Figur
Holzskulptur, um 1875
Über das Objekt
Die Holzfigur stellt einen stehenden Mann dar. Es handelt sich um eine typische Pfahlplastik, die stellenweise rote Bemalung aufweist. Um die Hüften trägt die Figur einen Lederstreifen, der seitlich herunterhängt.
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Die Bari leben in den Sumpfgebieten des oberen Weißen Nils im Südsudan. Bürgerkriege und die Trockenheit der letzten Jahrzehnte veränderten ihre Subsistenz und marginalisierten die Bari, viele emigrierten. Die aus einem zylindrischen Holzstück rudimentär geschnitzte Figur zeigt Spuren von rotem Ocker. Die Kunstethnologie ordnet die Plastik dem Pfahlstil zu. Ihre Funktion ist unklar. Der Kunsthandel deutet solche Statuetten als Ahnen- oder Gedenkfiguren. Die ethnologische Forschung dagegen geht schon seit den 1930er Jahren davon aus, dass sie in der Religion der Bari keine Rolle gespielt haben. Vielmehr wird eine Art früher Touristenkunst vermutet, seit Mitte des 19. Jahrhunderts produziert für den Handel mit Europäern in Khartum. Die seltene Figur stammt aus der Zeit vor der Mahdiya (1881-1899), dem Aufstand gegen die turko-ägyptische Kolonialherrschaft am mittleren Nil, der die Region politisch und gesellschaftlich veränderte. Carl Friedrich (1842-1878) oder Carl Wilhelm Rosset (1851-1923) hatte sie gesammelt und der damaligen Ethnographischen Sammlung der Universität Freiburg geschenkt. C. F. Rosset war seit 1869 als Kaufmann und Diplomat in Ägypten (das auch das Gebiet des heutigen Sudan umfasste) tätig. 1875 wurde er Vizekonsul des Deutschen Reichs, 1877 auch Großbritanniens in Khartum und erhielt den Auftrag, im Sultanat Darfur für Ruhe zu sorgen. Nur wenige Monate nach der Ankunft in seiner neuen Residenz el-Fascher starb er im November 1878 durch Gift oder eine Infektion. Der Kaufmann, Privatgelehrte und Forschungsreisende C. W. Rosset weilte von 1873 bis 1876 ebenfalls im Sudan und fuhr mit seinem Bruder den Nil hinauf, wobei sie Ethnographika sammelten. Autorin: Eva Gerhards