Münsterbauhütte, Freiburg

Scheinwasserspeier: Mann mit Topf als Darstellung des Geizes (Avaritia), um 1310

Über das Objekt

In Gestalt eines Mannes in schlichter Gewandung wird der Geiz, eine der menschlichen Hauptsünden, gezeigt. Er hat einen bauchigen Geldtopf vor sich, den er angstvoll mit der rechten Hand zuhält. Der Kopf ohne Ohren ist fast kahl, die Gesichtszüge wirken dümmlich-überzeichnet.
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Hoch oben am Achteck des Münsterturms, in rund 65 Metern Höhe, wurden sieben Figuren versetzt, die horizontal weit aus dem Mauerwerk heraustreten, ganz so, als dienten sie zum Abschlagen des Wassers. Dargestellt sind die menschlichen Hauptsünden oder auch Laster, aus denen nach kirchlicher Lehre alle weiteren sittlichen Verfehlungen hervorgehen. Fünf dieser ‚Pseudo Wasserspeier‘ haben sich erhalten und sind ins Museum gelangt. Die Freiburger Lasterdarstellungen sind in ihrer Konzeption und Anbringung einzigartig. Superbia, der Hochmut und Anfang aller Laster, hat die Gestalt eines betont blasiert wirkenden Ritters. Avaritia, der Geiz, tritt auf als kahlköpfiger Idiot, der ängstlich um seinen Geldtopf besorgt ist. Luxuria, die Wollust, ist ein nacktes, junges Weib, das nach dem antiken Schema der schamhaften Venus nur unvollkommen seine Blöße bedeckt. Ira, der Zorn, ist ein brüllender, sich die Haarmähne raufender Mann, der einen spitzen Judenhut trägt und sich förmlich in einen Löwen verwandelt. Gula, die Völlerei, begegnet uns als Schwein und hat das gierige Maul zum Fressen geöffnet. In welcher Gestalt Invidia, der Neid, sowie Acedia, die Trägheit, dargestellt waren, ist nicht überliefert. Aus den Anfangsbuchstaben der lateinischen Begriffe setzt sich das künstliche Merkwort SALIGIA zusammen. (Detlef Zinke)

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