Issa Sky

Tingatingabild, 1969 - 1972

Über das Objekt

Die Vögel auf diesem Tingatingabild haben leuchtend gelbe Flügel, Schnäbel und Augenumrandungen. Die Beine und Augen sind rot, die Körper schwarz mit blauen Konturen. In demselben blau ist der Baum auf der linken Bildseite gehalten. Der Hintergrund ist dunkelgrün. Die Beine und Krallen der Vögel sind detailliert ausgearbeitet, die Körper bleiben flächig.
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Die Quadrat- oder Tingatingabilder werden nach ihrem Format benannt, das zu Beginn ihrer Entwicklung immer quadratisch war, oder nach ihrem Begründer Eduardo Saidi Tingatinga. Die Anfang der 1960er Jahre entstandene "Tingatingamalerei" unterscheidet sich in ihrer Qualität deutlich von der massenhaft für den Verkauf an europäische Touristen produzierten "Airport-Art". Eduardo Saidi Tingatinga wurde 1937 im Tundurn-Distrikt im Süden Tansanias geboren. Bis zur Unabhängigkeit Tansanias verdiente er als "house-boy" bei einem englischen Kolonialbeamten seinen Lebensunterhalt. Mit der Unabhängigkeit Tansanias 1964 verlor Tingatinga aufgrund der veränderten gesellschaftlichen Verhältnisse 1968 seine Arbeitsstelle. Auf der Suche nach einer neuen Existenzgrundlage beobachtete er den Straßenverkauf von Bildern aus dem Kongo und beschloss, sich selbst am Malen und Verkauf von Bildern zu versuchen. Seine ersten Bilder, mit Fahrradlacken gemalte Tiermotive auf Masonitplatten, verkaufte er vor einem Supermarkt in Osterbay. Es ergaben sich für Tingatinga neue Chancen, als skandinavische Entwicklungshelfer 1971 eine Ausstellung im Nationalmuseum von Dar-es-Salaam für ihn organisierten. Die National Development Corporation von Tansania (NDC) schloss daraufhin einen Vertrag mit dem Künstler ab, der ihm die Abnahme seiner Bilder zu festen Preisen garantierte. Seinen "billigen" Materialien, Masonitplatten sowie einfachen Farben und Lacken, blieb Tingatinga treu. Tierdarstellungen, wahrscheinlich durch Märchen und Mythen seines Volkes inspiriert, waren seine hauptsächlichen Motive, jedoch malte er auch Bilder von Menschen zwischen Lehmhütten oder von mächtigen traditionellen Heilern. Schon bald schlossen sich Tingatinga einige Schüler an, die ihm bei der Arbeit halfen, aber auch ihren eigenen Stil entwickelten. 1972 wurde Tingatinga bei einer nächtlichen Autokontrolle von der Polizei irrtümlich erschossen. Der Stil Tingatingas, die sauberen Konturen und starken Farbkontraste sowie die beliebten Tierdarstellungen, wurden von seinen Schülern und Mitarbeitern beibehalten. Heute gibt es eine Malerkooperative in Dar-es-Salaam, die aus 50 Mitgliedern bestehende "Tingatinga Arts Cooperative Society". Neben dem traditionellen "Tingatinga-Stil" entwickelten die Künstler auch neue Ideen und Malstile. Zentrales Thema bleibt die Tierwelt, die einerseits die Beobachtung der Natur voraussetzen und andererseits ostafrikanische Fabeln lebendig werden lassen, zum Beispiel: "Warum die Hühner im Sand scharren" oder "Wie das Nilpferd hässlich wurde". Gerade die älteren Bilder zeigen die Tiere vorwiegend in Seitenansicht, den Kopf dem Betrachter zugewandt. Die betonten Konturen verstärken das Nebeneinander der kontrastreichen Farben. Der Themenkreis der Maler hat sich auch auf soziale und vereinzelt politische Motive ausgeweitet. Seit den 1990er Jahren lässt sich zudem eine Entwicklung zum Naturalistischen erkennen. Die Umrisse werden feiner, der Hintergrund ist farblich differenziert. Die Verwendung von zumeist unverdünnten Lacken ist immer noch ein auffallendes Merkmal der "Tingatingamalerei". Neben den ursprünglichen quadratischen Formaten der Bilder werden inzwischen vor allem Querformate benutzt. Die Palette der Bildträger hat sich von den Hartfaserplatten über die Leinenwand um Kalebassen und Teller erweitert. Die Tingatingabilder der Ethnologischen Sammlung stammen von der ersten und der zweiten Generation der "Tingatingamalerei". Sie wurden 1971/72 in Dar-es-Salaam erworben und kamen 1996 in die Sammlung.

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