Münsterbauhütte, Freiburg

Prophet mit Kopftuch und Spruchband, 1320/30

Über das Objekt

Die riesigen Skulpturen, ursprünglich elf, standen unter Baldachinen an den vier Ecksporen am Achteck des Freiburger Münsterturms in ca. 50 m Höhe. Zehn der extrem schmalen und asketisch gelängten Männergestalten, die verallgemeinernd als Propheten bezeichnet werden, sind erhalten. Fast alle tragen Spruchbänder in den Händen als Verweis auf ihre prophetische Botschaft. Die Figuren des Alten Testaments sind namentlich nicht bestimmbar, mit Ausnahme des gehörnten Moses. Die einzige jugendliche Figur wird als König David bezeichnet.
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Wo sich am Münsterturm die vier Ecksporen auf sechsseitigem Grundriss verjüngen, um von hier aus jetzt frei vor dem Oktogon in die Höhe zu streben, fanden elf riesige alttestamentliche Gestalten ihren Standort - in Dreiergruppen zusammengefasst, doch so, dass jede Figur ihren eigenen baldachinbekrönten Tabernakel besetzt. Der hinderlichen Treppenspindel wegen war die ideale Zwölfzahl nicht zu erreichen. Zehn der aus zwei Blöcken bestehenden Standbilder sind überliefert: Extrem schmal, asketisch gelängt und auf steilen Postamenten stehend, sind sie, wenn auch mit leichtem Körperschwung, der Vertikalität der umgebenden Architekturglieder perfekt angepasst (die Originale sind heute durch Kopien ersetzt). Sie werden verallgemeinernd als Propheten bezeichnet. Als Boten und ekstatische Sprecher des Schöpfers und Weltenrichters wandten sich die Propheten, oft mit drohendem Unterton, an das Volk Israel, für das Christentum waren sie nicht zuletzt als Künder des Lebens und Wirkens Jesu bedeutsam. Ältere oder gar greisenhafte Männer sind es zumeist, ihre Gesichter empfindsam, ernst, von innerem Leiden gezeichnet, bisweilen tragisch verdüstert in der Vorahnung kommenden Unheils. Fast durchgängig verweisen Spruchbänder auf die jeweilige prophetische Kunde. Nur eine der Figuren hat ein noch jugendliches Aussehen. Bis auf den gehörnten Mose - die seltsame Auszeichnung ist einer fehlerhaften Textübertragung geschuldet - sind sie allesamt anonym. Fünf dieser zu den großartigsten Bildwerken des 14.Jahrhunderts zählenden Statuen sind bereits vor Jahrzehnten ins Augustinermuseum gelangt. Für die Neukonzeption wurden ihm auch die restlichen übergeben. Die gesamte Folge prägt nun den Hauptraum. (Detlef Zinke)

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