Fritz Reiss
Auf dem Hotzenwald, um 1910
Über das Objekt
Ein grauer Himmel erstreckt sich über die Szenerie, kein Mensch ist zu sehen. Das Gemälde erzählt exemplarisch vom einfachen Leben vieler Bauernfamilien im Hotzenwald. Unter dem tief herabgezogenen, strohgedeckten Dach eines typischen sogenannten „Hotzenhauses“ liegen Wohnbereich, Stall und Scheune direkt beieinander.
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Ein wolkenverhangener Himmel mit den verschiedensten Grauschattierungen erstreckt sich über die Szenerie. Kein Mensch ist auf diesem Gemälde zu sehen; die strohgedeckte Behausung, deren Dach sich bis zum Boden erstreckt, verwehrt einen Einblick ins Innere. Es scheint, als müssten die Menschen sich abschotten – gegen die Kälte und den strengen Herbstwind, der über den leicht abschüssigen Hang fegt, der die Bäume beugt und deren Blätter bereits davongetrieben hat. Die einzigen Lebewesen auf diesem Bild sind die Hausschweine im Vordergrund, die auf der kargen Wiese nach Futter suchen und den ärmlichen Eindruck der Szenerie zusätzlich betonen. Ein kümmerlicher Bretterzaun umhegt die schmucklose Hütte und die Schweineweide. Zu einem im Hintergrund erkennbaren weiteren Gehöft führt ein gewundener Pfad, so schmal, dass die grüne Farbe der angrenzenden Wiese fast darüber hinwegwischt. Das Ölgemälde von Fritz Reiss unterscheidet sich frappierend von den häufigen Romantisierungen des ländlichen Lebens im Schwarzwald. Reiss war neben Hermann Dischler Mitglied der 1899 gegründeten Künstlervereinigung »Breisgauer Fünfer«. In seinem künstlerischen Werk finden sich einerseits humorvolle Darstellungen von Sitten und Bräuchen des Schwarzwaldes, andererseits verfolgte er immer wieder einen sozialkritischen Ansatz – so wie in dieser Darstellung. Das Bild erzählt exemplarisch von einem Schicksal, das stellvertretend für das Leben der besonders ärmlichen Bauern vom Hotzenwald steht, dem südlichsten und regenreichsten Teil des Schwarzwaldes. In den typischen sogenannten Hotzenhäusern sind Wohnhaus, Stallungen und Scheune unter einem Dach vereint. Deswegen vermied man es eigentlich, Schweine zu züchten oder hielt diese in separaten Gebäuden. Im südlichen Schwarzwald war es lange Zeit üblich, den Landbesitz unter den Erben aufzuteilen. Dies führte oftmals dazu, dass die landwirtschaftliche Fläche nicht ausreichte, um die Familien zu ernähren. Wenn sie sich auch nicht mit Heimarbeit oder einem Handwerk über Wasser halten konnten, waren sie gezwungen, ihr Land zu verlassen. LAURA BERGANDER
Objektdaten
Literaturhinweise
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Augustinermuseum Freiburg: Black Forest. Suwon 2016. 4. 9., S. 123 Seiten.