Hans Wydyz

Heilige Anna Selbdritt, um 1515 (?)

Über das Objekt

Drei Generationen der hl. Familie sind zusammengeführt: Anna, ihre Tochter Maria und das Enkelkind Jesus. Der Annenkult war um 1500 sehr verbreitet. Er ist Ausdruck des Glaubens an die unbefleckte Empfängnis, d. h. die Sündenreinheit Marias von Anbeginn an. Die Figurengruppe stammt aus Ehrenstetten bei Staufen.
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Das im Spätmittelalter sehr häufig auftretende Gruppenbild, das drei Generationen in Gestalt Annas, ihrer Tochter Maria und des Enkelkindes Jesus zusammenfasst, wird noch heute nach dem damaligen Sprachgebrauch als heilige Anna selbdritt (zu dritt) bezeichnet. Seinerzeit war die Mutter Marias zur Modeheiligen schlechthin aufgestiegen. Ihre 1481 erfolgte Aufnahme in den römischen Kirchenkalender gab dazu einen weiteren Anstoß. Damit sollte zugleich der unter den Theologen heftig disputierte Glaube an die unbefleckte Empfängnis, die Sündenreinheit Marias von ihrer übernatürlichen Zeugung an, eine Bekräftigung erfahren. Das Vertrauen in die Macht der Fürbitte Annas war damals so stark, dass sogar die Befürchtung laut wurde, der Annenkult könne selbst den Glanz der Muttergottes verdunkeln. Schon mit der Reformation freilich setzte ein Niedergang ein, der auch in den katholischen Territorien die vormalige Intensität nie mehr erreichte. Bei den frühesten Gruppen aus der Mitte des 13. Jahrhunderts ist Anna noch unmissverständlich die Hauptfigur, der Tochter und Enkelkind in attributhafter Weise beigegefügt sind. Mit der maßstäblichen Gleichberechtigung, die das späte Mittelalter bevorzugte - nicht zuletzt befördert durch das neue, die Verwandtschaft einbeziehende Gruppenbild der Heiligen Sippe -, war dann der Weg frei für die Schilderung eines bürgerlichen Familienidylls. Es bestimmt auch in dem aus Ehrenstetten stammenden, durchaus eine gewisse Behaglichkeit ausstrahlenden Bildwerk den Eindruck. Maria und Anna sind anscheinend um die ersten Schritte des Kindes besorgt. (Detlef Zinke)

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