Münsterbauhütte, Freiburg
Marienkrönung mit Engeln und den Heiligen Katharina und Margarethe, um 1280
Über das Objekt
Maria ist die Patronin des Freiburger Münsters und steht im übertragenen Sinne für die Kirche als Gemeinschaft der Gläubigen. Am Dreiecksgiebel über der Turmvorhalle erhielt sie ihre ehrwürdigste Darstellung. Christus segnet seine in den Himmel aufgenommene und gekrönte Mutter. Die Originale sind am Münster durch Kopien ersetzt.
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Das Freiburger Münster ist der Muttergottes geweiht. An prominentester Stelle, am Dreiecksgiebel über der Turmvorhalle, hat man deshalb das finale, triumphale Ereignis des Marienlebens, die leibliche Aufnahme der Jungfrau in den Himmel, dem Kirchenvolk vor Augen gestellt. Das Hochrelief, eingelassen in eine Spitzbogennische, zeigt Christus und seine gleichfalls gekrönte Mutter als mystische Brautleute gemeinsam auf einer konsolgestützten Ringpfostenbank thronend. Der schöne Gottessohn gibt Maria den Segen, sie, die nach theologischem Verständnis zugleich die Kirche als Gemeinschaft der Gläubigen symbolisiert, hat in Anbetung die Hände gefaltet. Von oben schweben Engel hernieder, schwingen Rauchfässer und bringen eine dritte Krone herbei, die Krone des ewigen Lebens als Verheißung an die irdische Glaubensgemeinschaft. Mit der Botschaft der Hoffnung auf einen gnädigen Richter ist die Marienkrönung direkt auf das Weltgericht Christi bezogen, das im Portaltympanon der Vorhalle die Eintretenden zu gottgefälligem Leben ermahnt und den Sündhaften ewige Verdammnis verheißt. Bevor das Leitbild der nach 1277 errichteten Westportale des Straßburger Münsters in Freiburg wirksam wurde, überwiegend stilistisch, zum Teil auch motivisch, bezogen die Steinmetze ihre Anregungen aus dem französischen Kronland. Bei der Marienkrönung hatte man kein geringeres Beispiel im Blick als die Kathedrale von Reims, die Krönungskirche der französischen Könige. In ihrer beinahe höfischen Eleganz zählt die Bildhauerarbeit zu den besten aus hochgotischer Zeit am Freiburger Münster. (Detlef Zinke)