Antonie Brandeis (1868 - 1945)

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Biografie

Antonie Thawka Brandeis wurde am 25.3.1868 in Hamburg als Tochter des Kaufmanns Rudolph Heinrich Ruete und der sansibarischen Prinzessin Emily Salme, geb. bint Sa’id Al-Sa’id geboren. Sie verbrachte eine kosmopolitische Jugend zwischen Hamburg, Berlin, Sansibar, London, Jaffa und Beirut, wo sie in den großbürgerlichen Kreisen ihrer berühmten Mutter aufwuchs. 1898 heiratete sie Eugen Brandeis, mit dem sie im gleichen Jahr nach Jaluit auf die Marshallinseln ging, wo dieser seinen Posten als Kaiserlicher Landeshauptmann antrat. Vor Ort begann sie Ethnographica zu sammeln, brachte sich selbst das Fotografieren bei und stellte ethnographische Beobachtungen an. Während eines Heimaturlaubs 1901/02 studierte sie Ethnologie bei Felix von Luschan. Nach ihrer Rückkehr nach Berlin im Jahr 1906 folgte eine rege Tätigkeit als Autorin ethnologischer und prokolonialer Schriften, die Beteiligung an zahlreichen Kolonialausstellungen sowie ein jahrzehntelanges Engagement in der kolonialen Frauenbewegung. Nach der Scheidung ihrer Ehe 1913 lebte sie noch mehrere Jahre in Berlin und kehrte dann 1920 in ihre Heimatstadt zurück, wo sie sich weiterhin der kolonialen Sache widmete. So war sie u.a. maßgeblich an der Gründung der Kolonialen Frauenschule in Rendsburg im Jahr 1926 beteiligt. Antonie Brandeis starb am 24.4.1945 bei einem Luftangriff auf Bad Oldesloe. Objekte aus ihrer Sammlung gelangten als Schenkung 1900/01 an das Freiburger Museum, weitere Sammlungen von ihr finden sich in Museen in Hamburg, Berlin, Stuttgart und Cambridge.

Literatur:

Kornes, Godwin, 2022: „Sammlerin, Ethnographin, Kolonialaktivistin. Neue Erkenntnisse zur Mikronesien-Sammlung von Antonie Brandeis“, Paideuma 67, S. 7‒33

Kornes, Godwin, 2021: „Zwischen Hamburg und Jaluit: die Sammlerin, Ethnographin und Kolonialaktivistin Antonie Brandeis, geb. Ruete“, Hamburgische Geschichten, online: https://hamburgische-geschichten.de/2021/05/09/zwischen-hamburg-und-jaluit-die-sammlerin-ethnographin-und-kolonialaktivistin-antonie-brandeis-geb-ruete/

Kornes, Godwin, 2021: „The Ambivalence of Gender: The Collector, Ethnographer, and Colonial Women’s Movement Activist Antonie Brandeis”. In: Carl Deussen /Mary Mbewe (Hrsg.): The Gender of Ethnographic Collecting. Bonn et al: Boas Papers, S. 6‒12

Salmond, Amiria, 2018: „German women collectors in the Pacific: Elizabeth Krämer-Bannow and Antonie Brandeis”. In: Lucie Carreau, Alison Clark, Alana Jelinek, Erna Lilje, Nicholas Thomas (Hrsg.): Pacific Presences, Volume Two: Oceanic Art and European Museums. Leiden: Sidestone Press, S. 155‒160

Brüll, Margarete, 1995: „Kolonialzeitliche Sammlungen aus dem Pazifik“. In: Edgar Dürrenberger /Eva Gerhards (Hrsg.): Als Freiburg die Welt entdeckte. 100 Jahre Museum für Völkerkunde. Freiburg: Promo Verlag, S. 109‒145.

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