Franz Xaver Gräßel

Wiesenhang (Lautenbach), 1888

Über das Objekt

Wo die Kulturlandschaft nicht mehr gepflegt wird, erobert sich die Natur ihr Terrain zurück: Der einfache Zaun ist teils eingestürzt, der Apfelbaum scheint schon lange nicht beschnitten worden zu sein und trägt nur noch wenige Früchte. Über den Wiesenhang führen nur ein paar Holzlatten als Steg.
weniger sehen mehr sehen
Franz Gräßel zählte ebenfalls zum Künstlerkreis der Gutacher Malerschule, die von Wilhelm Hasemann begründet worden war. Immer wieder hielt er sich in Gutach im Schwarzwald auf, wo er in der Umgebung Inspiration für seine Arbeit suchte. Das Motiv für diese Szene fand der Künstler, so deutet eine Inschrift auf dem Bild an, in der Gemeinde Lautenbach in der Nähe von Offenburg, am Rand des mittleren Schwarzwaldes. In der Übergangszone zwischen der weiten, flachen Rheinebene und den Schwarzwaldbergen sind oftmals fruchtbare Hügellandschaften, in denen Obst und Wein angebaut werden. In fast impressionistischer Manier zeigt Gräßel hier einen Ausschnitt der Natur, der ungewöhnlich, ja beinahe irritierend ist. Auf dem Gemälde ist eine leicht ansteigende Wiese zu erkennen, die im Vordergrund von einem Bach durchzogen wird, der sich in den Boden eingegraben hat. Über dem Bach liegt eine einfache Holzlatte, die wahrscheinlich dazu diente, ihn zu überqueren. Im Mittelpunkt des Bildes ist ein knorriger alter Apfelbaum dargestellt, der offenbar seit Jahren nicht mehr beschnitten wurde. Deswegen trägt er auch nur noch einige wenige Äpfel, viele Äste sind verdorrt. Vor dem Baum zieht sich ein Zaun aus Holzplanken, der in einigen Teilen eingestürzt ist, durch das Bild. Im Hintergrund sind bewaldete Hänge zu erkennen. Gräßel thematisiert in diesem Bild die Vergänglichkeit. Wo die Kulturlandschaft nicht mehr gepflegt wird, erobert sich die Natur ihr Terrain zurück. Es vermittelt aber auch einen Eindruck von Vernachlässigung. Schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts gab es landwirtschaftliche Flächen im Schwarzwald, die nicht mehr bearbeitet wurden, weil die Erträge nicht auskömmlich oder Menschen vom Land in die Stadt gezogen waren. Heute ist dieses Problem noch viel größer, zunehmend gelingt es nur mit staatlichen Zuschüssen, die Bauern dafür zu gewinnen, die reiche Kulturlandschaft des Schwarzwaldes zu pflegen. Wenn die Weiden nicht bewirtschaftet werden, würden diese in kürzester Zeit verbuschen und verkarsten. TILMANN VON STOCKHAUSEN

Objektdaten

Literaturhinweise

alle ausblenden alle anzeigen
Augustinermuseum Freiburg: Black Forest. Suwon 2016. 4. 9., S. 123 Seiten.

Ihre Nachricht

Ihre Nachricht zum Objekt

Ihre Nachricht zur Person