Priska von Martin
Somnia, 1963
Über das Objekt
Somnia hat Priska von Martin (1912–1982) die kleinformatige abstrakte Bronzeplastik betitelt: Der lateinische Begriff für Traum oder Schlaf ist in der griechisch-römischen Mythologie auch die Bezeichnung für die Verkörperung der Träume, des Träumens. Die Oberfläche der Figur ist rau, uneben, unbearbeitet, Spuren des Gusses sind sichtbar. Trotz des kleinen Formats wirkt die Komposition jedoch mächtig, erhaben. Fest auf dem Untergrund stehend, erhebt sie sich zugleich, reckt sich, entzweit sich und greift in den Raum hinein. Zeit ihres Lebens litt die Künstlerin an Depressionen, die sie immer wieder zu teilweise mehrjährigen Schaffenspausen zwangen. Auch der abstrakten Phase Anfang der 1960er-Jahre – eine Einteilung ihres Werks, die von Martin am Ende ihres Lebens vornahm – folgte eine solche Unterbrechung. Manche ihrer Träume, in denen Gefangensein und Befreiung eine Rolle spielten, notierte sie in ihren Tagebüchern. Gut möglich, dass der Titel der abstrakten Figur Hinweis auf innere Kämpfe gibt, die die Künstlerin nicht nur nachts zu bewältigen hatte.