Statue
Juichi-men Kannon, 19. Jahrhundert
Über das Objekt
Bei der hölzernen, farbig gefassten Figur handelt es sich vermutlich um eine Nachempfindung der Statue des Juichimen Kannon im Hokkeji-Tempel in der historischen Provinz Yamato, heute Nara, in Japan. Im Mahayana Buddhismus gilt der Bodhisattva Kannon als Mittlergestalt, die den Menschen auf dem Weg zu ihrer Erleuchtung begleitet. Dem Kopfaufsatz dieser Figur entspringen elf kleine Köpfe, die von unterschiedlichen Gesichtsausdrücken geprägt sind. Jedes Gesicht symbolisiert einen bestimmten Aspekt der Fertigkeiten und Macht des Juichimen Kannon.
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Der Bodhisattva Kannon (auch Kwannon), Sinnbild für Weisheit und Mitleid, ist ein Erleuchteter, der in der Welt blieb, um den Menschen zu helfen, die Erlösung zu finden. Juichimen bedeutet elfköpfig; die Gesichter symbolisieren die verschiedenen Aspekte der Macht des Kannon und seine Fähigkeit, in alle Richtungen sehen zu können. In der Frühzeit wurde der Bodhisattva männlich dargestellt, später entwickelte er sich zu einer androgynen oder weiblichen Gestalt. Die Figur steht im leichten Kontrapost, ihr Gesicht zeigt einen in sich gekehrten, meditativen Ausdruck. Die rechte Hand formt die Geste des Begreifens, in der linken hielt er möglicherweise ursprünglich eine Vase mit Lotosblüte. Die Entstehung der Statue gibt Rätsel auf: Eine von Ernst Grosse handgeschriebene Karteikarte spricht von einer "fast gleichzeitigen Wiederholung der Kwannonstatue des Hokkeji, Yamato, die das Porträt der Kaiserin Komyō sein soll…" und weiter: "Bemalung und Piedestal später". Grosse, Ethnologe an der Freiburger Universität, Spezialist für ostasiatische Kunstgeschichte und Ehrendirektor der Städtischen Sammlungen Freiburg, bezieht sich vermutlich auf Angaben von Tadamasa Hayashi, kaiserlicher japanischer Generalbeauftragter für die Pariser Weltausstellung von 1900, von dem er die Statue zusammen mit anderen Kunstwerken gekauft hat. Er datiert sie in das 8. Jahrhundert, die Lebenszeit Kōmyōs (701-760), der Gründerin des Hokkeji-Tempels. Das Inventar von 1925 spricht von einem "der herrlichsten Werke japanischer Plastik, das in Europa sich befindet". Heutige Spezialisten gehen jedoch eher von einer meisterlichen Nachempfindung - nicht Kopie - des 19. Jahrhunderts aus. Eva Gerhards