Figur | Bibolono

Vogel-Mensch-Figur, 1900 - 1963

Über das Objekt

Aus rötlichbraunem Holz geschnitzte stehende menschliche Figur mit langgezogenem Kopf. Vor der Stirn befinden sich zwei mit der Spitze gegeneinander gestellte Dreiecke. Auf dem Kopf erheben sich zwei senkrechte Ohren. Als Augen wurden die Samen einer kleinen, schwarz-roten Frucht eingelegt. An der Rückseite des Kopfes befindet sich eine herabhängende rechteckige Platte, die wahrscheinlich Haare oder eine Schleppe darstellen soll. Die Hände der Figur sind vor dem Leib erhoben. Am Rücken der Figur befindet sich ein Rinderhorn-förmiger Schwanz.
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Das Figurenpaar stellt ein tier-menschliches Mischwesen Bibolono dar. Nach Angaben des Schenkers handelt es sich um eine sehr seltene Darstellung von Vogelmenschen. Hierauf deuten vor allem die Füße und Beine und die federähnlichen Finger hin. Die Gesichter sind maskenartig gestaltet. Der einzige Verweis auf das Geschlecht der Figuren ist der Bart der einen Figur. Die Pupillen werden durch die giftigen Paternostererbsen (Abrus precatorius) gebildet, die in ihrer tropischen Heimat häufig für Schmuck verwendet werden. Am Rücken der Figuren befindet sich eine Art Schwanz, der auf den Vogel-Aspekt der Figuren hinweisen könnte aber auch auf ein Mohara, ein mit machtvollen Substanzen gefülltes Rinderhorn. Geschnitzt wurden die Figuren von einem Sakalava Künstler in der Stadt Maintirano an der Westküste von Madagaskar. Die Sakalava, die vor allem von der Viehzucht leben, machen zu Beginn des 21. Jahrhunderts nur noch 6% der madagassischen Bevölkerung aus. Früher stellten die Sakalava die Mehrheit der Bevölkerung dar. Aus ihren Reihen stammte zudem die Königsfamilie. Die Funktion der Figuren ist nicht klar. Möglicherweise sind sie mit dem Totenkult verbunden: Die Sakalava errichten für ihre Verstorbenen holzumrandete Gräber, auf denen Holzskulpturen stehen, die Vögel und Menschen (oft in sexuellen Posen) darstellen. In Trance treten die Sakalava im Rahmen einer Tromba genannten Zeremonie in Verbindung mit den Ahnengeistern. Das Museum erhielt die Figuren von Dr. Ferdinand Friedensburg (1917-2009), der zwischen 1960 und 1964 deutscher Botschafter in Madagaskar war und der die letzten Jahrzehnte seines Lebens in Freiburg verbrachte. Vielleicht wurden die Figuren als Geschenk für ihn hergestellt. Autorin: Eva Gerhards

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