Hans Thoma
Bildnis seiner Mutter, 1889
Über das Objekt
Thoma malte seine Mutter Rosa im Alter von 85 Jahren würdevoll und zugleich mit einem beeindruckenden Realismus. In der Hand hält sie eine Bibel, im Hintergrund ist die Wiesenlandschaft um Bernau zu sehen. Der Originalrahmen wurde vom Künstler selbst entworfen.
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Hans Thoma hielt zeit seines Lebens engen Kontakt zu seiner Familie und seinem Heimatort Bernau im Schwarzwald. Insbesondere schätzte er seine Mutter. Mit großer Würde stellt er auf diesem Gemälde seine zu dem Zeitpunkt 85 Jahre alte Mutter Rosa Thoma (geb. Maier, 1804–1897) dar, die den Betrachter mit ernstem, etwas traurig-trotzigem Blick anschaut. In der Hand hält sie eine Bibel, im Hintergrund ist die Wiesenlandschaft aus der Umgebung von Bernau zu erkennen. Thoma zeigt seine Mutter am Ende ihres Lebensweges mit einem beeindruckenden Realismus, die Falten im Gesicht und die Müdigkeit in den Augen werden nicht verdeckt. Durch die frontale Perspektive erhält das Gemälde eine fast irritierende Direktheit. Dennoch ist es ein respektvoller und würdevoller Blick auf eine Frau, die auf ein arbeitsreiches Leben zurückblickt. Im Gegensatz zu den düsteren Tönen des Gemäldes erscheint der von Thoma selbst entworfene Rahmen mit seinen dekorativen Schnitzereien und Bemalungen fröhlich und leicht, fast wie ein moderner Heiligenschein. Thoma äußerte sich 1893 gegenüber seinem Freund, dem Kunsthistoriker Henry Thode (1857–1920), über seine neue Begeisterung für selbstgestaltete Rahmen, die dem Bild eine vollkommen andere Wirkung verleihen: »Ich habe aber, um doch etwas zu tun, Rahmen gemalt mit Blumen und Arabesken – die gar nicht übel aussehen und den Bildern etwas Wandbildartiges verleihen. – Die Goldrahmen und das dumme Schreinerwerk um die Bilder wird mir immer mehr zum Greuel.« TILMANN VON STOCKHAUSEN