Münsterbauhütte, Freiburg
Stehende Muttergottes mit Kind, Anfang 14. Jahrhundert
Über das Objekt
Der ursprüngliche Aufstellungsort der Madonna am oder im Münster ist unbekannt. Zuletzt stand sie auf der mittleren der drei Barocksäulen vor dem Westturm. Dort ist sie durch eine Kopie ersetzt. Möglicherweise bildete sie ursprünglich mit den beiden Leuchterengeln (Inventarnummern S 020, 021/M) eine Gruppe.
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Das sicherlich in der Freiburger Münsterbauhütte geschaffene Marienbild war zuletzt auf der mittleren der drei barocken Säulen vor dem Westportal aufgestellt. Ursprünglich könnte es sich hinter dem Altar im romanischen Chorhaupt befunden haben, flankiert von zwei ebenfalls erhaltenen Leuchterengeln. In der Monumentalskulptur begegnet die stehende Muttergottes erstmals kurz nach 1200 als Portalfigur an Notre-Dame in Paris. Unsere Statue verkörpert einen zu Ende des 13. Jahrhunderts - wohl ebenfalls in Paris - ausgebildeten Typus, der in seinen Grundzügen bis weit ins Folgejahrhundert vorherrschend blieb. Haltung und Körperschwung, das Trage- und Sitzmotiv begegnen unzählige Male. Immerhin waren in der Wahl der Attribute, der Gestik von Mutter und Kind und auch in der Anordnung des Mantels Marias Variationen erlaubt. Dem bekleideten oder halbnackten Knaben konnte statt der Traube, Symbol der Eucharistie, auch ein Apfel in Anspielung auf den Sündenfall im Paradies oder ein Buch zum Zeichen der göttlichen Weisheit beigegeben werden. Und so manches Mal hält das Kind den Schleier gepackt, sofern es sich nicht zärtlich dem Gesicht seiner Mutter nähert. Sie wiederum fasst auf einigen Darstellungen zu den Füßen des Sohnes hinüber, statt Zepter, Lilie oder ein Buch in ihrer Rechten zu halten. Ihr Mantel ist entweder geöffnet oder verspannt sich vor dem Leib und lässt oft auch noch den Gürtel als Abzeichen ihrer jungfräulichen Keuschheit erblicken. (Detlef Zinke)