Matte | neided

vor 1900

Über das Objekt

Bis zum Kontakt mit europäischen Missionar_innen und Siedler_innen bestanden die Gewänder von Frauen aus zwei geflochtenen Kleidermatten, die bis an die Knöchel reichten. Beide Matten wurden auf der Hüfte mit einem mehrere Meter langen Gürtel befestigt, dabei wurde die vordere Matte zuerst umgebunden.
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Die Frauen von Chiefs trugen oft noch eine dritte Matte, die die beiden Kleidermatten schützten, wenn sie sich auf den Boden setzten. Zu besonderen Anlässen trugen auch Männer solche Matten: entweder ebenfalls als Paar oder einzeln mit einem Rock aus Bast. Kleidermatten werden als jaki-ed bezeichnet, die besonders fein gearbeiteten von ihnen als neided. Sie werden aus den Blattfasern des einheimischen Pandanus-Baumes (wūnmaañ) geflochten. Die bestickten Verzierungen aus Bast am Rand der Matte werden als lōlō bezeichnet. Das Mattenflechten wird traditionell von Frauen geleistet und ist auch darüber hinaus eng mit weiblicher Identität verbunden. Die frühesten Beschreibungen der Kleidungsmatten finden sich in den Reiseberichten von Otto von Kotzebue und Adelbert von Chamisso aus dem Jahr 1816. Unter dem Einfluss der Missionierung und des Kolonialismus änderten sich die Kleidungspraktiken: für Frauen wurden lange Baumwollkleider eingeführt (wau, im Englisch als „Mother Hubbard dress“ bekannt), um ihre nackten Oberkörper zu verhüllen, Männer trugen zunehmend Hose und Hemd. Das Wissen über die Technik des Flechtens und die kulturelle Bedeutung der Muster ging verloren. Frauenkooperativen wie das Jaki-ed Restoration and Revival Program in Majuro arbeiten heute daran, das traditionelle Handwerk wiederzubeleben und Frauen auf diese Weise ein Einkommen zu ermöglichen. Die Veröffentlichung von jaki-ed in Online-Sammlungen hilft dabei, alte Muster und Techniken digital zur Verfügung zu stellen. Auch wenn Matten heute nicht mehr als Kleidung getragen werden, sind sie ein bedeutender Ausdruck der kulturellen Kreativität der Menschen der Marshallinseln. Diese und die zugehörige Matte II/1255 wurden vermutlich von einem jungen Mädchen getragen. Autor: Godwin Kornes

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