Bootsmodell | walap
vor 1900
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Dieses Modell zeigt ein hochseetüchtiges Reiseboot der Marshallinseln mit einem Ausleger aus Holz mit dreieckigem, aus Bast geflochtenem Segel. Das Dreieckssegel bewegte sich üblicherweise frei am Mast und wird mit zwei Rahen gehalten, die auf den Spitzen des Bootskörpers aufliegen. Am Bug und an der Mastspitze befindet sich Federschmuck. Auf einer Plattform zwischen Bootsrumpf und Ausleger befindet sich Platz für die Reisenden, zum Verstauen von Gütern oder auch für Aufbauten zum Schlafen. Laut der Sammlerin wurde das Bootsmodell von einem Chief angefertigt - leider ist nicht dokumentiert, von wem. Das Modell veranschaulicht die große Expertise des historischen Bootsbaus auf den Marshallinseln. Auslegerboote wurden aus einem Einbaum oder, aufgrund des Holzmangels, einzelnen Plankenstücken gebaut. In letzterem Fall wurden die Einzelstücke mit Kokosfaserschnur zusammengenäht und mit Baumharz und Pandanusblattstreifen abgedichtet (kalfatert). Boote wurden sowohl von erfahrenen Bootsbauern oder auch als Gemeinschaftsarbeiten von Familien oder Verwandtschaftsgruppen angefertigt, oft in speziellen Bootshäusern. Der Bau wurde von kultischen Zeremonien begleitet und die Fertigstellung eines Bootes war ein festlicher Anlass. Während der Bootsbau meist in den Händen von Männern lag, wurden die Segel von Frauen aus Pandanusblättern geflochten. Hierfür verwendeten sie gewellte, glatte Holzbretter als Unterlagen (siehe II/1346+1347), um möglichst akkurat arbeiten zu können. Antonie Brandeis hat die Technik des Segelflechtens auch fotografisch dokumentiert. Autor: Godwin Kornes