Oberrheinisch

Marienteppich, 1420/30

Über das Objekt

Die aus Wolle gewirkte Tappisserie entstammt dem Dominikanerinnenkloster Adelhausen in Freiburg und wurde einst als Altarbehang verwendet. Dargestellt sind drei Hauptszenen des Marienlebens: die Verkündigung und die Heimsuchung (Begegnung von Maria und Elisabeth) sowie die Anbetung der Könige. Seitlich stehen die Heiligen Katharina und Augustinus.
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Der Teppich, trotz seines altertümlichen Stilbildes ein Hauptwerk der deutschen Textilkunst um 1400, diente einst als Altarbehang. Drei Hauptszenen des freudvollen Marienlebens stehen im Zentrum der verwirrend vielgestaltigen Darstellung: Die Verkündigung, die als Heimsuchung bekannte Begegnung Marias mit Elisabeth - beide tragen ihre Söhne, Jesus und Johannes den Täufer, sichtbar unter dem Herzen -, sowie die Anbetung der Könige. Links wird die mit Rad und Schwert gekennzeichnete Märtyrerin Katharina von Alexandria dargestellt, rechts der heilige Bischof Augustinus von Hippo. Wolkenband und Sterne kennzeichnen die Himmelszone. Auf dem als Hügellandschaft gegebenen Bodenstreifen verfolgen wir die Jagd auf das scheue Einhorn, das, ein Symbol der Menschwerdung Gottes, in den Schoß der Jungfrau getrieben wird. Ein lagernder Hirsch mag auf das Psalmengleichnis von der nach Gott dürstenden Seele anspielen; das Lamm steht für Jesu Opfertod am Kreuze. Auf Spruchbändern, die sich zu baldachinartigen Formen fügen können, wird der geistliche Gehalt vertieft. Der Verkündigungsengel spricht: „Ave gratia plena“ (Gegrüßet seist Du voll [der Gnade]), Maria antwortet: „ich bin ein[e] dien[erin] des [Herrn]“. Bei der Heimsuchung vernehmen wir das Zwiegespräch: „magnificat anima mea d[ominum]“ (meine Seele rühmt den Herrn) - „von dim grus frowt (freut) sich mi kint“. Ein die Trinität - Gottvater, Gottsohn und den Heiligen Geist - verkörperndes Dreigesicht zwischen beiden Szenen verkündet: „Ich sende dich us“, „ich bi[n] gehorsa[m] biz in den dot“ und „ich bi[n] mitwierker“. Den Hirten auf dem Felde schließlich ruft einer der Engel sein „gloria in excelsis deo et in [terra]“ zu (Ehre sei Gott in der Höhe und auf Erden), ein anderer fügt an: „ich kund [e]uch gros freud.“ (Detlef Zinke)

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