Unbekannt

1887 - 1919

Über das Objekt

Malietoa Laupepa (1841–1898)

Auf diesem Porträt ist Susuga Malietoa Laupepa zu sehen, der König von Sāmoa während der europäisch-amerikanischen Besiedlung im 19. Jahrhundert. Er stammte aus Sapapali'i, Savai'i, und wurde in die angesehene Familie Sā Malietoa hineingeboren, eine der vier Familien, die in Sāmoa in einem der vier Bezirke Titel innehaben. Er erhielt eine christliche Ausbildung am Malua College in Malie. Laupepas Vater war der Oberhäuptling Malietoa Semoanaifea Mōli, der den Malietoa-Titel von 1858 bis zu seinem Tod im Jahr 1860 innehatte. Nach Mōlis Tod war der Malietoa-Titel vakant. Moli's jüngerer Halbbruder, Malietoa Talavou Tonumaipe'a, und Moli's Sohn Laupepa wetteiferten um den Titel. Die Rivalität gipfelte in verschiedenen Titelstreitigkeiten.
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Zeitgleich mit der turbulenten Politik der Sāmoaner kam es zu einem Zustrom europäisch-amerikanischer Siedler, die der Regierungsform Sāmoas widerstrebten. Aufgrund konkurrierender imperialer Interessen setzten die westlichen Fraktionen schon bald eine zentrale, einheitliche Regierung durch, die sowohl über Sāmoaner als auch über Europäer und Amerikaner herrschte, mit einem Staatsoberhaupt – einem König. Dieses Amt wurde dem sāmoanischen Tafa‘ifā-Titel gleichgestellt, der traditionell alle vier Bezirks-Titel einer Person zuordnete. Dieser Akt beruhte auf familiären Beziehungen und einem strengen Konsultationsverfahren, das mit einer ausgewählten Gruppe von sāmoanischen Häuptlingen durchgeführt wurde. Im Gegensatz dazu betrachteten die Europäer den König in der Rolle eines Verwalters, während die politische Macht bei einem europäischen Gouverneur lag. Somit ergaben sich erhebliche Unterschiede in den Definitionen und Verantwortlichkeiten von “König“ und Tafa'ifā.
Die Einmischung europäisch-amerikanischer Beamter in die sāmoanische Politik und die Einsetzung eines Königs als oberstem Herrscher verschärften die Auseinandersetzungen zwischen Talavou und seinem Neffen Laupepa weiter. Beide wetteiferten um den Königstitel. Als gläubiger Christ erhielt Laupepa die Unterstützung Großbritanniens und wurde 1879 von den westlichen Mächten zum König gekrönt. Talavou wurde zu seinem Berater erklärt, und die beiden teilten sich den Malietoa-Titel bis zu Talavous Tod im Jahr 1880. Ihr Amtssitz wurde in Mulinu'u, Apia, eingerichtet.
In den 1870er-Jahren befand sich Sāmoa am Scheideweg zwischen europäisch-amerikanischem Einfluss und indigener Widerstandsfähigkeit. Politische Turbulenzen und interne Streitigkeiten hielten an, und Laupepas Titel und Position wurden erneut angefochten, diesmal von Titelinhabern aus anderen Bezirken: Tupua Tamasese Titimaea und Mata'afa Iosefo. Im Jahr 1876 kam es zu Disputen, doch Laupepa blieb König, und Titimaea wurde von Großbritannien, Deutschland und den USA zu seinem Stellvertreter ernannt. Dieses Arrangement war jedoch nicht von langer Dauer. Deutschland hatte unter Gouverneur Eugen Brandeis seine eigenen Ambitionen und unterstützte Titimaeas Bestreben, König zu werden. Obwohl Großbritannien und die Vereinigten Staaten Laupepa unterstützten, verbannte Deutschland ihn 1884 auf die Marshall-Inseln.
Nach dem Wirbelsturm von 1889, bei dem die meisten der im Hafen von Apia ankernden Schiffe Schiffbruch erlitten, unterzeichneten die drei europäisch-amerikanischen Mächte im selben Jahr den Vertrag von Berlin, um ihre Konflikte beizulegen, und bildeten zwischen 1889 und 1899 ein Tridominium, die gemeinsame Herrschaft von drei Staaten. Laupepa kehrte nach Sāmoa zurück und wurde 1889 bis zu seinem Tod im Jahr 1898 als Tafa'ifā wiedereingesetzt. Er starb in Mulinu'u, Tuamasaga, im jungen Alter von 57 Jahren. Eines seiner Kinder, Malietoa Tanumafili I (1879–1939), wurde nach Laupepas Tod zum König gekrönt und herrschte von 1898 bis 1939.
Das Porträt wurde wahrscheinlich von John Davis in seinem Atelier in Matafele, Apia, aufgenommen. Laupepa ist mit einer 'ulafala geschmückt und sein Oberkörper ist in ein 'ie lavalava aus Baumwolle gehüllt. Das ovale Passepartout aus Papier unterstreicht seinen hohen Rang und seine Bedeutung im kolonialen Sāmoa.

Übersetzung: Uli Nickel

Objektdaten

Literaturhinweise

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Peter Swain: Fono: the contest of the governance of Sāmoa. 2022.
Hilke Thode-Arora: From Sāmoa with love? Völkerschauen im deutschen Kaiserreich: eine Spurensu-che. 2014.
Robert MacKenzie Watson: History of Sāmoa. .

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