Schurz
Grasrock aus feinen Hibiskusfasern, 1900 - 1910
Über das Objekt
Objektdaten
Titel
Grasrock aus feinen Hibiskusfasern
Objektbezeichnung
Datierung
1900 - 1910
Ort
Material
Maße
Höhe 50.0 mm, Breite 460.0 mm, Länge 550.0 mm
Schlagworte
Inventarnummer
II/1264
Standort
Zugang
Schenkung, 1911
Sammler_in
Provenienz
Grasrock, Objekt „Lendenschurz“ aus „Ponape, Ost-Karolinen“ aus der 2. Sendung von Paul Werber vom 29. November 1911 mit der alten Inventarnummer 7024. Zu den Umständen des Erwerbs hat Werber keine Angaben gemacht. Grasröcke aus Hibiskusfasern waren eine typische Männerkleidung auf Pohnpei, die auch während der Zeit des antikolonialen Aufstands 1910/1911 noch verbreitet war. Der Werbersche Rock zeichnet sich durch eine besonders feine Verarbeitung der Fasern aus, was auf einen höheren sozialen Status des Vorbesitzers hinweisen könne. Grasröcke sind bis heute wichtige Insignien für die traditionelle Autorität von Chiefs auf Pohnpei, die von diesen zu besonderen zeremoniellen Anlässen getragen werden und oft als Familienerbstücke große Bedeutung besitzen. Falls es sich bei II/1264 daher um den Grasrock einer hochrangigen Person handeln sollte, wirft dies die Frage auf, wie Werber das Stück erlangt hat. Werber war der Kommandant des Landungskorps der S.M.S. Cormoran und hatte somit eine führende Position bei der militärischen Unterwerfung von Sokehs inne. Ob die Matte oder auch andere Pohnpei-Objekte während Kriegshandlungen in seinen Besitz kamen, ob es sich um Kriegsbeute handelt, oder ob er sie auf andere Weise erworben hat, konnte bis Projektende nicht aufgeklärt werden. Werber hat sich während seiner Dienstzeit auf der S.M.S. Cormoran mehrfach auf Pohnpei aufgehalten, u. a. am 28. September 1910, von Ende Dezember 1910 bis Ende Februar 1911 und ein weiteres Mal im Juli 1911. Für das Zeitfenster des Erwerbs der ersten Sendung kommen daher nur seine Aufenthalte vor Mai 1911 infrage, da dann die Objekte bereits nach Freiburg verschickt wurden. Laut Kommandant Siemens wurde der Besuch in Pohnpei am 28. September 1910 bereits innerhalb eines Tages abgebrochen, um ein Besatzungsmitglied wegen eines akuten medizinischen Notfalls nach Herbertshöhe (Kokopo) zu bringen. Ob Werber in diesem kurzen Zeitraum Gelegenheiten zum Erwerb von Objekten fand oder überhaupt das Schiff verließ, ist unklar. Wahrscheinlicher erscheint daher, dass er die Pohnpei- Objekte bei seinem zweiten Aufenthalt auf der Insel erhielt, d. h. während des Kriegseinsatzes. Zum Sammeln auf Pohnpei macht er weder in seinen Briefen noch seinem Kriegstagebuch Angaben, allerdings erwähnt er in letzterem die Zerstörung zahlreicher Häuser in Sokehs und Umgebung durch seine Einheit. Eine Einstufung der Pohnpei-Objekte als zumindest potentielle Kriegsbeute ist daher plausibel begründbar.