Alfred Tattersall

1889

Über das Objekt

Dreimächteabkommen / Hafen von Apia [?]

Die europäisch-amerikanische Besiedlung verursachte im 19. Jahrhundert massive Veränderungen in Sāmoa. Während die Sāmoaner ihre Lebensweise bis heute beibehalten haben, auch wenn diese zeitweise stark bedroht war, ist das Vermächtnis der Siedlergesellschaften im heutigen Sāmoa noch immer präsent. Großbritannien, Deutschland und die Vereinigten Staaten von Amerika wagten sich in etwa zur gleichen Zeit auf die Inselgruppe von Sāmoa, um sich Territorien und Ressourcen zu sichern. Schon bald erkannten sie das reiche Angebot des Landes und versuchten, dort Wurzeln zu schlagen.
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Zu dieser Zeit war die politische Landschaft in Sāmoa bereits sehr angespannt aufgrund bestehender Konflikte um die Zuteilung der Häuptlingstitel unter Familienclans nach dem fa’amatai-System. Dieses System, das noch aus der Zeit vor der Ankunft der Europäer stammt, basiert auf Abstammungslinien, die bestimmte Familien zu Häuptlingstiteln berechtigen, wodurch ihr sozialer Status und ihre Autorität über Dörfer und Bezirke erhalten bleiben.
In den 1870er-Jahren war der Handel mit der einheimischen Bevölkerung bereits weit fortgeschritten, sodass die europäisch-amerikanischen Mächte die inneren Unruhen auf Sāmoa ausnutzen konnten. Land wurde auf dubiose Weise gegen Waffen getauscht. Auf diese Weise konnten sich die Sāmoaner effektiver gegen ihre rivalisierenden Verwandten im Kampf um Häuptlingstitel wehren, während es den europäisch-amerikanischen Mächten gelang, Land für den Auf- und Ausbau von Unternehmen und der entsprechenden Infrastruktur zu erwerben. Die europäischen Siedler konnten jedoch ihre Vorstellungen von Politik nicht lange mit dem lokalen Herrschaftssystem in Einklang bringen. Stattdessen befürworteten sie die in Europa zu dieser Zeit am weitesten verbreitete Regierungsform - die Monarchie. Im Kampf um die Erlangung des Häuptlingstitels wählten die europäischen Mächte daher jeweils einen bevorzugten Oberhäuptling und unterstützten seine Anhänger. Der Vorteil der Einsetzung eines einzigen Anführers bzw. Königs, so argumentierten sie, bestand darin, dass politische Verhandlungen leichter zu führen waren. Anstatt es mit verschiedenen erweiterten Familienräten zu tun zu haben, würden Verhandlungen nur mit einer Familiengruppe stattfinden.
Obwohl Konflikte unter den sāmoanischen Familienclans häufig und fortgesetzt ausgefochten wurden, wurden sie nunmehr durch europäische Mächte verschärft, die ihre jeweiligen politischen Ziele durchsetzen wollten. Im Jahr 1886 kam es zum ersten Bürgerkrieg. In diesem kämpften Deutschland, Amerika und Großbritannien um die Vorherrschaft in Sāmoa, indem sie die indigene Bevölkerung Sāmoas für einen Stellvertreterkrieg nutzten. Als die Spannungen zunahmen, schickten die drei Mächte 1889 Kriegsschiffe in den Hafen von Apia, um andauernden Konflikt 1889 auf aggressivere Weise zu lösen. Der Krieg wurde abrupt durch einen Wirbelsturm beendet, der im Hafen verheerende Schäden anrichtete. Seine verheerenden Folgen sind auf diesem Foto zu erkennen, das 1889 von Alfred James Tattersall aufgenommen wurde. Die Kriegsschiffe, die auf dem Foto von 1 bis 4 durchnummeriert sind, befanden sich in Kampfhandlungen auf See, als sie durch den Sturm schwer beschädigt wurden. Nummer 1 ganz links ist der dänische Schoner Agur, Nummer 2 der Dampfer USS Trenton und Nummer 3 das gesunkene Kanonenboot USS Vandalia. Das gestrandete amerikanische Kanonenboot Nipsic ist auf der rechten Seite zu sehen, während das deutsche Kanonenboot Eber direkt vor dem Heck der USS Trenton zu erkennen ist.
Obwohl Großbritannien, Amerika und Deutschland jeweils unterschiedliche Vorstellungen hatten, einigten sie sich auf eine gemeinsame Befehlsgewalt. Folglich wurde im Vertrag von Berlin (1889) ein Tridominium, eine Herrschaft von drei Staaten, für den Zeitraum von 1889 bis 1899 festgelegt. Nach anhaltenden inneren Unruhen forderte die Dreiparteien-Konvention von 1899 die Aufteilung von Sāmoa zwischen Amerika und Deutschland. Großbritannien sollten ehemalige deutsche Kolonien in Afrika, wie z. B. Sansibar, zugesprochen werden. Infolgedessen wurde West-Sāmoa zwischen 1900 und 1914, als der 1. Weltkrieg ausbrach, von Deutschland regiert, gefolgt von der militärischen Besetzung und Verwaltung durch Neuseeland. Im Jahr 1962 erhielt West-Sāmoa die Unabhängigkeit. In der Zwischenzeit blieb Amerikanisch-Sāmoa weiterhin amerikanisches Territorium, sodass die Trennung zwischen den beiden Gebieten bis heute bestehen bleibt.

Übersetzung: Uli Nickel

Objektdaten

Literaturhinweise

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Peter Swain: Fono: the contest of the governance of Sāmoa. 2022.

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