Oberrheinisch

Muttergottes mit KInd auf der Mondsichel, Ende 15. Jahrhundert

Über das Objekt

Die Mondsichel spielt auf die Himmelserscheinung des „Apokalyptischen Weibes“ in der Offenbarung des Johannes an. Sie ist ein Sinnbild der „Unbefleckten Empfängnis“ Mariae, d. h. ihrer Sündenreinheit. Die Figur stammt angeblich aus Tauberbischofsheim und war wohl die Zentralfigur im Schrein eines Flügelaltars.
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Die möglicherweise aus Tauberbischofsheim stammende Statue befand sich einst in der Schreinmitte eines Flügelaltars und muss dort von weiteren Heiligenfiguren flankiert worden sein. Streng auf Vorderansichtigkeit angelegt, gibt sie schon an den Seiten Nachlässigkeiten bei der Bearbeitung preis, zudem macht sich die breite Aushöhlung, je nach Blickwinkel, störend bemerkbar. In der Enge des Altarschreins war dies naturgemäß ohne Bedeutung und zeugt lediglich von arbeitsökonomischer Herangehensweise. Mit seinem dreischaligen Aufbau - körperverhaftetes Gewand, raumhaltig abgehobener Mantel und ein ungemein üppiges, voluminöses Haarkleid - steht das Madonnenbild beispielhaft für eine plastische Konzeption Straßburger Herkunft, die sich bis in die 70er Jahre des 15. Jahrhunderts zurückverfolgen lässt. Bemerkenswert ist auch das dralle, quergelagerte Kind, das uns die junge Mutter mit überraschend melancholischem Ausdruck darbringt, als sinne sie über sein vorbestimmtes Schicksal und leite den Betrachter darin an. Maria setzt einen Fuß auf die Sichel des Mondes. Das im Spätmittelalter geläufige Motiv ist Ausdruck des damals intensivierten Glaubens an die unbefleckte Empfängnis der Jungfrau, des Glaubens daran, dass sie als einzige unter den Menschen nach dem göttlichen Heilsplan frei von der Erbsünde war. Dabei half die mystische Gleichsetzung mit dem ‚Apokalyptischen Weib‘, Widersacherin Satans am Ende der Zeiten, wie in der Offenbarung beschrieben: „Und es erschien am Himmel ein großes Zeichen: eine Frau, umkleidet mit der Sonne, der Mond unter ihren Füßen und auf dem Haupt ein Kranz von zwölf Sternen.“ Der Barock schuf daraus den Typus der Maria immaculata. (Detlef Zinke)

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