Oberrheinisch
Grabtragung der heiligen Ursula, 1440/50
Über das Objekt
Die Tafel stammt von einem Flügelaltar mit Szenen der Ursula-Legende: Die britische Prinzessin und ihre 11000 Gefährtinnen werden auf ihrer Rückreise aus Rom vor den Mauern Kölns von den Hunnen ermordet. Hier tragen Chorherren den Leichnam Ursulas in einer Prozession durch das an den Wappenschilden erkennbare Kölner Stadttor.
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Die Legende besagt, Ursula, eine britische Prinzessin des 5. Jahrhunderts, sei bei ihrer Rückreise von einer Pilgerfahrt nach Rom gemeinsam mit ihren 11000 Gefährtinnen vor Köln von den Hunnen ermordet worden. Die Bürger Kölns bargen die Leichname der Jungfrauen und überführten sie in ihre Stadt, wo sie fortan als Heilige verehrt wurden. So erklären sich auch die Wappenschilde über dem Stadttor, durch das Chorherren die tote Ursula tragen: rot-weiß geteilt und mit den goldenen Kronen der Heiligen Drei Könige geziert (deren Reliquien tatsächlich erst im 12. Jahrhundert in die rheinische Metropole gelangten). Die Tafel war Bestandteil eines Flügelaltars, der, augenscheinlich auf den Außenseiten der Flügel, die Ursula-Geschichte bildlich nacherzählte. Mehrere zugehörige Bilder scheinen erhalten, darunter die sich links unmittelbar anschließende Szene (Straßburg, Musée de l’Œuvre NotreDame). Sie zeigt den weiteren Verlauf der mächtigen Stadtmauer, davor Kölner Bürger bei der Bergung der 11000 Jungfrauen. Wo dieser Altar stand, ist nicht mehr zu ermitteln, eine Hypothese zielt auf den Colmarer Unterlinden-Konvent. Als seinen Schöpfer hat man früher einen fiktiven, am Oberrhein tätigen Schüler Stephan Lochners, des herausragenden Kölner Malers, ausmachen wollen. (Detlef Zinke)