Porträtminiaturen verschiedener Personen

Die Bildnisminiaturensammlung des Augustinermuseums umfasst rund 100 Werke vom frühen 17. bis ins späte 19. Jahrhundert. Sie bietet einen umfassenden Überblick über die große Fülle von Materialien und Techniken dieser Kleinkunst. Eng verwandt mit dem großformatigen Porträt, nimmt die Bildnisminiatur durch ihren Verwendungszweck eine eigenständige Rolle ein. Zunächst als persönliches Andenken liebgewonnener Menschen, als Medium der Brautwerbung oder als repräsentatives Geschenk mit persönlicher Note vom Adel beauftragt, trat im späten 18. Jahrhundert auch das Bürgertum als Adressat in Erscheinung. Tonangebende Schulen mit unterschiedlichen Stilrichtungen in England und Frankreich verbreiteten die Bildnisminiatur über ganz Europa. Ein jähes Ende nahm die Produktion nach drei Jahrhunderten mit der Erfindung der Fotografie.

Paarweise

Liebespaare ließen sich sehr oft auf getrennten Bildträgern im Miniaturformat porträtieren. Üblicherweise wenden sie sich im Gestus einander zu. Eine gemeinsame Farbpalette verbindet die Dargestellten ebenfalls über die Bildgrenzen hinweg. Auch eine gemeinsame Rahmung diente als verbindendes Element.

Mit der Herstellung der Bildnisse beauftragte man gerne namhafte Miniaturmaler, wie den in Wien tätigen Moritz Michael Daffinger (1790–1849). In der süddeutschen Region war Wendelin Moosbrugger (1760–1849), Hofmaler unter König Friedrich I. von Württemberg, ein gefragter Porträtist des aufstrebenden Bürgertums.

Wendelin Moosbrugger porträtierte Ignaz (1775–1818) und Eva Eleonore Hüetlin (1779–1802) um das Jahr 1802. Ignaz war der Sohn des bekannten Konstanzer Bürgermeisters Karl Hüetlin. Seine Frau Eva Eleonore verstarb mit 23 Jahren im ersten Kindbett und ist hier mit ihrem Säugling dargestellt.

Vielfältig

In der Bildnisminiaturensammlung des Augustinermuseums sind unterschiedlichste Materialien und Techniken vertreten: Elfenbein, Porzellan, Papier, Pergament, Leinwand, Holz, Kupfer, Ölfarbe, Gouache, Aquarellfarbe, Blei- und Silberstift bis hin zur Hinterglasmalerei. Kupfer als Malgrund wurde vor allem in den Niederlanden im 16. und 17. Jahrhundert ausschließlich für Miniaturen verwendet. In Frankreich experimentierte man Ende des 17. Jahrhunderts mit Elfenbein. Wegen seiner besonders für die Darstellung des Inkarnats lebendigen Effekte war dieser Malgrund sehr beliebt und verbreitete sich europaweit. In der Epoche des Biedermeiers malten die Porträtisten gerne auf Porzellan.

Die Technik der Hinterglasmalerei wurde gerne für religiöse Darstellungen verwendet. Für Bildnisse scheint sie eher ungeeignet, da sie keine detaillierte Ausarbeitung der Gesichtszüge zulässt. Flächig umrissene Gesichtspartien charakterisieren dieses Herrenporträt im Oval.

Alltagstauglich

Schmuck- und Geschenkdosen mit Bildnisminiaturen sind intime Objekte, die am Körper getragen wurden. Schon im 16. Jahrhundert begann der Adel damit Bildnisse in Medaillons, Ringe und Armbänder einsetzen zu lassen. In die Rückseiten von Anhängermedaillons sind oftmals Haare der Dargestellten eingefasst. Anfangs noch dem Adel und Patriziat vorbehalten, adaptierte ab der Mitte des 18. Jahrhunderts ebenfalls das gehobene Bürgertum diese Form der Darstellung. Besonders für sich trennende Liebende waren diese Andenken oft der letzte Liebespfand. Herrscher verschenkten gerne Schnupftabaksdosen mit ihrem repräsentativen Bildnis an verdiente Höflinge oder ausländische Besucher.

Wer war der Besitzer dieses Anhängermedaillons mit dem Bildnis Prinzessin Karolines von Baden (1776–1841)? Rückseitig ist in das Rund ein Haarbild komponiert. Vielleicht wurde es zur Heirat der jungen Frau mit dem späteren König Maximilian I. Joseph von Bayern für diesen angefertigt.

Mysteriös

Häufig sind auf den Rückseiten von Bildnisminiaturen Informationen über die Dargestellten zu finden. Es kommt aber auch vor, dass die Bilder über den Kunstmarkt gewandert sind und jeglicher Kontext verloren gegangen ist. Diese Personen harren einer Identifizierung. Wird man ihre Identität jemals wieder rekonstruieren können?

Wer war dieser Literat, den William Berczy (1744–1813) porträtierte? Während man über den Dargestellten nichts weiß, ist man über den Künstler gut informiert. Berczy war eine schillernde Persönlichkeit mit zahlreichen Talenten. Er gründete die kanadische Stadt Markham und war Mitbegründer von Toronto (ehem. York).

Hat Ihnen dieses Album gefallen? Schauen Sie sich noch die Porträtsammlung an: https://onlinesammlung.freiburg.de/de/alben/portraets-digital-0