Unbekannt

1887 - 1919

Über das Objekt

Mata’afa Iosefo (1832 – 1912)

Dieses Foto zeigt Tupua Malietoa To'oa Mata'afa Iosefo von Falefā, eine bedeutende Person in der Geschichte von Sāmoa während der europäisch-amerikanischen Besetzung. Er war einer von drei Anwärtern auf den Königstitel im späten 19. Jahrhundert. Inmitten einer komplexen politischen Landschaft wurde Mata'afa im Jahr 1900 unter deutscher Verwaltung zum ali'i sili (Oberster Häuptling) ernannt, obwohl er zugleich ein entschiedener Gegner des europäisch-amerikanischen Einflusses auf die Politik Sāmoas war. Darüber hinaus spielte er eine Schlüsselrolle in der Mau a Pule (1908), einer friedlichen Widerstandsbewegung gegen den Kolonialismus. Die Bewegung wurde vom Tulafale Lauaki Namulau'ulu Mamoe begründet und später von Ta'isi Nelson während der neuseeländischen Verwaltung in den 1920er-Jahren wiederbelebt. Die Mau strebte danach, die sāmoanische Autorität wiederherzustellen, die Autonomie zu sichern und für Selbstbestimmung einzutreten.
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Als die westlichen Mächte in Sāmoa eintrafen, setzten sie eine zentralisierte Regierung durch, die von einem einzigen Staatsoberhaupt - einem König - geleitet werden sollte. Die europäisch-amerikanischen Fraktionen stellten sich schon bald auf die Seite der von ihnen bevorzugten Kandidaten und provozierten damit eine Reihe gewalttätiger Kämpfe um den Thron unter den sāmoanischen Häuptlingen. Mata'afa, der die Einmischung der Europäer und Amerikaner in die Politik Sāmoas kritisierte, gewann die Unterstützung vieler Sāmoaner, die sich in den nachfolgenden militärischen Auseinandersetzungen hinter ihn stellten. Daraufhin wurde er auf die Marshall-Inseln verbannt. Im Jahr 1898 kehrte er nach Sāmoa zurück und wurde im Jahr 1900 von den Deutschen zum ali'i sili gekrönt. Sāmoa wurde daraufhin gemäß der Dreimächtekonvention zwischen Deutschland, Großbritannien und den USA aufgeteilt, wobei der Westen Sāmoa Deutschland und der Osten Amerika zugesprochen wurde wurde.
Mit der Unterstützung Deutschlands spielte Mata'afa bis zu seinem Tod im Jahr 1912 weiterhin eine wichtige Rolle während der deutschen Verwaltung. Da Sāmoa ohne Rücksprache mit der Bevölkerung aufgeteilt wurde, wuchs der Unmut unter der einheimischen Bevölkerung. Der Slogan “Sāmoa mo Sāmoa“, Sāmoaner für Sāmoa, war ein eindringlicher Ruf nach Veränderung. Die Mau a Pule, eine friedliche Widerstandsbewegung, die von Tulafale und Mata’afa- Lauaki Namulau’ulu Mamoe initiiert wurde, gewann 1908 an Schwung. Sie zielte nicht nur darauf ab, Widerstand gegen die deutsche Verwaltung zu leisten, sondern auch die kulturelle Identität und Autonomie Sāmoas zu bewahren.
Dieses Foto wurde wahrscheinlich von John Davis in seinem Atelier in Matafele, Apia, aufgenommen. Es zeigt Mata’afa mit einem ‘ulafala um den Hals und einem ‘ie lavalava um die Taille gewickelt.

Übersetzung: Uli Nickel

Objektdaten

Literaturhinweise

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Peter Swain: Fono: the contest of the governance of Sāmoa. 2022.
Robert MacKenzie Watson: History of Sāmoa. 2021.
Tobias Sperlich: Photographing Mata‘afa Iosefo: Encounters, Interactions and Engagements in Colonial Samoa. In: History of Photography. 2014, S. S. 296-314.
Hilke Thode-Arora: From Sāmoa with love? Völkerschauen im deutschen Kaiserreich: eine Spurensuche. 2014.

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