Fritz Reiss
Einsamer Schwarzwaldhof, undatiert
Über das Objekt
Wie stark das Leben der Menschen von den Gewalten der Natur abhängig war, ist eines der Themen, die Reiss ins Bild setzte. Der einsame Hof duckt sich geradezu, um Wind und Wetter zu trotzen. Die mächtigen Wolkenberge dominieren den Bildaufbau. Das dahinter hervorblitzende Blau des Himmels zeigt, wie schnell sich das Wetter ändern kann.
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Immer wieder hat sich Fritz Reiss auch mit den düsteren Seiten des Schwarzwaldes beschäftigt. Viele Höfe befanden sich in großer Höhe oder im unwegsamen Gelände, wo der Ackerbau kaum noch möglich war. Hier konnte meist nur Vieh gehalten werden. Während des langen, harten Winters mussten jedoch die Vorräte reichen, um Mensch und Tier über die kalte Jahreszeit zu bringen. Oftmals waren die Höfe während des Winters komplett von der Außenwelt abgeschnitten. Auf einer kahlen Anhöhe des Schwarzwaldes liegt in einer Mulde ein einsamer Schwarzwaldhof. Im Vordergrund durchzieht ein Bach die Almwiese. Nur das tiefgezogene Dach ragt hervor, das Haus duckt sich weg und versteckt sich vor den Stürmen. Fast die gesamte Bildhälfte nimmt der düstere und bewegte Wolkenhimmel ein, der darauf hindeutet, dass die Menschen hier den Naturgewalten ausgesetzt sind. Allerdings reißt der Wind den Himmel auf, durch die Wolken fällt etwas Sonnenlicht und bringt den gesamten Landstrich zum Leuchten. Dies zeigt auch, wie schnell sich auf den Schwarzwaldhöhen das Wetter verändern kann. Wie schon auf dem Gemälde Auf dem Hotzenwald ist kein Mensch auf dem Bild zu sehen. Mensch und Tier haben sich vermutlich vor dem widrigen Wetter in das Schwarzwaldhaus zurückgezogen. Fritz Reiss erzeugt diese ausdrucksstarke Stimmung mit einem dünnen, fast nur lasierenden Pinselstrich auf der Leinwand. Nur an wenigen Stellen in den Wolken wird die Farbe pastos aufgetragen, hier werden mit Weißtönen helle Lichtpunkte gesetzt, die Hoffnung auf besseres Wetter wecken. TILMANN VON STOCKHAUSEN