John Davis

1887 - 1919

Über das Objekt

Louisa Kronfeld (1865 – 1939)

Louisa Kronfeld (geb. Silveira), die auf diesem Foto zu sehen ist, stammte aus Lotofaga, Falealili, Upolu, wo sie 1865 geboren wurde. Ihre Mutter, Mele Fiamē, war die Tochter des sāmoanischen Oberhäuptlings Fiamē aus Lotofaga, während ihr Vater, Augustino Silveira, ein Seemann und ehemaliger katholischer Priester, von der portugiesischen Insel Faial stammte. Louisa, die bereits in jungen Jahren zur Waisen geworden war, wurde von katholischen Nonnen in Savalalo, Apia, aufgezogen. Noch in Sāmoa lernte sie den preußisch-deutschen Händler Gustav Kronfeld kennen, der im Alter von 20 Jahren nach Sāmoa ausgewandert war, um für J.C. Godeffroy & Sohn zu arbeiten. Die beiden heirateten im August 1883 in Vava'u, Tonga, wohin er zu einem anderen Handelsposten versetzt worden war.
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Angesichts des Stempels in der linken unteren Ecke, auf dem “Davis“ steht, wurde das Foto wahrscheinlich von dem englischen Fotografen John Davis in seinem Atelier in Matafele, Apia, vor Louisas Abreise nach Tonga im Jahr 1883 aufgenommen. Das ovale Passepartout war üblich für die beliebten Cartes de Visite [Visitenkarten], die reproduziert und an Verwandte und Freunde verteilt wurden. Louisas europäische Kleidung deutet auf ihren höheren Rang als Nachfahrin eines Häuptlings hin. Sie trägt ein Kleid, das in den 1870er- und 1880er-Jahren in Mode war, mit Bändern um eine geknöpfte Knopfleiste in der Mitte des Mieders. Ihr Hals ist mit einem Medaillon geschmückt; sie trägt eine Brosche aus Glas oder Kristall, die an einem hohen, mit Spitze besetzten Kragen befestigt ist, sowie dazu passende Ohrringe aus Glas oder Kristall.
Während ihrer Zeit in Tonga bekam das frisch verheiratete Paar fünf Kinder, bevor es 1890 nach Tāmaki Makaurau in Auckland, Aotearoa/Neuseeland, zog, um die Handelsgesellschaft G. Kronfeld, später Pacific Trading Company Limited, zu gründen. Das Import-Export-Unternehmen transportierte Obst, Kopra und Fracht zwischen Aotearoa/Neuseeland und Sāmoa. Louisa und Gustav wurden in Aotearoa/Neuseeland eingebürgert und bekamen fünf weitere Kinder. Dort errichteten sie ihren Wohnsitz Olī Ula, was frei übersetzt so viel bedeutet wie ein Blumenkranz aus roten Blüten des 'oli-Baums, und zwar am Eden Crescent, inmitten vieler anderer Händlerfamilien. Ihr Haus war ein Anlaufpunkt für Pazifikreisende, Verwandte und Freunde der Familie, wie z. B. Königin Salote von Tonga, die entweder Aotearoa/Neuseeland besuchten oder sich dort sogar niederließen. Die Kronfelds waren eine der ersten pazifischen Familien, die nach Aotearoa/Neuseeland einwanderten. Sie waren bekannt für ihre Gastfreundschaft. Daher wurde Olī Ula mit sāmoanischer Measina geschmückt, die Besucher häufig als Dank für die Großzügigkeit der Kronfelds oft als Mea'alofa mitbrachten. Später entwickelte sich daraus eine Sammlung von geschenkten und gesammelten Gegenständen aus dem ganzen Pazifik, darunter zum Beispiel eine Tanoa fai 'ava (hölzerne 'ava-Schale) von Louisas Cousin Mata'afa Iosefo, der 1898 zum Oberhäuptling von ganz Sāmoa gekrönt wurde.
Als der 1. Weltkrieg ausbrach, wurden mehr als 60 deutsche Gefangene von Sāmoa nach Aotearoa/Neuseeland transportiert. Motuihe Island im Hafen von Tāmaki Makaurau/Auckland und Matiu Island in Te Whanganui a Tara/Wellington waren die vorgesehenen Zielorte für die Inhaftierten. Gustav Kronfeld gehörte zu denjenigen, die von 1916 bis nach Kriegsende 1918 auf Motuihe Island interniert waren. Während Gustav 1924 verstarb, hielt Louisa weiterhin die Stellung in Oli Ula und erhielt es als Heim für Durchreisende aufrecht. Auch heute noch ist die Familie Kronfeld sowohl in Sāmoa als auch in Tāmaki Makaurau/Auckland ein bekannter Name, und viele Nachkommen können ihre 'gafa (Abstammung) auf Louisa und Gustav zurückführen. Ihr Vermächtnis, das geprägt ist von ihrer Gastfreundschaft, wird auch heute noch in liebevoller Erinnerung gehalten.
Im Jahr 1939 schenkte Louisa dem Te Papa Tongarewa Museum von Neuseeland die Kronfeld-Sammlung mit rund 270 Artefakten, womit sie einen wichtigen Beitrag zu den Sammlungen Pazifische Kulturen und Taonga Māori des Museums leistete.

Übersetzung: Uli Nickel

Objektdaten

Literaturhinweise

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Christine Liava’a: Strangers in the Sāmoan Islands: foreigners mentioned in the cyclopedia of Sāmoa - 1907. New Zealand Society of Genealogists. 2002.

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