Wir möchten die Betrachter*innen darauf aufmerksam machen, dass viele historische Fotografien, die in der Ethnologischen Sammlung bewahrt sind, in kolonialen Kontexten entstanden sind, die von Machtungleichheit geprägt waren. Häufig wurden sie mit der Absicht aufgenommen, die damals weit verbreitete Vorstellung der vermeintlichen biologischen und kulturellen Unterlegenheit der kolonisierten Gesellschaften zu stützen. Diese Fotografien spiegeln die koloniale Ideologie, die Machtverhältnisse sowie die Perspektiven der Fotograf*innen und der Kolonialmächte wider. Aus heutiger Sicht sind viele dieser Bilder rassistisch, exotisierend, diskriminierend und verletzend. Einige Fotografien zeigen Nacktheit. Während diese Form der Bekleidung in vielen kulturellen Kontexten üblich war und auch heute noch ist, ist bekannt, dass insbesondere Frauen dazu aufgefordert wurden, sich für die Fotografien zu entkleiden und zu posieren. Obwohl wir keine westlichen Vorstellungen von Nacktheit übernehmen wollen, behalten wir uns vor, Bilder mit eindeutig voyeuristischer, erotisierender oder diskriminierender Perspektive nicht zu veröffentlichen. 

Die genauen Entstehungsbedingungen von Fotografien aus kolonialen Kontexten sowie die Absichten der Fotograf*innen sind oft nicht dokumentiert. Auch die Frage, ob die abgebildeten Personen sich freiwillig fotografieren ließen oder dazu gezwungen wurden, bleibt in den meisten Fällen unbeantwortet.

Historische Fotografien können bis heute stereotype und diskriminierende Vorstellungen unbewusst stärken und wiederholen. Auch die historischen Beschriftungen können diskriminierend sein und rassistisches Vokabular enthalten, weshalb sie einer Einordnung bedürfen. Insbesondere ethnische Zuschreibungen entsprechen oftmals nicht der Selbstbezeichnung der abgebildeten Personen. Um transparent mit den ursprünglichen Beschriftungen umzugehen, werden diese in Anführungszeichen gesetzt.

Die Entscheidung, welche Fotografien veröffentlicht werden, oder wie Bilder gezeigt werden, ist ein fortlaufender Aushandlungsprozess, der nie abgeschlossen ist und sowohl rechtliche als auch ethische Fragen aufwirft. Als Museum sehen wir es als unsere Aufgabe, den Zugang zu historischen Fotografien zu ermöglichen, da sie wichtige Zeitzeugnisse sind. Gleichzeitig fühlen wir uns verpflichtet, die Würde und die Persönlichkeitsrechte der abgebildeten Personen zu wahren. Allerdings ist es möglich, dass Fotografien von Verstorbenen, insbesondere bei den Mitgliedern der Herkunftsgesellschaften, Leid und Trauer auslösen können. Im Rahmen unserer Möglichkeiten bemühen wir uns, Nachkommen der sogenannten Herkunftsgesellschaften in die Entscheidung einzubeziehen, ob Fotografien der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden oder nicht.

Für weitere Hinweise schreiben Sie uns gern eine Nachricht an: online-sammlung@freiburg.de.