Figur
um 1890
Über das Objekt
Die geschnitzte Figur hat einen runden Kopf, ein flaches Gesicht und einen langen Leib. Sie trägt eine Schürze aus Palmblättern und ihr Antlitz ist durch ein breites Lachen charakterisiert. Der grinsende Mund ist typisch für die Darstellungen der Tolai. Lachende Gesichter verkörperten die tabaran, dem Menschen wohlgesinnte Ahnengeister. Vermutlich wurde dieser Figurentyp bei rituellen Tänzen des iniet-Männergeheimbundes verwendet.
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Mandelförmige Augen, eine breite dreieckige Nase sowie ein lachender Mund geben dieser geschnitzten Figur ihren freundlichen, lustigen und offenen Gesichtsausdruck. Die weiße Grundierung wurde traditionell durch das Verbrennen von Korallen gewonnen, die schwarze Farbe aus einer Ruß- und Palmölmischung erzeugt, das Rot aus Erde. Die Skulptur, die allgemein als Ahnenfigur klassifiziert wird, stammt von den Tolai, die auf der Gazelle-Halbinsel im östlichen Teil Neubritanniens beheimatet sind. Der breite grinsende Mund ist typisch für den Kunststil der Tolai und findet sich auch auf Maske und insbesondere auf Tanzrequisiten wie Bambusflöten, Tanzbrettern oder -stäben wieder. Die Darstellungen lachender Gesichter verkörperten die tabaran, dem Menschen wohlgesinnte Ahnengeister Vermutlich wurde dieser Figurentyp bei rituellen Tänzen des iniet-Geheimbundes verwendet. Der iniet-Bund, dem ausschließlich Männer angehörten, stand in engem Zusammenhang mit der Religion der Tolai, in der die Ahnen eine zentrale Rolle spielten. Die Seelen der Verstorbenen - so glaubte man - waren über den Tod hinaus mit den Lebenden verbunden und konnten diese positiv wie auch negativ beeinflussen. Die Mitglieder des Geheimbundes waren eingeweiht in die Geheimnisse der Geisterwelt und die magischen Rituale. Welche genaue Bedeutung die Figur hatte, lässt sich nicht mehr erschließen. Bis heute ist wenig über die Zeremonien bekannt, da diese von den Tolai vor Fremden und Nicht-Eingeweihten geheim gehalten wurden. Außerdem wurden die Geheimbünde von den Missionaren aufs härteste bekämpft sowie von der deutschen Kolonialverwaltung (1885-1914) verboten. Der iniet-Bund wurde komplett ausgelöscht. Autorin: Heike Gerlach