Maske

Erstes Drittel 19. Jahrhundert

Über das Objekt

Diese Portraitmaske stellt eine Ahnin dar. Ihre Gesichtsbemalung verweist auf ihre Klanzugehörigkeit und der große Lippenpflock deutet auf ihren hohen gesellschaftlichen Rang hin. Die tiefe Verbundenheit der Tlingit mit ihren Vorfahren, mythischen Urahnen und ihrer Umwelt spiegelt sich kunstvoll in ihrer materiellen Kultur wider. In ihr verbinden sich die Lebenden, die Vorfahren und die kommenden Generationen.
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Die pazifische Nordwestküste Nordamerikas mit ihrem milden regenreichen Klima lieferte der von Fischen, Jagen und Sammeln lebenden Bevölkerung Nahrung in Fülle. Der Holzreichtum ließ eine hochentwickelte Schnitzkunst entstehen mit großen, reich verzierten Gemeinschaftshäusern, Wappenpfählen, Masken und Behältnissen aus Zedern und anderen Hölzern. Bemalt wurden sie mit kunstvollen Mustern, meist mehr oder minder abstrahierten mythischen Tieren. Die fein gearbeitete Maske zeigt ein stilisiertes Frauenporträt, möglicherweise eine Frau aus der mythischen Urzeit, mit etwas in sich gekehrtem Ausdruck. Die großflächige Bemalung in Türkis, Rot und Schwarz mit den typischen Mustern der Nordwestküste teilt das Gesicht und bricht die glatte Ebenmäßigkeit seiner Züge auf. In die Augen fällt die Scheibe in der Unterlippe: Adelige Frauen der Tlingit und benachbarter Völker trugen ab der Pubertät immer größer werdende hölzerne Lippenpflöcke. Die Maske stammt aus einer Zeit, als die Nordwestküste noch vom russischen Zarenreich beansprucht wurde - erst 1867 erwarben die Vereinigten Staaten die Region. Sie wurde nie getragen, worauf das Fehlen von Augenlöchern hinweist, sondern für den Verkauf an Europäer geschaffen. Darstellungen von „exotischen“ und etwas unheimlichen Bräuchen wie Lippenscheiben waren beliebte Souvenirs. Wie die Maske in die Sammlung Umlauff gelangte, ist nicht bekannt. Die Firma schickte Beauftragte in die verschiedensten Regionen der Welt, um Sammlungen zusammenzustellen, kaufte von Reisenden, Auktionen und Privatsammlern und stellte auch „Völkerschauen“ zusammen, deren Ausstattung nach der Tour veräußert wurde.

Autorin: Eva Gerhards

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