Franz Xaver Gräßel
Wiese mit Blumen, 1904
Über das Objekt
Ein Wiesenstück in voller Blüte: Die langstielige weiße Schafgabe steht über dem hellen Grün des Grases; die gelben Tupfen könnten die Blüten des scharfen Hahnenfußes sein, dazwischen scheinen zart violett die Blüten des Wiesenklees hervor. Schemenhaft sind neben dem kleinen Baum ein Hahn und eine Henne zu erkennen.
weniger sehen
mehr sehen
Franz Gräßel widmet sich in diesem Bild einer stimmungsvollen Detailstudie. Die blühende Wiese hat der Künstler wie einen ›Ausschnitt‹ aus der Natur festgehalten - vermutlich direkt vor Ort im Frühjahr oder Frühsommer. Durch die locker gesetzte Pinselführung entsteht der Ein druck einer flüchtigen Skizze. Trotzdem gelingt es Gräßel mit wenigen Farbtupfern, die dargestellten Blumen erkennbar zu machen. Dominiert wird die grüne Wiese von den weißen Blüten des Bärenklau. Seine langen Stiele hat Gräßel mit feinen, dunkelgrünen Linien auf die Leinwand gesetzt. Zwischen dem Bärenklau ragen einzelne gelbe Tupfer hervor, die Blüten des Scharfen Hahnenfußes sein könnten, im Volksmund auch bekannt als Butterblume. Kleinere, lilafarbene Akzente inmitten dem hellen Grün des Grases lassen auf den Wiesenklee schließen. Wie die Schafgarbe oder die Butterblume findet man ihn oft auf Wiesen im Schwarzwald. Ganz vorne im Bild lugt eine vereinzelte Kamillenblüte unter einem Löwenzahnblatt hervor. Erst auf den zweiten Blick fallen hinter dem kleinen dunklen Baum ein Hahn und eine Henne auf, die sich gegenüberstehen. Gräßel hat die Tiere nur angedeutet, sodass sie fast durchsichtig erscheinen. Der dunkle Waldrand bietet einen wirkungsvollen Kontrast zur hellen Sommerwiese. Im Hintergrund ist der Horizont unbestimmt angedeutet, was den ›ausschnitthaften‹ Charakter des Bildes unterstützt, auch wenn es dadurch unfertig wirkt. MIRJA STRAUB