Münsterbauhütte, Freiburg
Hl. Christophorus, um 1365
Über das Objekt
Das südliche Chorportal des Freiburger Münsters konnte um 1360/70 vor dem rund 100 Jahre währenden Baustillstand noch fertiggestellt werden. Hier fand die Figur des hl. Christophorus seitlich Aufstellung. Ihr Pendant bildet die Figur der stehenden Muttergottes mit Kind. Die Originale sind am Münster durch Kopien ersetzt.
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Beide Figuren entstammen dem südlichen Chorportal des Freiburger Münsters, wo sie je seitlich auf Konsolen aufgestellt waren. Mit dem 1354 begonnenen, erst in den 30er Jahren des 16. Jahrhunderts vollendeten Neubau des Chores erhielt die Kirche ihre uns heute vertraute Gestalt. Mehr noch als die Architektur zeugt die Bauplastik der Portale von jenem Stilwandel, der sich gemeinhin mit dem Namen der Gmünder Baumeister- und Bildhauerfamilie Parler verbindet. Steinschwer, blockhaft und untersetzt sind nun die Figuren, eine die Realität übersteigernde, kraftvoll akzentuierte Derbheit wird keineswegs als Makel empfunden. Dies gibt dem - vom Typus her konventionellen - Madonnenbild, in noch stärkerem Maße aber seinem Pendant den besonderen Ausdruck. Christophorus heißt übersetzt Christusträger. Der Legende nach geleitete der Riese Reprobus Pilger über einen reißenden Strom, bis er eines Tages ein Kind auf seine Schultern nahm, das ihm so schwer wurde, als trüge er die ganze Welt. Hier sehen wir ihn erschrocken, von Todesahnungen befallen, wie er sich an den mächtigen Stecken klammert, der ihm als Halt bei seiner gefährlichen Mission dient, und zum Christusknaben aufschaut, der die Weltkugel präsentiert. Aus dem toten Stab sprießen bereits Blätter, womit die Darstellung ein Wunder vorwegnimmt, das sich erst am folgenden Tage nach dem Willen Jesu ereignet. Bilder des Riesen Christophorus, oft in herausragendem Format, finden sich vielfach in und an Kirchenbauten, weil man glaubte, dass sein Anblick vor einem jähen, unvorbereiteten Tode ohne Gelegenheit zur Buße und zum Empfang der Sterbesakramente bewahrte. (Detlef Zinke)