Lucas Cranach

Schmerzensmann zwischen Maria und hl. Johannes, 1524

Über das Objekt

Christus sitzt im offenen Grab und weist die Wundmale seiner Passion und seiner Kreuzigung vor. Zugleich ist er lebend, als Sieger über den Tod gezeigt. Das Bild ist mit Cranachs Signatur, der geflügelten Schlange, bezeichnet und datiert. Es war das Mittelbild eines Flügelaltars aus der Stiftskirche in Halle a. d. Saale. Rückseitig ist das Wappen Kardinal Albrechts von Brandenburg zu sehen. Nach der Reformation 1541 und seiner damit verbundenen Flucht, musste der als Förderer des Ablasshandels bekannte Kardinal die Hallenser Kirchenausstattung in seine Mainzer Residenz Aschaffenburg überführen. 1809 wurde die Tafel dem Freiburger Münster geschenkt.
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1523 wurde die Stiftskirche zu Halle an der Saale geweiht, ein Prestigeobjekt Kardinal Albrechts von Brandenburg, des mächtigsten Kirchenfürsten seiner Zeit in deutschen Landen. Unzählige Aufträge für Altäraufsätze hatte er an die Werkstatt Lucas Cranachs vergeben, von denen sich einer auf den Engelaltar vor dem Lettner bezog, dessen Mittelbild in der Freiburger Tafel erhalten ist. Mit der gesamten Ausstattung des Gotteshauses ist es nach der Reformation 1541 in Albrechts kurmainzische Residenzstadt Aschaffenburg verbracht worden und gelangte später auf Umwegen ins Freiburger Münster. An seinem Zufluchtsort Aschaffenburg befinden sich noch heute die beiden zugehörigen Flügelpaare. Das Bild ist mit Cranachs Signatur, der geflügelten Schlange, bezeichnet und 1524 datiert. Christus sitzt auf der quer gelegten Sarkophagplatte im offenen Grabe und weist seine blutenden Wundmale vor, die von Maria und dem Lieblingsjünger Johannes zum Anlass ihrer Meditation genommen werden. Mitleid heischend, als zukünftiger Richter über die Menschheit zugleich Mitleid verströmend, wendet sich der Heiland an den Betrachter. Über alles bloß Sinnbildhafte hinaus, das dem ahistorischen Schmerzensmann-Thema zu eigen ist, gelingt es Cranach, seiner Darstellung einen anrührend menschlichen Ausdruck zu geben. Clemens von Brentano, der diese Christus-Darstellung noch als den Auferstandenen missdeutete, hat dies 1810 in bewegende Worte gekleidet. Cranach war Hofmaler des reformatorisch gesinnten sächsischen Kurfürsten und selber ein Anhänger Luthers. Umso erstaunlicher mutet seine Indienstnahme durch dessen Hauptwidersacher Kardinal Albrecht an, die neben künstlerischen sicher auch politisch-diplomatischen Überlegungen entsprang. (Detlef Zinke)

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11532 / MF M 003/M (© Pirool/Sabine Mila Kunz)

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