Bildcollage aus verschiedenen Objekten

Das Projekt

Ozeane, Kriegsschiffe und Marinealltag sind nicht unbedingt das, was einem als Erstes zur Schwarzwaldmetropole Freiburg einfällt. Und doch stechen aus den umfangreichen Ozeanien-Beständen der Ethnologischen Sammlung zwei Sammlungen hervor, auf die dies in besonderem Maße zutrifft. Die Marineoffiziere Walther Brandt und Paul Werber haben zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Abstand von einem Jahrzehnt Dienst auf dem Kleinen Kreuzer S.M.S Cormoran getan und dabei Sammlungen angelegt, die dann nach Freiburg gelangten. Beide Männer nahmen als Besatzungsmitglieder des Kriegsschiffs an sogenannten "Strafexpeditionen" in den ehemaligen Deutschen Kolonialgebieten im Pazifik teil. Dieser Umstand warf die Frage auf, ob es einen Zusammenhang zwischen den Objekten im Museum Natur und Mensch und diesen kolonialen Gewalttaten gibt.

Gedenkstätte mit Massengrab und Namen von Ermordeten
Das Massengrab für die hingerichteten Anführer des Aufstands gegen die deutsche Kolonialherrschaft in Kolonia ist heute eine nationale Gedenkstätte. Ein Schild zeigt die Namen und traditionellen Titel der Hingerichteten. Foto: Godwin Kornes

Um dies zu untersuchen und aufzuarbeiten, wurde von Januar 2023 bis Dezember 2024 das Forschungsprojekt "Die S.M.S. Cormoran, deutsche ‚Strafexpeditionen‘ in Ozeanien und die Ethnologische Sammlung des Museums Natur und Mensch. Zum Zusammenhang von Kolonialismus und dem Sammeln von Ethnographika" durchgeführt, das vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste gefördert wurde. In diesem Rahmen wurden beide Sammlungen, die Biographien der Sammler, sowie allgemein die Verbindung von ethnographischen Sammlungen und der S.M.S. Cormoran genauer beleuchtet. Darüber hinaus wurde Kontakt zu Menschen auf der Insel Pohnpei in Mikronesien aufgenommen, deren Vorfahr_innen durch eine der "Strafexpeditionen" direkt betroffen waren. Das Album gibt Einblicke in das Projekt und fasst die wichtigsten Ergebnisse zusammen.

Logo Deutsches Zentrum Kulturgutverluste

Der Hintergrund

Deutsche Kolonialgebiete im Pazifik und die Rolle des Kanonenboots S.M.S Cormoran

Die S.M.S. Cormoran lief am 17. Mai 1892 in der Kaiserlichen Werft Danzig vom Stapel und wurde am 28. September 1914 im Hafen von Tsingtau (heute: Qingdao, China) durch Selbstversenkung außer Gefecht gesetzt. Zum Personal gehörten neun Offiziere und 152 Mann Besatzung. Das Schiff war mit acht Schnellladegeschützen und zwei Decks-Torpedorohren bewaffnet. Ihre Schwesterschiffe waren Bussard, Falke, Seeadler, Condor und Geier. 

historisches Foto eines Kriegsschiffes
Aufnahme der S.M.S. Cormoran aus dem Nachlass des ehemaligen Besatzungsmitglieds Hans Podestà. Signatur: 2013-103-008, Deutsches Marinemuseum Wilhelmshaven. 

Die Hauptaufgabe der S.M.S. Cormoran bestand darin, deutsche Interessen in den Kolonialgebieten in Ozeanien militärisch abzusichern. Das Deutsche Reich hatte sich zwischen 1884 und 1899 das nach Bevölkerungszahl viertgrößte europäische Kolonialreich angeeignet. Zu diesem gehörte auch ein riesiges Territorium im Pazifik, das die sogenannten Konzessions- und Pachtgebiete in China wie etwa Qingdao und Gebiete in den heutigen Staaten Papua-Neuguinea, Salomonen, Samoa, Marshallinseln, Nauru, Palau, Vereinigte Staaten von Mikronesien und Nördliche Marianen umfasste. Im Gegensatz zu den afrikanischen Kolonien verfügte das Deutsche Reich in den pazifischen Gebieten nur über sehr wenige Kolonialbeamte und keine stationierten Militäreinheiten, so dass der Marinepräsenz eine besondere Bedeutung zukam. 

Die S.M.S. Cormoran war erst der Ostasiatischen Kreuzerdivision, dann dem Ostasiatischen Kreuzergeschwader und danach der Australischen Station zugeordnet. In ihren Einsätzen befuhr sie die Region zwischen Ostasien, Australien und den pazifischen Inseln, transportierte Truppen und Sammelgut, koloniales Verwaltungspersonal, Sammler und Forschungsreisende, und führte wissenschaftliche Forschungsarbeiten durch, beispielsweise mit der Befahrung des Sepik-Flusses im Jahr 1909. 

von Blättern umgebenes Grabdenkmal
Denkmal von 1911 für die gefallenen deutschen Marinesoldaten in Kolonia, Pohnpei. Foto: Godwin Kornes

Das Schiff war aber auch an zahlreichen Bestrafungsaktionen gegen die lokalen Bevölkerungen der deutschen Kolonialgebiete beteiligt. Dabei konnte es sich um die Durchsetzung richterlicher Anordnungen und Verhaftungen ohne Anwendung physischer Gewalt handeln, aber auch um umfangreiche Militäreinsätze. Dazu zählen u. a. die Niederschlagung des Sokehs-Aufstands 1910/1911 in Pohnpei (Vereinigte Staaten von Mikronesien), bei der Paul Werber eine führende Rolle spielte oder die Vergeltungsaktion gegen die Bevölkerung der St.-Matthias-Inseln (Papua-Neuguinea) im Juli 1901 nach dem Mord an zwei deutschen Forschungsreisenden, an der Walther Brandt beteiligt war.

sw-Foto eines Kriegsschiffes
Der deutsche Hilfskreuzer S.M.S Cormoran, ex Rjäsan, in Guam, Foto: Marineschule Flensburg-Mürwik, Gemeinfrei, via Wikimedia Commons

Nach der Selbstversenkung der S.M.S. Cormoran im September 1914 wurde der von der S.M.S. Emden aufgebrachte russische Dampfer Rjäsan als Hilfskreuzer ausgerüstet und unter dem Namen Cormoran weiterbetrieben. Dieses Schiff wird zumeist als Hilfskreuzer Cormoran bezeichnet, manchmal auch als S.M.S. Cormoran II. Es beteiligte sich im Ersten Weltkrieg für kurze Zeit an den kriegerischen Auseinandersetzungen im Pazifik, bis es im Dezember 1914 aus Kohlenmangel in Guam verbleiben musste. Nach dem Kriegseintritt der USA ließ Kommandant Zuckschwerdt (1874-1945) das Schiff am 7. April 1917 durch Sprengung im Hafen von Apra versenken. Hierbei starben mehrere Crew-Mitglieder, die auf Guam bestattet wurden. Das Forschungsprojekt hatte aufgrund der Beziehung zur Sammlung des Museums Natur und Mensch einen Schwerpunkt auf den Aktivitäten der S.M.S. Cormoran I. Allerdings konnten bei Besuchen auf Guam auch Spuren der Cormoran II und ihrer Besatzung dokumentiert werden.

Gegenstand des Projekts

Hauptgegenstand des Projekts war die Frage, inwiefern ein möglicher Zusammenhang zwischen dem Erwerb der Freiburger Sammlungen von Walther Brandt und Paul Werber und Militäraktionen der Kaiserlichen Marine in Ozeanien gegeben ist. Neben der archivalischen Forschung zu Sammlung und Sammlern war hierfür auch die Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern in Ozeanien vorgesehen. Da sich schon bald nach Projektbeginn herausstellte, dass sich in der Sammlung von Walther Brandt keine Objekte von den St.-Matthias-Inseln befinden, wurde der Schwerpunkt der Zusammenarbeit auf das mikronesische Pohnpei gelegt. 

Historische Karte von Mikronesien
Der deutsche Kolonialbesitz in Ozeanien 1905 (Quelle: Meyers Geographischer Hand-Atlas 1905, gemeinfrei)

 

Gruppe von Schüler_innen aus Mikronesien die um einen Tisch stehen und Abbildungen betrachten
In Pohnpei hielt das Projektteam zahlreiche Vorträge für Schulen und zeigte eine mobile Foto-Ausstellung mit den Objekten der Freiburger Karolinen-Sammlung. In diesem Fall für Schüler_innen der Seven Days Adventist School, Kolonia. Foto: G. Kornes, September 2023.

Während zweier Aufenthalte auf Pohnpei im Herbst 2023 und Frühjahr 2024 suchte das Projektteam die Vernetzung mit Akteuren und Institutionen auf Pohnpei, um Gegenstand und Ergebnisse des Projekts vor Ort bekannt zu machen. Der wichtigste Kooperationspartner vor Ort war dabei das Historic Preservation Office (HPO) in der Hauptstadt Kolonia, dessen Auftrag in der Bewahrung des nationalen Kulturerbes liegt. Die Mitarbeiter_innen des HPO ermöglichten durch großes Engagement, dass das Projektteam während der beiden Aufenthalte Präsentationen vor mehreren hundert Schüler_innen von verschiedenen High Schools aus Pohnpei halten konnte. Im Mittelpunkt stand dabei das materielle Kulturerbe aus Mikronesien in deutschen Museumssammlungen und die gemeinsame Kolonialgeschichte. Daneben ermöglichte das HPO auch Kontakte zu traditionellen Autoritäten und den Austausch mit Expert_innen zu Geschichte und Kultur des Landes.

Power-Point-Präsentation vor traditionellen Autoritäten
Präsentation zur Freiburger Sammlung für seine Exzellenz Lapalap Isipahu, Nahnmarki von Madolenihmw und ihre Exzellenz Rihna Hebel, Likend von Madolenihmw. Foto: G. Kornes, September 2023.
Urwaldweg mit Steinen
Reste einer deutschen Straße im Norden von Sokehs, deren Bau ein Mitauslöser des Aufstands gegen die Kolonialherrschaft im Jahr 1910 war. Foto: Godwin Kornes

Zusätzlich besuchte das Projektteam in Pohnpei historische Orte, die mit der S.M.S. Cormoran in Verbindung stehen. So etwa den noch erhaltenen Abschnitt eines Weges, dessen Bau eine zentrale Rolle beim Ausbruch der Rebellion spielte, das Sokehs-Gebirge, in dem ein großer Teil der Kampfhandlungen stattfand, das Kriegerdenkmal für die gefallenen Besatzungsmitglieder der S.M.S. Cormoran oder das Massengrab für die hingerichteten Anführer der Rebellion in der Hauptstadt Kolonia. Zusätzlich wurden die Orte in Guam besucht, in denen die Besatzung der S.M.S. Cormoran interniert und die gestorbenen Besatzungsmitglieder bestattet wurden. Zu letzteren gehört auch ein Matrose namens K. Bumarum, der aus Neuguinea stammte, nach dem Ende des Ersten Weltkriegs in Guam blieb, dort heiratete und kurze Zeit später starb.

Kriegsgräber
Rechts: Gräber und Gedenkstein für die gestorbenen Besatzungsmitglieder der S.M.S. Cormoran auf dem US Naval Cemetery in Hagåtña, Guam. Links: Grab des aus Neuguinea stammenden Matrosen Bumarum, S.M.S. Cormoran. Fotos: Godwin Kornes


Für die Erforschung der Biographien der Sammlungen und ihrer Sammler, aber auch der historischen Umstände des ethnographischen Sammelns im Marinekontext waren die Akten der Kaiserlichen Reichsmarine im Militärarchiv Freiburg von großer Bedeutung. Dazu gehören nicht nur das offizielle Berichtswesen der Marineschiffe, mit teils sehr detaillierten Beschreibungen von Einsätzen und auch Sammelaktivitäten, sondern auch Tagebücher und Briefe von ehemaligen Offizieren, unter anderem von Walther Brandt und Paul Werber. Mit Mitteln des Projektes konnten einige für Pohnpei relevante historische Akten aus dem Militärarchiv Freiburg transkribiert und ins Englische übersetzt werden, um diese an Bildungseinrichtungen des Staates zu übergeben.

Mann übergibt ein Dokument an eine Frau
Übergabe von übersetzten Primärquellen zum Sokehs-Aufstand aus dem Freiburger Militärarchiv an Lucy I. Oducado, Bibliothekarin am College of Micronesia in Palikir, Pohnpei. Foto: Bruce Robert

Die Ergebnisse

Vorbesitzer Walther Brandt

Walther Rudolf Julius Brandt wurde am 31. Mai 1872 in Friedrichsort-Kiel geboren. Ab 1881 durchlief er seine Ausbildung bei der Marine in Kiel und bestand die Seeoffiziersprüfung 1892. In den folgenden Jahren tat er auf diversen Schiffen in Europa, den Amerikas, Ostasien und Ozeanien Dienst, von Herbst 1896 bis September 1898 auch auf der S.M.S. Kaiser, mit der er an der Besetzung von Qingdao teilnahm. Im März 1898 erfolgte die Beförderung zum Oberleutnant zur See. Nach zwei weiteren Einsätzen als Wachoffizier auf S.M.S. Charlotte und Stosch folgte dann von Juni 1901 bis 1903 seine Dienstzeit als 1. Wachoffizier und Navigationsoffizier auf der S.M.S. Cormoran, die mit seiner Sammlung in Beziehung steht.

Nach dem Einschiffen in Sydney am 17. Juni 1901 war Brandts erster Einsatz die sogenannte "Strafexpedition" auf den St.-Matthias-Inseln, heute zu Papua-Neuguinea gehörig, die der Vergeltung des Mordes an den Forschungsreisenden Bruno Mencke und Ludwig Caro galt. Hierzu schrieb Brandt in seinem militärischen Tagebuch:

„[Mit] Boluminski an Bord nach St. Matthias gedampft, bei der Stationsinsel geankert. 4 Tage lang Landungsmanöver – einmal ging ich mit – Lager von Mencke gesehen. ca. 10 10,5 cm Gr. auf die Insel gefeuert, dann gelandet ca. 85 Eingeborene tot und 16 gefangen genommen, zurück nach Herbertshöhe gedampft“ (BArch MSG 2/11023).

Brandt war demnach an der Strafexpedition beteiligt. Ob er aktiv an Kampfhandlungen teilgenommen hat, geht aus den Quellen nicht hervor. Allerdings wird er in einer Liste namentlich aufgeführt, mit der Kommandant von Grapow jene Offiziere für den "Kolonialdenkmünze"-Orden vorschlug, die beim Einsatz an Land gegangen waren (BArch RM 3/3566).

Walther Brandt steht in Uniform auf der S.M.S. Cormoran
Walther Brandt an Bord der S.M.S Cormoran, ca. 1903. Foto: privat.

Im Anschluss bereiste Brandt mit der S.M.S. Cormoran weiterhin Kokopo (Herbertshöhe), die Salomonen, Samoa, Cook Islands, Tahiti, Marquesas, Kiribati, Marshallinseln, Pingelap, Pohnpei, Chuuk, Yap, Palau, Marianen, Bismarckarchipel, New Ireland, Australien, Fiji und Hawaii. Brandts eigene Aufzeichnungen enden im Juli 1902. Die S.M.S. Cormoran kam allerdings erst im Frühjahr 1903 wieder nach Australien, wo vermutlich der zweijährliche Mannschaftstausch stattgefunden und Brandt die Rückreise angetreten hat.

Laut seiner Familie war er 1903 zurück in Deutschland und wurde zum Kapitänleutnant befördert. Brandt arbeitete in den folgenden Jahren in verschiedenen Positionen in der Marine, sowohl an Land wie auch auf See. 1909 erfolgte die Beförderung zum Korvettenkapitän, 1918 wurde er im Rang eines Fregattenkapitäns zur Disposition gestellt. Die Verbindung zu Freiburg ergab sich durch seine Ehe mit Emma Bauer, einer Tochter des bekannten Freiburger Architekten Friedrich Bauer im Jahr 1905, aus der zwei Kinder hervorgingen. Anfang der 1920er Jahre lebten die Brandts in der Goethestraße 59 in Freiburg. Nach Scheidung der Ehe im Jahr 1924 zog Walther Brandt nach Detmold und bestritt seinen Lebensunterhalt zusätzlich zu seiner Pension mit Nachhilfeunterricht in Mathematik, Latein und Griechisch sowie mit dem Bau von Modellschiffen. Am 22. November 1961 verstarb Walther Brand im Alter von 90 Jahren nach kurzer Krankheit zuhause in Detmold-Hiddesen.

Die Sammlung Walther Brandt

Die 18 Objekte, die von Walther Brandt in der Ethnologischen Sammlung des Museums Natur und Mensch verwahrt werden, kamen 1978 ans Haus. Sie wurden dem Museum von einem Familienmitglied  zum Kauf angeboten. Von dieser Person erfuhr der damalige Sammlungsleiter Prof. Dr. Bodo Spranz (1920-2007) auch etwas über ihre Herkunft und den Zusammenhang zu Walther Brandts Zeit auf der S.M.S. Cormoran. Brandt selbst hinterließ keine Angaben zu seiner Sammlung oder den Umständen, unter denen er sie zusammentrug. Dies betrifft auch die Ausgangsfrage des Projekts, ob die Sammlung im Kontext der Militärexpedition auf St. Matthias im Jahr 1901 angeeignet worden sein könnte. Die regionale Zusammensetzung der Sammlung gibt jedoch nach Abschluss der Recherche keine Hinweise darauf, dass eines der Objekte von dort stammen könnte.

Vielmehr verweisen die überlieferten Zuschreibungen zu New Ireland, Polynesien und Mikronesien auf Stationen, die Brandt mit der S.M.S. Cormoran während seiner Dienstzeit angelaufen hatte. So sind Aufenthalte auf Neu-Mecklenburg (heute New Ireland), Samoa (Polynesien) und den Marshallinseln (Mikronesien) dokumentiert. Es ist plausibel, dass Brandt die Objekte während dieser Zeit jeweils vor Ort erwarb. Jedoch hat die Sichtung entsprechender Dokumente im Bundesarchiv ebenfalls ergeben, dass die S.M.S. Cormoran während der Dienstzeit von Brandt keine weiteren militärischen Einsätze durchgeführt hat. Insofern kann zumindest dieser Kontext für die Objekttransfers weitestgehend ausgeschlossen werden. Möglicherweise haben hier Gelegenheitskäufe/-täusche oder auch Geschenke eine Rolle gespielt. Dies legen auch Schilderungen von Korvettenkapitän Otto von Burski (1859-1905) nahe, der als Nachfolger von Max von Grapow (1861-1924) als Kommandant der S.M.S. Cormoran in seinen Militärpolitischen Berichten für das Jahr 1903 mehrfach von Tausch- und Kaufhandel während einer Rundfahrt auf den Karolinen, insbesondere dem Chuuk-Atoll, wie beim Besuch auf der Salomonen-Insel Buka berichtete.

Alle Objekte der Sammlung Brandt finden Sie hier.

Vorbesitzer Paul Werber

Paul Lambert Werber wurde am 15. Juli 1881 im badischen Rastatt geboren. Nach dem Schulbesuch in Freiburg 1889-1892 schlug er eine Marinelaufbahn ein und machte in Karlsruhe und Groß-Lichterfelde die Ausbildung zum Seekadetten. 1905 erfolgte die Beförderung zum Oberleutnant zur See, am 16. Juli 1917 jene zum Korvettenkapitän. Von 1899 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs tat Werber Dienst auf zahlreichen Marineschiffen, während der Jahre 1910 bis 1912 als Erster Offizier auch auf der S.M.S. Cormoran. 

Eine Kolone bewaffneter Männer steht auf der Insel Pohnpei auf einem Weg.
Werber in weißer Tropenuniform auf Pohnpei 1910/1911 (3. Offizier von links). Foto: von Spiegel 1934.

Unter dem Kommando von Konteradmiral Werner Siemens (1873-1964) führte Werber das Landungskorps der S.M.S. Cormoran bei der Niederschlagung der antikolonialen Sokehs-Rebellion auf Pohnpei zwischen Dezember 1910 und Februar 1911 an. Diese entstand aus Protesten gegen erzwungene Wegebau-Maßnahmen und eine umstrittene Landreform, die die deutsche Kolonialverwaltung in der Region Sokehs durchsetzen wollte und in deren Verlauf mehrere Deutsche, darunter Vizegouverneur Boeder getötet wurden. Insgesamt waren an der Vergeltungsaktion die Besatzungen von vier Marineschiffen und ein Kontingent von Polizeisoldaten aus Neuguinea beteiligt, was diesen Konflikt zum größten Militäreinsatz des Deutschen Reichs in den Pazifikkolonien macht. In Werbers Sammlung finden sich auch Objekte aus Pohnpei, die womöglich aus der Zeit seines Aufenthaltes dort stammen. 

Mann in Uniform
Werber als Kommandeur des 3. Marine-Regiments, Brigade Ehrhardt, ca. 1920. Quelle: BArch RM 135/57.

Nach dem Ersten Weltkrieg lebte Werber in Wilhelmshaven, wo er in den politischen Wirren der Novemberrevolution Anschluss an das von Marineoffizieren gegründete Freikorps "Brigade Ehrhardt" fand. Er beteiligte sich in dieser Rolle an Freikorps-Kämpfen in zahlreichen deutschen Städten, ebenso wie am Kapp-Lüttwitz-Putsch 1920. Nach der Zwangsauflösung der Brigade gehörte er zum Gründerzirkel der konspirativen präfaschistischen "Organisation Consul", die durch die Morde an Matthias Erzberger und Walther Rathenau für Aufsehen sorgte. Für seine Mitgliedschaft mit leitender Funktion erhielt Werber 1924 eine mehrmonatige Haftstrafe. Bereits 1923 trat er in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) ein. Nach einigen Jahren der Tätigkeit als kaufmännischer Angestellter in Hannover (1921‒1924) und Plauen (1924‒1930) zog Werber 1931 wieder nach Freiburg. 

Dort war er in der Ortsgruppe der NSDAP aktiv und begann seine Karriere im Rundfunkwesen. Über Tätigkeiten als NSDAP-Gaufunkwart für Baden (1931), Leiter der Programmstelle (1932) und Staatskommissar (1933) beim Süddeutschen Rundfunk gelangte Werber im Juli 1933 schließlich in die einflussreiche Position als einer von zwei Geschäftsführern der von Eugen Hadamovsky (1904-1945) gegründeten Nationalsozialistischen Rundfunkkammer. Dort leitete Werber zusätzlich das Referat für Propaganda. Die Rundfunkkammer war Teil der von Joseph Goebbels (1897-1945) geleiteten Reichskulturkammer und als das zentrale Organ für die Gleichschaltung der deutschen Rundfunklandschaft ein Herzstück des NS-Propagandaapparates. Weitere Karriereschritte waren die Sendungsleitung beim Reichssender Hamburg (1935‒1938) und danach die Intendanz beim Reichssender Frankfurt /Main. Paul Werber starb am 15. Mai 1941 in Frankfurt und wurde in der Familiengrabstätte in Denzlingen bestattet.

Die Sammlung Paul Werber

Die Sammlung von Paul Werber spiegelt – ähnlich wie bei Walther Brandt, jedoch in größerem Umfang – die Reiseroute der S.M.S. Cormoran durch Ozeanien wider. Dabei lassen sich regionale Schwerpunkte für die Karolinen und Neuguinea feststellen. Anders als bei Walther Brandt, dessen Sammlung posthum durch die Familie an das Museum verkauft wurde, stand Werber über seinen Vater mit dem damaligen Museumsleiter Hugo Ficke (1840-1912) selbst in Kontakt und sammelte für das Museum. Die erste Erwähnung des Sammelns machte Paul Werber in einem Brief, den er am 13. Juli 1910 von den Neuen Hebriden an seine Eltern schickte: 

"Ich freue mich im übrigen sehr auf unsere Rundfahrt in dem sonst fast gar nicht besuchten Bismarckarchipel nach Weihnachten. Ich hoffe dort eine Menge interessanter Waffen, Handwerkzeug u.s.w. erwerben zu können. Ich werde mich gern bereit finden dem Freiburger Museum einige Sachen zu schenken, nur muß ich natürlich die genaue Adresse wissen. Ich werde die Sachen von Sydney aus verfrachten." (BArch MSG 2/12543)

Am 21. Oktober 1910 antwortete Hugo Ficke auf Werbers Angebot und übermittelte diesem auch konkrete Sammelwünsche: 

"Ihr Vater, Herr Major Werber, teilte uns mit, daß Sie die große Güte haben wollen, auf den von Ihrem Schiffe berührten Südseeinseln für uns zu sammeln. Wir acceptieren dieses uns sehr werthvolle Anerbieten mit verbindlichstem Dank! 

Handgeschriebener Brief in Sütterlinschrift
Brief Hugo Fickes an Paul Werber 1910. Foto: SAF.

Unter den von Ihnen besuchten Orten sind wir nur durch ein früheres Geschenk des Herrn Gouverneurs Brandeis von den Marshallinseln (Jaluit) und der Insel Nauru ziemlich reichlich versehen. Auch von einzelnen Plätzen auf Neu Guinea speziell von [Auslassung im Original, der Verf.], haben wir Verschiedenes. Doch fehlt uns Anderes wieder vollständig, z. B. die Kostüme der Duck-Duck Tänzer von der Gazelle-Halbinsel. Was nun die Art des Sammelns anbelangt, so gestatten Sie mir vielleicht folgende Andeutungen: Es ist durchaus nicht nötig, daß die Gegenstände neu und fehlerfrei sind. Alte Sachen, die den Stempel des Gebrauches an sich tragen, sind uns im Gegenteil willkommener. Gegenstände, die mit Verwendung europäischen Materials, Farben, Metallen etc. angefertigt sind, haben für uns geringeren Werth, als diejenigen ganz mit einheimischen Mitteln hergestellten, wenn auch einfacher und unansehnlicher sind. 

Dieses vorausgeschickt, ist uns alles willkommen: Gewebe, Geflechte, Hausgeräthe, Kultusgegenstände, Waffen, Modelle von Hütten oder Booten, Schmuckgegenstände usw. Gehabte Auslagen werden wir mit verbindlichem Dank gerne ersetzen. Die Kisten bitten wir direkt an „Städt. Museum Freiburg Brg“ zu adressieren, da sie in dem Falle keinen Zollformalitäten unterliegen" (SAF D.Sm 32/1d)

In den folgenden zwei Jahren trug Paul Werber seine Sammlung zusammen und orientierte sich dabei offensichtlich an Fickes Anregungen. Unter anderem schickte er neben zahlreichen Waffen, Masken und einem Hausmodell aus Palau allein sieben Bootsmodelle nach Freiburg. Seine Sammlung traf in den Jahren 1911/1912 in insgesamt vier Konvoluten ein, von denen mindestens drei Schenkungen waren, die unterschiedlich gut dokumentiert sind. In einem Brief aus Matupi vom 1. September 1911 drückte Werber sein "Vergnügen" aus, dass seine Sammlung in Freiburg auf Zuspruch stieß und schickte eine Objektliste für seine nächste Sendung mit, die im November eintraf. Sie enthält nur grobe Angaben zu den Objekten, in den meisten Fällen nur eine Objektbezeichnung mit Ortsangabe wie "Löffel aus Ponam", seltener auch etwas detaillierter wie "Ein Bett aus 'Lonju' bei Seeadlerhafen auf der Hauptinsel 'Manus'". 

Über die Strategie seines Sammelns und die Erwerbskontexte hat Werber dem Museum keinerlei Aufzeichnungen mitgeliefert, aus denen sich folgern ließe, wie er Objekte erhalten hat. Die ergiebigste Quelle in dieser Hinsicht sind die im Militärarchiv Freiburg erhaltenen Briefe an seine Eltern. Aus diesen ergibt sich der Eindruck, dass er bei seinen Aufenthalten auf den Inseln und Atollen, bei denen die S.M.S. Cormoran Station machte, Objekte vor allem durch Kauf oder Tausch erwarb, sowie teilweise als Geschenke erhielt. Eine Passage aus seinen Briefen über Manus gibt hiervon einen Eindruck: 

"Nun befinden wir uns schon seit 3 Wochen auf einer Rundreise im Bismarck-Archipel in Deutsch Neu-Guinea. Wir haben also am 31. VII Matupi verlassen u. sind zunächst nach der großen, ziemlich unerforschten Admiralitätsgruppe gedampft. […] Wir gingen [...] nach Seeadlerhafen [Seeadler Harbour, nördl. von Manus; d. Verf.] u. ankerten dort. Eine Menge Kanoes kamen an Bord […] Ein reger Tauschhandel ging bald von statten. Ich tauschte gegen Tabak, alte Messer u. ähnlichem Zeugs eine Menge interessanter Sachen ein, die mit der nächsten Post an das Freiburger Museum gehen werden.“ (BArch MSG 2/12543)

Alle Objekte der Sammlung Werber finden Sie hier

Bezüge zu Pohnpei und der Sokehs-Rebellion

Mit Blick auf die Ausgangsfrage des Projekts zum Zusammenhang zwischen "Strafexpeditionen" und den Sammlungen der S.M.S. Cormoran-Offiziere sind besonders drei Objekte aus Pohnpei in der Sammlung Werber von Bedeutung. Zu den Umständen des Erwerbs hat Werber keine Angaben gemacht, allerdings geben die Objekte selbst einige Hinweise. Bei ihnen handelt es sich um eine "Haus-Matte" (lohs) und ein Fischnetz (beides im Verbleib noch unklar), sowie einen "Lendenschurz" bzw. Grasrock. Grasröcke aus Hibiskusfasern waren eine typische Männerkleidung auf Pohnpei, die während der Zeit der Rebellion 1910/1911 verbreitet waren.

Grasrock (lohs), Pohnpei, 1900 - 1911, Inv. II/1264

Der Grasrock aus der Sammlung Werber, darauf wies ein Experte auf Pohnpei hin, zeichnet sich jedoch durch eine besonders feine Verarbeitung der Fasern aus, was auf einen höheren sozialen Status des Vorbesitzers hinweisen könne. Grasröcke sind bis heute wichtige Insignien für die traditionelle Autorität von Chiefs auf Pohnpei, die von diesen zu besonderen zeremoniellen Anlässen getragen werden und oft als Familienerbstücke große Bedeutung besitzen. Falls es sich hier also um den Grasrock einer hochrangigen Person handeln sollte, wirft dies die Frage auf, wie Werber das Stück erlangt hat.

Inventarbuchauszug
Inventarbucheintrag von 1912. Stammt diese Matte aus Sokehs?

Diese Frage stellt sich auch im Fall der "Haus-Matte", zu der leider keine weiteren Informationen vorhanden sind. Der Hinweis "Dschokatz?" im Alten Inventarbuch macht dies besonders deutlich. Er verweist auf die Insel/Region Sokehs (zeitgenössisch deutsch umgangssprachlich "Dschokadsch"), wo Werber als Kommandant des Landungskorps der S.M.S. Cormoran über mehrere Wochen im Kriegseinsatz war. In seinem Tagebuch, das ebenfalls im Freiburger Militärarchiv verwahrt wird, beschreibt er das Niederbrennen von Dörfern, Kanus und Nutzpflanzen durch seine Einheit, um die Lebensgrundlagen der Aufständischen zu zerstören.

Blick auf eine Insel umgeben von Meer
Blick von der Insel Lenger auf die Sokehs-Berge, wo die Hauptkämpfe des Krieges von 1910-1911 stattfanden. In Lenger befand sich der Handelsposten der deutschen Jaluit-Gesellschaft, von dem im Vordergrund noch Reste im Wasser zu sehen sind. Foto: Godwin Kornes

Ob die Matte oder auch andere Pohnpei-Objekte während dieser Kriegshandlungen als Raubgut in seinen Besitz kamen, oder ob er sie auf andere Weise erworben hat, kann nicht abschließend geklärt werden. Theoretisch kommen auch konsensuelle Transaktionskontexte wie Erwerb, Tausch oder Gastgeschenke infrage, da die Mehrheit der Bevölkerung von Pohnpei sich an dem Aufstand nicht beteiligt hatte. Dass Werber die Objekte bei späteren Aufenthalten auf Pohnpei erhalten hat, kann durch die Datierung seiner Sendungen ausgeschlossen werden. Durch diese zeitliche Koinzidenz liegt ein Zusammenhang mit den Gewalttaten daher zumindest nahe. 

Sammlungen weiterer S.M.S. Cormoran-Offiziere 

Neben Walther Brandt und Paul Werber wurden auch andere Besatzungsmitglieder der S.M.S. Cormoran ohne Bezug zu Freiburg in den Blick genommen. Hierzu gehören unter anderem die Korvettenkapitäne Otto von Burski (1860–1905), Hugo Emsmann (1858–1933), Max von Grapow (1861–1924), Adalbert Zuckschwerdt (1874‒1945), Konteradmiral Werner Siemens (1873–1964), sowie die Marine-Stabsärzte Hans Podestà (1871–1953) und Wilhelm Schlieper (1878–1928). Wie die Anfragen ergeben haben, liegen neben Freiburg Schwerpunkte vor allem auf Berlin/Ethnologisches Museum (Schlieper, von Burski) und Stuttgart/Linden-Museum (von Grapow, Podestà). 

Die Schlieper-Sammlung stammt aus der Sepik-Befahrung des Schiffes und umfasst menschliche Überreste, während die Sammlungen von Grapows und Podestàs in Stuttgart unter anderem im Rahmen der "Strafexpedition" gegen die St.-Matthias-Inseln im Jahr 1901 entstanden sind. Hierbei wurden bei der Erstürmung der Hauptinsel fast 100 Menschen, darunter auch Frauen und Kinder, von den Soldaten der S.M.S. Cormoran ermordet und auch menschliche Überreste entwendet. Von Grapow machte zudem Fotografien von Kriegsgefangenen vor Ort, die sich ebenfalls in Stuttgart befinden.

Personen, die sich bislang keiner Institution zuordnen lassen, sind in Akten oder zeitgenössischen Berichten als Sammler in Erscheinung getreten, ohne dass der Verbleib ihrer Sammlungen zum gegenwärtigen Zeitpunkt geklärt werden konnte. Hugo Emsmann tauchte als Sammler bereits während des Forschungsprojektes zur Brandeis-Sammlung auf, da er Antonie Brandeis einige ethnographische Objekte zum Geschenk machte. Von Werner Siemens ist zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Berichtes der Eingang eines kleinen Konvolutes, anteilig vermutlich aus Papua-Neuguinea, von Familienseite für das Museum Fünf Kontinente in München bestätigt worden. Kommandant Paul Ebert trug anscheinend eine umfangreiche Sammlung zusammen, deren Verbleib jedoch nicht geklärt werden konnte. Die Sammlung von Adalbert Zuckschwerdt befand sich womöglich an Bord der S.M.S. Cormoran, als sie in Apra Harbour sank. Es ist insgesamt davon auszugehen, dass die obigen Angaben die bedeutendsten Sammlungen von Personen aus dem Umfeld der S.M.S. Cormoran umfassen.

Fazit und Ausblick

Das Projekt zu den Sammlern und Sammlungen der S.M.S. Cormoran war das erste Projekt, das gezielt koloniale Transaktionskontexte im Umfeld eines Marineschiffes untersucht hat. Dabei standen aufgrund ihrer historischen Bedeutung die sog. Strafexpeditionen im Mittelpunkt, auch wenn sich im Verlauf des Projektes gezeigt hat, dass die Mehrzahl der gesammelten Objekte aus nichtmilitärischen Kontexten stammt. Dies wirft die Frage auf, wie vermeintlich konsensuelle Transaktionen – Kauf, Handel, Gabentausch, Gastgeschenke – vor dem Hintergrund der kolonialen Herrschafts- und Machtverhältnisse einzuordnen sind. Auch wenn der Alltag der Marine in Ozeanien mehrheitlich nicht aus Kampfhandlungen bestand, diente ihre Präsenz dazu, das koloniale Gewaltmonopol des Deutschen Reiches zu repräsentieren. Weitere Forschung sollte genau diese Grauzone des Sammelns zwischen kolonialer Machtausübung und der Handlungsmacht der lokalen Bevölkerung in den Blick nehmen. 

Die Forschung hat darüber hinaus ein Schlaglicht auf die Biographien von Marineoffizieren geworfen, die bei ihren Einsätzen in der Südsee Ethnographika sammelten. Während Walther Brandt und Paul Werber allem Anschein nach vorrangig aus kulturellem Interesse sammelten, zeigen ihre persönlichen Lebenswege starke Unterschiede. Brandt zog sich nach seinem Ausscheiden aus der Marine in ein ziviles Leben zurück, Werber dagegen ging in der militant-antidemokratischen Bewegung zur Zeit der Weimarer Republik auf und machte Karriere im Rundfunksystem des Nationalsozialismus. Dies überschattet seine Sammlung zusätzlich zur kolonialen Gewaltgeschichte noch mit einer zeitgeschichtlich relevanten NS-Biographie, die weiter erforscht werden sollte. 

Gegenstand und Ergebnisse des Forschungsprojekts sind in Mikronesien auf ein großes Interesse gestoßen. Dieses resultierte zum einen aus der für viele Menschen neuen Erkenntnis, dass sich in deutschen Museumssammlungen umfangreiche Bestände materieller Kultur aus Pohnpei und von den Karolinen befinden, die als Kulturerbe heute auf den Inseln abwesend sind. Diese Informationen zu erhalten, sowohl durch Vorträge als auch Datenbankauszüge und Objektfotos, fand ein sehr positives Echo. Zum anderen war es die Erfahrung aller am Projekt Beteiligten, dass gerade bei der jungen Generation in Mikronesien ein Bedürfnis besteht, mehr über die deutsche Kolonialzeit zu erfahren. Aus diesem Grund hat das Projektteam Übersetzungen von bedeutenden historischen Quellen und Dokumenten angefertigt und den Kooperationspartnern vor Ort übergeben.

Dank

Wir bedanken uns bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Historic Preservation Office in Pohnpei, insbesondere Jackleen Santiago und Team, seiner Exzellenz Lapalap Isipahu, Nahnmarki von Madolenihmw und ihrer Exzellenz Rihna Hebel, Likend von Madolenihmw, Augustine Kohler, Ashley Meredith, dem Sokehs Municipal Government, Koropin David (RIP) und Familie, Takuya Nagaoka, Bruce Robert, Nigel Jaynes und Mavrick Dores (Micronesia Productions), den Mitarbeiterinnen der Zentralen Kulturverwaltung und dem Deutschen Zentrum Kulturgutverluste, sowie Markus Himmelsbach und Heiko Wegmann. Besonderer Dank gebührt den Nachfahrinnen und Nachfahren der beiden Familien von Walther Brandt und Paul Werber, die uns bereitwillig mit Informationen und Dokumenten versorgt haben.

Gruppenfoto
Godwin Kornes und Stefanie Schien mit dem Team des Historic Preservation Office in Kolonia, Pohnpei.

Weiterführende Literatur

Godwin Kornes, im Ersch.: Kolonialismus, Freikorps, Propaganda: Die Karriere des Korvettenkapitäns Paul Werber (1881‒1941) zwischen Kaiserreich und Nationalsozialismus. Freiburg Postkolonial, Reihe Personen. 

Godwin Kornes und Stefanie Schien, im Ersch.: Sammlung an Bord? Beispiele für Objekttransfersituationen und lokale agency aus Ozeanien im Umfeld der S.M.S. Cormoran. Lübecker Museen.

Godwin Kornes, 2024: Die Kaiserliche Reichsmarine in Ozeanien. Annäherung an eine Grauzone bei kolonialzeitlichen Sammlungserwerbungen. In: Richard Hölzl u. Museum Fünf Kontinente (Hrsg.): Kolonialismus in den Dingen. Das Museum Fünf Kontinente und seine Bestände aus der Kolonialzeit. München u. Regensburg: Schnell & Steiner, S. 87‒98.

Godwin Kornes, 2023: Bootsmodelle aus Ozeanien als Technisches Kulturgut? Überlegungen zu einer unterschätzten Objektkategorie (nicht nur) in ethnologischen Sammlungen. In: Sören Groß u. Ron Hellfritzsch (Hrsg.): Technisches Kulturgut. Provenienzforschung zu Handel und Entzug. Jena: Stiftung Deutsches Optisches Museum, S. 58‒87.

Bundesarchiv: Aufruhr auf Ponape. Widerstand gegen die deutsche Kolonialherrschaft im Pazifik.

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Abschlussbericht: Die S.M.S. Cormoran, deutsche Strafexpeditionen in Ozeanien und die Ethnologische Sammlung des Museums Natur und Mensch. Zum Zusammenhang von Kolonialismus und dem Sammeln von Ethnographika.

Autor_innen: Godwin Kornes und Stefanie Schien