Revolutionäre von 1848 beim 'Kampf ums Schwabentor'

Vor knapp zwei Jahrhunderten bangten die Herrscher in ganz Europa um ihre Macht. Das Volk ging auf die Barrikaden, forderte Freiheit und Demokratie. Angrenzend an Frankreich und die Schweiz, die damals beiden einzigen Republiken in Europa, galt Baden als eine der Hochburgen der deutschen Demokratie. Der Hochrhein und der Südschwarzwald wurden zu den Hauptschauplätzen der Revolution von 1848/49. Zwar unterlagen die badischen Revolutionäre den preußischen Truppen, doch mit den von ihnen gesetzten Impulsen legten sie den Grundstein für die Verfassung der Bundesrepublik Deutschland.

„Wir haben eine ständige Verfassung erhalten, ein politisches Leben als Volk … Wir waren Baden-Badener, Durlacher, Breisgauer, Pfälzer, Nellenburger, Fürstenberger, wir waren Freiburger, Konstanzer, Mannheimer: ein Volk von Baden waren wir nicht. Fortan aber sind wir Ein Volk, haben einen Gesamtwillen und ein anerkanntes Gesamtinteresse, d. h. ein Gesamtleben und ein Gesamtrecht. Jetzt erst treten wir in die Geschichte mit eigener Rolle ein.“ (Karl von Rotteck auf der Verfassungsfeier des Großherzogtums Baden 1818)

Freiburg spielte in der Badischen Revolution eine wichtige Rolle. Zwei zentrale Akteure waren der Seidenfabrikant und Abgeordnete Carl Mez und der Historiker und Staatwissenschaftler Karl von Rotteck. Dieser wirkte bereits an der badischen Verfassung von 1818 mit. Seine liberalen Forderungen brachten ihn mit Adel und Regierung in Konflikt.

Entdecken Sie im Album weitere Personen, die an der Revolution von 1848/49 beteiligt waren.

Johann Baptist Kirner zeigt in seinen Bildern häufig Themen des Volkslebens. Die politischen Unruhen 1848/49 gaben dem Maler Anregung für vier Gemälde. Diese Darstellung eines Freischärlers mit seinen Ordonnanzen verweist auf die Badische Revolution.

Friedrich Heckers Traum von einer gewaltfreien Revolution sollte sich nicht erfüllen.
Am Ostersonntag, dem 23. April 1848, trafen die Revolutionäre unter der Führung von Gustav Struve auf die preußischen Truppen. Es kam zu blutigen Kämpfen um die Stadt Freiburg. Über die Legende am rechten Rand der Graphik lässt sich das Geschehen nachvollziehen.
Als sich die badischen Truppen den Aufständischen anschlossen, floh Großherzog Leopold aus der Karlsruher Residenz. Für eine kurze Zeit sah es so aus, als könnten die badischen Revolutionäre die Macht ergreifen. Der Großherzog rief jedoch die preußischen Truppen zur Unterstützung. Dieser militärischen Übermacht aus war die Revolutionsarmee nicht gewachsen. Am 23. Juli 1848 war die Revolution beendet.
Die Verdienstmedaille wurde als Tapferkeitsorden vom Kurfürsten Karl-Friedrich von Baden gestiftet. Bis 1866 war sie die höchste militärische Auszeichnung Badens. 1848 gab es diese Sonderprägung. Sie wurde an Soldaten verliehen, die sich im Kampf gegen die Revolutionäre bei Staufen, Kandern, Freiburg und Günterstal auszeichneten.
Die Freiburger Bürgerwehr wurde zur Selbstverteidigung der Stadt gegründet. Einmal jährlich fand das Königsschießen statt. Der Name des Schützenkönigs wurde auf dem Pokal eingraviert. Viele Bürgerwehren in Baden unterstützen 1848/49 die Aufständischen, weshalb sie nach der Revolution verboten wurden.
Erhalten ist das ursprünglich zugehörige Lederfutteral, in dem der Pokal aufbewahrt und transportiert wurde. Das Material Leder ist fest und zugleich formbar, weshalb es sich als Hülle für den filigran ausgearbeiteten Pokal gut eignete. Außerdem bot Leder vielfältige Dekorationsmöglichkeiten.

Streben nach Veränderung

Armut, Hungersnöte, Arbeitslosigkeit oder Unterdrückung sind Gründe, sich für einen Systemwandel einzusetzen. Im Fall der Badischen Revolution von 1848/49 führten die ungleichen sozialen Verhältnisse und der Wunsch nach politischer Mitbestimmung aller Gesellschaftsschichten zum Aufstand der Bevölkerung gegen die Obrigkeit. Zwar scheiterte das Unternehmen schon nach eineinhalb Jahren, doch sind die Leitideen der 1848er wichtig für die Entwicklung bis zu einem demokratischen Deutschland. Der Ausstellungsbereich streift weitere historische Revolutionen und macht auf zeitenübergreifende Strukturen aufmerksam, gegen die sich Menschen auflehnten. Einige davon zeigen sich noch heute und deshalb gilt: Die Zeit der Revolutionen ist längst nicht vorbei.

Der Alltag zu Beginn des 19. Jahrhunderts bedeutet für den Großteil der Bevölkerung im Deutschen Bund körperliche harte Arbeit auf den Feldern, in Handwerksbetrieben oder im Heimgewerbe. Die Menschen sorgten sich um die tägliche Versorgung. Ein geringes Einkommen fanden immer mehr Frauen und Männer in den sich parallel entwickelnden industriellen Betrieben.
Ihnen gegenüber standen das Großbürgertum und der Adel, die meistens wirtschaftlich von der Industrialisierung profitierten. Die soziale und ökonomische Ungleichheit verdeutlicht die Gegenüberstellung der Schuhpaare. Es kommt zu einer Aufteilung der Gesellschaft in Klassen.

Notgeld ist Ersatzgeld

Notgeld wird in Krisenzeiten als Zahlungsmittel ausgegeben, um den Mangel an saatlichem Geld auszugleichen. Ein Kriegsausbruch kann dazu führen, dass der Staat die Münzen einer Währung als kriegswichtiges Metall fordert. Kommunen, Firmen, Behörden oder Privatleute produzieren daraufhin in Eigeninitiavie Ersatzgeld, das regional und zeitlich begrenzt gültig ist.

Der Schraubtaler besteht aus zwei Medaillen, die mit einem Gewinde verbunden sind. In Erinnerung an die Hungersnot von 1816 nannte man ihn auch Hungertaler.
Im Inneren werden beidseitig bebilderte und beschriftete Papierblättchen verwahrt. Sie erzählen unter anderem von Blitzeinschlägen und Starkregen, der zu Hoch-wasser und Ernteausfall führte.

Im Fauler’schen Hammerwerk schlagen Männer das glühende Metall zu. Die Großschmiede beschäftigte bis zu 400 Arbeiter und wurde 1872 aufgegeben. Durch den Eisenbahnbau und das stetig verbesserte Straßennetz wurde günstigeres Eisen aus dem Norden in den Schwarzwald importiert. Deshalb schlossen viele Betriebe in der Region.

Verschiedene Waffen aus dem 17. – 19. Jhd.

Im Gegensatz zu den einheitlichen Ordonnanzwaffen der Armee, ergriffen die Revolutionäre auch Alltagsgestände, die sie kampftauglich umrüsteten. Das militärische Ungleichgewicht ist in der nebenstehenden Graphik zu erkennen.

Identifikation und Zugehörigkeit

Ausgewählte Farben, markante Kleidungsstücke, eingängige Liedtexte oder packende Schriftzüge – jede Revolution inszeniert sich über Gemeinsamkeiten in Schrift und Form. Bekannte Symbole bewirken ein Solidaritätsgefühl. Ihr Wiedererkennungswert führt zu einer einheitlichen Wahrnehmung innerhalb verschiedener sozialer oder politischer Gruppierungen. In der Revolution 1848/49 trug der badische Anführer Friedrich Hecker einen Filzhut mit breiter Krempe. Der Heckerhut bildete ein wichtiges Erkennungszeichen der Aufständischen. Auch über die Zeit der Revolution hinaus sind vertraute Symbole ein wichtiges Instrument der politischen Kommunikation. Das bis heute populäre Porträt des kubanischen Revolutionärs Che Guevara zeigt, dass es im Nachklang einer Revolution zu einer Verherrlichung einer Person kommen kann.

Wünsche und Nöte

Die Medien berichten nahezu jeden Tag über Menschen, die sich zusammenfinden und protestieren. Dabei schlagen sie ihre Zelte auf gegen den mächtigen Einfluss der Banken, erheben Einspruch gegen den Ausbau von Bahnhöfen, versammeln sich gegen Atomkraft oder demonstrieren gegen Zensur. Die Aufzählung lässt sich beliebig erweitern. Der Wille nach politischer Mitsprache wächst. Stellen zahlreiche Protestbewegungen eine Herausforderung für die Demokratie dar oder sind sie vielmehr Ausdruck ihrer Lebendigkeit? Der Ausstellungsbereich eröffnet Perspektiven auf verschiedene Ausdrucksformen von Protesten und veranschaulicht Motivationen: Angefangen bei der Studentenbewegung in den 1960er Jahren, über die Anti-Atomkraft-Proteste in Wyhl, bis zu den weltweiten Klimaaufrufen der Fridays for Future-Initiative.

Aufmerksamkeit und Mobilisierung

Protest ist ausdrucksstark: In Frankreich trugen die Demonstrierenden 2018/19 gelbe Warnwesten als Symbol gegen die Reformpolitik ihrer Regierung. Das runde Logo mit der lachenden roten Sonne und dem Schriftzug „Atomkaft? – Nein Danke“ klebt in Deutschland  noch immer an vielen Autos. Protest äußert sich verbal, schriftlich und symbolisch. Er benötigt eine Organisation von Gleichgesinnten, um das gemeinsame Ziel zu erreichen. Die revolutionären Umbrüche des Arabischen Frühlings 2011 haben das Erscheinungsbild des Protests gewandelt, erstmals spielten die digitalen Medien eine entscheidende Rolle. Über Fernsehen, Internet und Mobiltelefone wurden Informationen und Bilder zeitnah verbreitet. Eine neue Form der Massenmobilisierung fand statt, deren Protest weltweit sichtbar war. Eines verbindet aber alle Protestbewegungen: Sie finden stets im öffentlichen Raum statt.