Figur

um 1200 – 1500 n. Chr.

Über das Objekt

Die stilisierte hockende Gestalt ist aus schwarzbraunem Stein gehauen und glatt poliert. Dargestellt in typischer Weise ist ein zemi, in dem sich Aspekte eines menschlicher und tierischer Wesen (Kröte oder Frosch) mischen. Dominant ist der übergroße Kopf mit breitem, zähnestarrendem Maul, riesigen ovalen Augen, dreieckiger Nase und Pflöcken in hängenden Ohren. Zemis sind im polytheistischen Weltbild der Taino Götter, Geister oder Ahnen, die mit Naturphänomenen in Verbindung stehen. Ihre Abbilder wurden u. a. in speziellen Schreinen verehrt, bei Zeremonien mit dem Halluzinogen cohoba benutzt und kleinere als Amulett zum Schutz im Kampf oder gegen Unwetter getragen. Jeder Taino besaß mehrere zemis, die u. a. seine Ahnen repräsentierten.
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Als Christoph Columbus am 6. Dezember 1492 auf Hispaniola (Dominikanische Republik und Haiti) landete, traf er auf die Taino. Die Kultur des Aruaksprachigen Volks hatte sich dort seit ca. dem 6. Jh. herausgebildet. Die Spanier zerstörten sie, nach wenigen Jahrzehnten galten die Taino als ausgerottet. Durch genetische Forschungen zu Beginn der 2000er Jahre konnte nachgewiesen werden, dass die Nachfahr_innen der Taino in der Karibik beheimatet sind. Diese beziehen sich kulturell explizit auf ihre Vorfahren und Vorfahrinnen. Im Gegensatz zu Columbus Meinung, er habe ein religionsloses Volk gefunden, das leicht zu missionieren sei, hatten die Taino ein komplexes polytheistisches System entwickelt, das um die zemis - Götter, Geister, Ahnen - kreiste. Jedem zemi war die Macht über ein bestimmtes Naturphänomen zugeschrieben. Mythen erklärten mittels dieser Wesen Phänomene der Natur, die Erschaffung und das Gedeihen der Welt und des Lebens. Die wichtigsten zemis waren mit der Hauptanbaufrucht Cassava und allgemein mit Fruchtbarkeit verbunden. Auch die Abbilder, eingeritzt in Felsen oder Keramikgefäße und aus Stein, Knochen oder Muschelschalen geschnitten, wurden zemi genannt. Jeder hatte seine eigene Darstellungsform, in der sich häufig menschliche Züge mit tierischen (Frosch, Schlange, Schildkröte, Hund u. a.) mischten. Die steinernen Abbilder waren individuelle sakrale Objekte und wurden in speziellen Nischen im Haus aufbewahrt. Die des Dorfoberhaupts galten als zemis des ganzen Dorfs und wurden in Tempeln verehrt. Autorin: Eva Gerhards

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