastik des Oberrheins. Die nachgewiesene Verwendung und Verarbeitung von Vorlagen der bedeutendsten oberrheinischen Kupferstecher lassen dabei vielfältige Bezüge zu anderen Exponaten in der Augustinerkirche zu.

Aufgrund seiner besonderen Materialität und Herstellungsweise ergänzt das Relief zudem die Sammlung um einen wichtigen Aspekt der spätmittelalterlichen Kunstproduktion (und ihrer Vervielfältigungstechniken), der auch in der Forschung mehr und mehr Beachtung findet. Schließlich erzählt die Reliefdarstellung ikonografisch eine ebenso beliebte wie bekannte Begebenheit, die jedoch – auf den zweiten Blick – durch das Fehlen eines dritten Königs spannungsreich gebrochen wird. Damit können auch Fragen an die Objekt- und Restaurierungsgeschichte in den Fokus genommen werden. Insgesamt eröffnen sich so vielschichtige Vermittlungsansätze und -wege für die Besucherinnen und Besucher des Augustinermuseums, die am Beispiel dieses Reliefs auf eine wahre Entdeckungsreise gehen können.

 

Dr. Eva Maria Breisig

Extern gehostetes Video URL
Technologische Untersuchung und digitale Rekonstruktion des Stuckreliefs "Anbetung der Könige", als Teil der Masterarbeit von Salome Hunziker, HAWK

Graphik

Im Bereich der Graphik gelang es dem Freundeskreis Augustinermusem e. V.  ebenfalls, den Sammlungsbestand um wichtige, teilweise kuriose Werke zu ergänzen.

Die aquarellierte Tuschezeichnung skizziert einen Frauenakt in tänzerischer Pose, eine Arbeit, die in Hermann Gehris (1879-1944) Berliner Zeit entstand, als er Aktzeichnen an der Kunstgewerbeschule Berlin unterrichtete. Sie passt wunderbar zu den Zeichnungen drei weiterer Tänzerinnen des Künstlers, die sich zuvor schon in der Sammlung des Augustinermuseums befanden. Das Blatt wurde am 21. April 2007 beim Auktionshaus Peege ersteigert und vom Freundeskreis dem Museum geschenkt.

Auf reizvolle Weise setzt Joseph Hörr (1732-1785) die Aktfiguren der drei Badenden in Szene. Das Tuch, in das sich die Frauen hüllen, gibt gleichzeitig ihre Nacktheit preis. Die Ruinen im Hintergrund bilden einen Kontrast zur vollkommenen Schönheit der wie Nymphen anmutenden Frauen. Hörr ist hauptsächlich für seine Arbeiten als Bildhauer bekannt. Dies ist eine der wenigen Zeichnungen, die sich erhalten hat. Plastizität erreicht Hörr hier durch die Modellierung von Hell und Dunkel.

Die sehr feine, sorgfältig ausgeführte Zeichnung wurde dem Museum 2021 vom Freundeskreis geschenkt. 

Ansichten des Freiburger Münsters

Zwei Ansichten des Freiburger Münsters gehören auch zu den vom Freundeskreis angekauften Schenkungen, eine frühe Fotografie und ein Aquarell, die sich dem Sujet auf jeweils ganz andere Weise nähern.

Diese Fotografie ist ein sogenannter Vintage-Print aus der Pionierzeit der Fotografie, vom Künstler selbst abgezogen. An der Beschaffenheit des Papiers, dem Sepiaton der Aufnahme sowie der charakteristischen, die Ecken abrundenden Montage kann man dies gut erkennen. Dargestellt ist das Münster vom Schlossberg aus, im Vordergrund die dichte Bebauung der Altstadt, im Hintergrund dünnen sich die Häuser aus und die Landschaft beginnt. Im Gegensatz zu Eibner, der in seinem Aquarell sehr frei mit der vorgefundenen Architektur umgeht und sogar Gebäudefassaden dazu erfindet, ist Hases Fotografie ein stadtgeschichtliches Dokument, an dem man den Ist-Zustand des Gebäudeensembles zu einem bestimmten Zeitpunkt ablesen kann. Weil sich Hase (1818-1888) erst 1852 in Freiburg niederließ und ein neugotischer Fialenaufsatz am Chor des Münsters noch fehlt, der 1855 errichtet wurde, muss das Foto zwischen 1852 und 1855 entstanden sein.
Das Aquarell zeigt die Westfassade des Münsterturms, den Marktplatz mit den umstehenden Gebäuden und links im Vordergrund den Fischbrunnen, der zu dieser Zeit noch an der Mündung der Münstergasse in die Kaiserstraße stand. Auf der Darstellung erscheint die Münstergasse stark verbreitert und ermöglicht dadurch einen unverstellten Blick auf das Münster und das historische Kaufhaus im Hintergrund. Der bewegte, von Wolken durchzogene Himmel erzeugt eine dramatische Stimmung. Obwohl die auf den Tag genaue Datierung des Blattes unten rechts (5 Aug 68) zeigt, dass der renommierte Münchner Architekturmaler (1825-1877) das Aquarell wie andere überlieferte Blätter mit Freiburg-Motiven vor Ort angefertigt hat, wandelt Eibner die reale Ansicht schon hier partiell ab. Neben der Verbreiterung der Münstergasse erfindet er auch die Gebäudefassade hinter dem Fischbrunnen, um das gewünschte romantisierende Stimmungsbild zu erhalten. Im Besitz des Augustinermuseums befinden sich drei weitere Aquarelle Eibners, welche die beständige Variation des Motivs belegen.

Hans Baldung Griens Holzschnitte

Hans Baldung Grien (1484-1545) war ein enger Mitarbeiter Albrecht Dürers (1471-1528) und prägte zusammen mit ihm und anderen Künstlern wie Matthias Grünewald (um 1475-1528) , Lucas Cranach d. Ä. (1472-1553), Albrecht Altdorfer (um 1480-1538) und Hans Holbein d. J. (1497-1543) die Kunst im deutschsprachigen Raum des 16. Jahrhunderts.

Hans Baldung  hat eine starke Verbindung zu Freiburg, da er hier über mehrere Jahre sein wichtigstes Werk, den Hauptaltar des Freiburger Münsters, schuf. Er widmete sich aber nicht nur der Malerei, sondern auch der Glasmalerei und dem Holzschnitt. Insbesondere seine Holzschnitte machen einen wichtigen Teil der Graphischen Sammlung des Augustinermuseums aus und wurden schon vor Eröffnung des Hauses Anfang des letzten Jahrhunderts gesammelt, wie die ersten Inventarbücher zeigen.

Es war daher kein Zufall, dass das Museum 2016 beschloss, den eigenen Bestand zu zeigen und das Haus der Graphischen Sammlung mit der monografischen Ausstellung "Hans Baldung Grien. Holzschnitte" zu eröffnen. Seitdem sind weitere Werke von ihm in die Sammlung aufgenommen worden.

Zwei Holzschnitte mit religiösem Thema aus den 1510er Jahren wurden im November 2019 erworben und dem Augustinermuseum vom Freundeskreis geschenkt.

Die ikonografischen Merkmale sind offensichtlich. Christus ist hier als Salvator Mundi dargestellt, die rechte Hand zum Segen erhoben, während die linke Hand die Weltkugel hält, was die Herrschaft Christi über die Welt symbolisiert.
Auf diesem Andachtsbild hält der heilige Bartholomäus ein Messer in der Hand, dessen Schärfe er mit dem Daumen zu prüfen scheint. Dieses Schindermesser ist ein Verweis auf das von ihm erlittene Martyrium, da ihm bei lebendigem Leib die Haut vom Körper abgezogen wurde.

Baldungs Werke zeigen ihn auch als Zeitgenossen der Reformation und des Humanismus, denn er greift auch profane Motive auf und schafft eindrucksvolle Porträts. Ein Beispiel dafür ist das Buchholzschnittbildnis des Reformators Caspar Hedio (1494-1552) von 1543, das die individuelle Physiognomie des Straßburger Theologen im Dreiviertelprofil festhält. 

Nicht nur mit christlichen und weltlichen Themen befasste sich der Künstler, sondern auch mit mythologischen Motiven. 
Die drei Parzen sind die Schicksalsgöttinnen der römischen Mythologie, die über Leben und Tod entscheiden. Hans Baldung Grien stellt sie als weibliche Akte dar. Während die jugendliche Nona den Lebensfaden spinnt und die mütterliche Decima ihn von der Spule entrollt, hat die greise Morta bereits die Schere gezückt, um ihn durchzutrennen. Die drei Schwestern waren im 16. Jahrhundert eine beliebte Allegorie des menschlichen Schicksals und Personifikationen der Lebensalter. Baldung führte die Parzen als eigenständiges Bildmotiv in die Kunst der deutschen Renaissance ein.
Der Freundeskreis schenkte dem Museum den Holzschnitt am 15. Juni 2009. 

Sonderausstellungen

Schenkungen ermöglichen nicht nur die gezielte Erweiterung der Sammlungen, sondern bieten auch die Möglichkeit, Ausstellungsprojekte zu realisieren. Ein Beispiel hierfür ist die Ausstellung "Blauer Himmel über Baden. Ortsansichten des 19. Jahrhunderts von Johann Martin Morat", die das Haus der Graphischen Sammlung von Mai bis September 2019 zeigte. Anstoß lieferte der Ankauf von zehn Graphiken des badischen Künstlers durch den Freundeskreis im Jahre 2013, darunter Aquarelle, aquarellierte Zeichnungen und eine Gouache. Die Schenkungen komplementierten den bis dato 58 Blätter umfassenden Bestand und lieferten neue inhaltliche Bezüge. So eröffneten die Zeichnungen und Aquarelle einen Einblick in Morats Schaffensprozess, indem sie den künstlerischen Prozess des Dokumentierens und Aktualisierens der geographischen und städtebaulichen Vorlage nachvollziehbar machten.

 

Ausstellungsansicht, Foto: Axel Killian

Der Vedutenmaler Johann Martin Morat (1805–1867) hat seit den 1820er Jahren Orte und Bauten seiner Heimat Südbaden und der angrenzenden Schweiz im Bild festgehalten. Bekannt sind mehr als 90 Ansichten, die er sehr genau nach der Natur abgezeichnet und mit deckenden Gouachefarben zum Leuchten gebracht hat. Seine Blätter sind als historische Dokumente von großer Bedeutung, da sie das damalige Aussehen der dargestellten Landschaften und Orte noch vor bzw. kurz nach Erfindung der Fotografie zuverlässig überliefern. Tatsächlich hat Morat von manchen kleineren Orten die frühesten Ansichten überhaupt, von größeren die für das frühe 19. Jahrhundert genauesten Darstellungen geschaffen.

Von seinem Heimatort Stühlingen nah der Schweizer Grenze aus ist Morat entlang der Rheinebene bis nach Freiburg gelangt. Von Herdern aus hat er um 1830 den Blick auf die Breisgaumetropole in verschiedenen Varianten festgehalten. Seltene Zeichnungen dokumentieren, wie er seine Ansicht vorbereitet und bei einem zweiten Aufenthalt aktualisiert bzw. um Gebäude ergänzt hat.