Gustave Doré

Künstler mit Palette vor Staffelei, o. J.

Über das Objekt

Stellen Sie sich vor: Sie leben alleine. Sie schlafen alleine. Sie essen alleine. Manchmal, vielleicht gerade bei den Mahlzeiten, vermissen Sie ein Gegenüber. Könnte ein Bild ein solches Gegenüber sein? Und wenn ja, welches Bild würden Sie sich an Ihrem Essplatz wünschen?
weniger sehen mehr sehen
Gabriele Rauschning wählte dafür diese Aquarellstudie von dem aus Straßbourg stammenden Künstler Gustave Doré (1832–1893). Das Aquarell, das sie 2010 erwarb, wurde für sie zu einem Lieblingsbild. Sie hängte es neben das Fenster, genau gegenüber ihrem Platz am Esstisch.

Was könnte ihr daran besonders gefallen haben? Vielleicht die absolute Kontemplation des Malers? Die konzentrierte Ruhe der schnellen, virtuosen Bleistiftskizze? Die sanfte Farbigkeit der grau-braun Töne? Oder die smaragd-blaue Hose des Malers als leuchtender Blickfänger?

Von Doré, der sich Mitte des 19. Jahrhunderts in Frankreich einen großen Namen als Illustrator von Literaturklassikern und Bibelthemen machte, ist bekannt, dass er zum einen immer ohne Modell allein aus dem Gedächtnis heraus arbeitete und dass er für seine großformatigen, gedruckten Buchillustrationen zumeist nur Skizzen lieferte und die Ausführung einer Schar von Holzschneidern überließ. Die Skizzen waren häufig mit dem Pinsel laviert und überließen den ausführenden Handwerkern eine recht freie Interpretation. In Anbetracht der Umsatzstärke seines Ateliers versah der Künstler Gemälde wie Graphiken, die er verkaufte, mit einer Atelierstempelung. Im Falle der zarten Aquarellstudie fällt der rote Stempel auf der Blatt-Vorderseite sehr markant ins Auge.


(Text: Verena Faber)

Objektdaten

Ihre Nachricht

Ihre Nachricht zum Objekt

Ihre Nachricht zur Person