Ludwig Kaiser (1862 - 1906)

Sammler*in,

Biografie

Ludwig Kaiser wurde am 21. Mai 1862 im südbadischen Obergebisbach geboren. Er absolvierte eine kaufmännische Lehre bei der Firma Berberich & Co. in Säckingen (1877-1880) und arbeitete in den folgenden Jahren für Unternehmen in Ludwigshafen (1881), Mannheim (1882), Kirn (1882-1887), Bacharach (1887-1889), Köln (1889-1893) sowie Chicago (1893-1895). Ab März 1895 arbeitete er als Sekretär des Kaiserlichen Konsulates in Sydney sowie seit August 1897 als "Hülfsschreiber" beim General-Konsulat in Australien. Zusätzlich war er für die Jaluit-Gesellschaft tätig.

Im Jahr 1899 wurde er zum Bezirkshauptmann in Nauru befördert, ein Amt, das er bis 1905 ausübte. In einem Empfehlungsschreiben von Eugen Brandeis beschreibt dieser Kaiser als "ruhigen Temperaments, praktisch veranlagt, zuverlässig, geschäftsgewandt", zudem verstehe er es "Eingeborene richtig zu behandeln. Auf Nauru hat er sich das unbedingte Vertrauen der Weißen und der Eingeborenen erworben." Brandeis befürworte, dass Kaiser eine Position als "Vorsteher eines größeren Bezirks" erhalte (Brief von Eugen Brandeis an die Kolonialabteilung im Auswärtigen Amt vom 9.6.1900, BArch R1001/3082). 1903 – 1906 wirkte Kaiser als Stellvertretender Kaiserlicher Landeshauptmann in Jaluit an der Seite von Eugen Brandeis und wurde nach dessen Ausscheiden auch als Amtierender Landeshauptmann in Jaluit ernannt. Nur fünf Monate später, am 27. Mai 1906, nahm sich Kaiser auf Jaluit das Leben.

Ludwig Kaiser war ornithologisch interessiert und hat in diesem Bereich auch gesammelt, u.a. für das Berliner Museum für Naturkunde (Frahnert/Buden 2008). Aus einem Brief von Eugen Brandeis an das Freiburger Museum für Natur- und Völkerkunde geht hervor, dass Kaiser die Nauru-Objekte der Brandeis-Sammlungen von 1900/1901 im Auftrag von Eugen Brandeis zusammengetragen hat (Brief vom 15.12.1899, StAF C3/241/1). Ob dies für alle Nauru-Objekte der Sammlung gilt, ist unklar (Antonie Brandeis selbst war erstmals 1903 in Nauru). Bei einem Heimatbesuch im Jahr 1905 hat Ludwig Kaiser das Freiburger Museum besucht und in diesem Zusammenhang bei der Herstellung der von August Müßle produzierten Figurine für den Nauru-Krieger beratend gewirkt (Freiburger Tagblatt, 19. Februar 1907; Gerhards 2003).

Literatur:

Frahnert, S. & Buden, D.W., 2008: The Overlooked Collection of Ludwig Kaiser and a Little Known Report on the Birds of Nauru, Bulletin B.O.C. 128, 4: S. 60-63.

Gerhards, Eva, 2003: Zerstückelte Wilde: Ethnographische Schaupuppen und Inszenierungen des Freiburger Museums für Natur- und Völkerkunde. In: Bettina E. Schmidt (Hrsg.): Wilde Denker. Unordnung und Erkenntnis auf dem Tellerrand der Ethnologie. Festschrift für Mark Münzel zum 60. Geburtstag. Marburg: Curupira, S. 313-338.

Kornes, Godwin, 2021: Ludwig Kaiser (1862-1906). Südbadischer Kolonialbeamter auf den Marshallinseln und Nauru. In: Freiburg Postkolonial (Hrsg.): Reihe "Personen". Online: https://www.freiburg-postkolonial.de/pdf/Kaiser-Ludwig.pdf.

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