Spielzeug
Kreiselspiel, vor 1900
Über das Objekt
In mehreren ethnographischen Berichten über Nauru, die zur Kolonialzeit entstanden, wird auf die Vielzahl an Spielen hingewiesen, die die Menschen auf dieser Insel praktizierten. Eines davon wird als „Kreiselspiel“ beschrieben. Hierfür benötigte man die Schalen von fünf halbierten Kokosnüssen, die so ausgewählt wurden, dass sie möglichst nahtlos ineinander passten. Vorhandene Unebenheiten wurden mit einem Korallenstück abgefeilt. Um die Schalen zu fixieren, wurden sie mit Baumharz verklebt. Durch die Mitte der Schalen wurde ein kleines Loch gebohrt, in das ein hölzerner Pflock gesteckt wurde, der an seinem unteren Ende eine Verdickung hatte. Auf diese Weise entstand ein Kreisel, der mit Hilfe einer getrockneten Luftwurzel des Gummibaums angetrieben wurde.
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Das Spiel war eine beliebte Form der Unterhaltung und wurde vor Publikum im Versammlungshaus eines Distriktes abgehalten. Den Beschreibungen zufolge wurde es nur von erwachsenen Männern betrieben und hatte oft den Charakter eines Wettbewerbs, unter Einsatz von Wetten. Dazu traten zwei Männer mit ihren Kreiseln gegeneinander an. Auf ein Kommando setzten sie den Kreisel auf einer glatten Unterlage (z.B. eine eingeölte Matte oder eine Holzplatte) in Bewegung. Drehte sich der Kreisel, schoben Assistenten der Spieler vorsichtig eine Schildpatt-Platte unter ihn und sorgten durch leichte Berührungen oder das Verjagen von Insekten für eine möglichst reibungslose Drehung. Derjenige, dessen Kreisel am längsten lief, hatte gewonnen und erwartete anschließend einen neuen Herausforderer. Der Wettbewerb wanderte der Reihe nach durch alle Distrikte der Insel und sollte in jedem Jahr mindestens einmal in jedem Versammlungshaus stattfinden. Die Anfertigung der Kreisel war eine aufwändige Arbeit, die viel Zeit und Sorgfalt benötigte. Jeder Kreisel hatte üblicherweise seinen eigenen Namen. Der Name dieses Kreisels ist nicht überliefert. Ebenso ist kein eingesetztes Holzstäbchen erhalten. Die größte der Schalen ist innen mit einem Streifen Stoff ausgelegt und das Loch in ihrem Boden ist mit Pflanzenfasern und einem Stück Kokosnuss verschlossen.
Autor: Godwin Kornes