Im Rahmen des Förderprogramms Neustart Kultur gelang dem Augustinermuseum ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung digitale Erschließung und Bereitstellung seiner Sammlungsbestände. Porträts Digital ist das bislang aufwendigste Digitalisierungsprojekt des Museums. Rund 300 Porträts wurden in diesem Zusammenhang fotografiert und wissenschaftlich aufgearbeitet, um sie digital in der Online-Sammlung und über das Portal der Deutschen Digitalen Bibliothek (DDB) für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Unterstützt durch ein Team von Restaurator_innen wurden die Gemälde neu vermessen und ihre Technik- und Materialangaben überprüft und ergänzt. Schwerpunkt des Konvoluts bilden Porträts aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert. Neben bekannten Namen wie Hans Thoma (1839–1924), Franz Xaver Winterhalter (1805–1873) und  Marie Dürr-Grossmann (1853–1890) finden sich auch Porträts anonymer Künstler_innen. Durch die digitale Bereitstellung können viele Personen und ihre (Lebens-)Geschichten zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert werden. Hier zeigen wir eine Auswahl der digitalisierten Werke.

 

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Selbstporträts

Wie sehen Künstler_innen sich selbst, und wie wollen sie gesehen werden? Selbstbildnisse sind so vielfältig wie die Künstler_innen, die sie schufen. Ob klassisch mit Pinsel und Palette, repräsentativ in feinen Gewändern oder authentisch in ihrer Natürlichkeit: Ihnen gemeinsam ist der Wunsch, mit Farbe und Form das eigene Bild auf die Leinwand zu bringen (oder einen anderen Bildträger aus Holz, Metall oder Papier). Nicht selten bekommen wir einen Einblick in den Arbeitsprozess gewährt, oder fühlen uns durch den direkten Blickkontakt mit der Künstlerin angesprochen. Dabei spiegeln die Bilder das Selbstverständnis des Künstlers wider, ebenso wie das Künstlerverständnis der Zeit.

Die Künstlerin Ida Maier, geb. Müller, lebte ab 1843 in Freiburg und hielt in ihren Graphiken und Gemälden die Landschaften des Schwarzwaldes bis hin zum Bodensee fest. Dieses Selbstbildnis zeigt sie als circa 25-Jährige mit Stocklocken.
Ganz ohne die Requisiten künstlerischer Produktion kommt dieses elegante Selbstporträt aus der Biedermeierzeit aus. Als Bruststück angelegt, konzentriert Konstantin Kaiser sein Interesse auf Gesicht und Kleidung als Ausdrucksträger. Prominent sticht die blaue Samtkappe mit seitlich herabhängender goldener Quaste hervor.
Das in leichter Untersicht angelegte Selbstporträt zeigt Julius Siegfried Uetz mit Vollbart und filigraner Brille, einer sogenannten Schubertbrille mit Brezelsteg. Rötungen an den Wangen und der Nase legen nahe, dass Uetz hier um eine authentische Wiedergabe bemüht war.
Diese Kopie folgt streng ihrem Rokoko-Vorbild: 1790 im italienischen Exil entstanden, zeigt Vigée-Le-Bruns Selbstporträt die Künstlerin beim Malen (der Königin Marie-Antoinette). Das Original befindet sich in den Uffizien in Florenz. Insgesamt 37 Selbstporträts schuf die Malerin, viele davon Variationen ihrer eigenen Werke.

Seiner Zeit genoss Lukas Kirner den Ruf als bester Porträtmaler des Schwarzwaldes. Der 27-Jährige porträtiert sich hier mit spitz zulaufenden Koteletten und in die Stirn gekämmtem Haar mit markanter Locke. Zwei weitere Porträts, seiner Frau und seiner Schwägerin, gleichen sich im Format und sind im selben Jahr entstanden.

Im Jahr seiner Hochzeit schuf Dionys Ganter dieses Selbstporträt, das zusammen mit dem Porträt seiner Frau Magdalena möglicherweise zu diesem Anlass entstand. Zu dieser Zeit lebte das Paar in Rötenbach, bevor die beiden nach Freiburg zogen. Das Museum besitzt zahlreiche Gemälde und Graphiken des Schwarzwälder Künstlers.

Dieses signierte und datierte Selbstbildnis zeigt Albert Gräfle im Alter von 75 Jahren. Ein Jahr zuvor hatte sich der Künstler in gleicher Pose schon einmal dargestellt. Das Gemälde in der Kunsthalle Karlsruhe ist nahezu identisch mit diesem, alleine eine goldene Anstecknadel am Sakko ist hier dazu gekommen.

Selbstbewusst blickt uns der Künstler im Dreiviertelprofil direkt entgegen, im Sonntagsstaat mit weißem Hemdkragen und grüner Fliege. Aus einer Handschrift auf der Rückseite des Gemäldes geht hervor, dass es 1916 als Kommunionsgeschenk von Tante Elsa an seine Tochter Monika ging.

Karl Krebs war Sohn des Bankiers Eugen Krebs, der das Freiburger Bankhaus J. A. Krebs leitete. Das Selbstbildnis referiert auf dessen eigene Entstehung: Der Pinsel in der Hand ist das Werkzeug, mit dem die Farbe in dynamischer Bewegung auf die Leinwand gebracht wurde. Karl starb im Ersten Weltkrieg im Alter von 34 Jahren in Ostpreußen.

 

Das Selbstporträt wurde skizzenhaft mit groben Pinselstrichen und schneller Hand hingeworfen, stellenweise bleibt die Grundierung sichtbar. Es zeigt die Künstlerin mit versonnenem Blick. Die Frau des späteren badischen Staatspräsidenten Leo Wohleb war als Lehrerin tätig. Hinweise auf eine künstlerische Ausbildung fehlen.

Mode

Voluminöse Puffärmel, mit Stickereien verzierte Schals und spektakuläre Radhauben: Porträts machen Trends in Sachen Mode sichtbar und bieten Einblicke in ein Spektrum von Farben, Schnitten und Stoffen. Anhand des Konvoluts kann ein Abriss der Kleidungsstile des 19. Jahrhunderts skizziert werden. Um für das besondere Ereignis porträtiert zu werden, griff man gerne zur (Festtags)Tracht – und natürlich durften die Accessoires nicht fehlen! Hauben, Kappen, Schleifen und Zylinder veranschaulichen die (hohe) Kunst, den Kopf zu schmücken. Hut ab vor so vielen modischen Kreationen! Porträts zeigen Kleidung oft im Zusammenspiel mit Frisuren und Schmuck und können so auch als Quellen der Schmuck- und Frisurengeschichte verstanden werden.   

Sophie Weber, geb. Winterhalter, ist zusammen mit ihrer Tochter Sophie dargestellt. An dem Doppelporträt lassen sich die Moden des Spätbiedermeier ablesen, zum Beispiel die mit Rüschen besetzten Pagodenärmel und der Puffenscheitel.
In leuchtenden Farben schuf Stoskopf dieses Porträt eines elsässischen Bauern in seiner Stube. Der Leuchtkraft der Farben stehen der nüchterne Ausdruck des Bauern und die sachliche Komposition der Darstellung spannungsreich gegenüber.
Als modebewusster Mann von Welt präsentiert sich Herr Häberle in diesem Porträt von Wendelin Moosbrugger. Neben seiner geblümten Weste fällt die Schnupftabakdose ins Auge, die ihm als Pendant zur Blume im Porträt seiner Frau beigefügt ist. Die Bildnisse bezeugen den nüchternen, realitätsnahen Stil des Künstlers.
Grazil und elegant, so porträtiert Moosbrugger Frau Häberle als Pendant zu ihrem Mann. Schmuckstück ihrer Kleidung ist die Goldhaube, deren Stofflichkeit der Künstler fast haptisch greifbar macht. Die harmonische Komposition wird noch verstärkt durch die formgleichen Konturen von Blume, Tuchsaum und Ärmel.
Katharina Werle führte mit ihrem Mann das Gasthaus Adler mit Posthalterei (heute Rathaus) in Furtwangen. Auf dem Porträt trägt sie die dort ansässige Tracht.
Den größten Teil des Brustbildes füllt die dunkle, pelzbesetzte Reisebekleidung der Unbekannten aus. Während uns ihr Gesicht frontal zugewandt ist, weist ihr Oberkörper eine leichte Linksdrehung auf. Damit bricht Trübner die monumentale Symmetrie der Darstellung fast unmerklich auf.
Unter plissieren versteht man den Vorgang, einen Stoff dauerhaft mit Falten zu versehen. Die junge Frau trägt eine plissierte Haube und ein mit feinen Stickereien verziertes Tuch (Fichu), die Moden um 1800 widerspiegeln.
“Unter der Haube“ ist diese Frau, genauer gesagt unter einer Radhaube. Als Schmuckstück der Tracht entwickelte sie sich Anfang des 19. Jahrhunderts aus einfachen Hauben und fand unter Anderem in der Bodenseeregion, im Allgäu und in Villingen Verbreitung. Die Porträtierte trägt eine Silberhaube, die für besondere Anlässe bestimmt war.
In den 1830er Jahren schuf Lukas Kirner dieses Bruststück eines unbekannten jungen Mannes. Während zeitgleich in Frankreich der Bart zum politischen Symbol avancierte, ist der Kotelettenbart des Dargestellten vermutlich eher als modisches Phänomen zu interpretieren.
In zeittypischer Frisur schaut das Mädchen anmutig Richtung Betrachter_in, umgeben von Rosenbüschen und einem bewegten Abendhimmel. Mit dem gefälligen Arrangement und der sorgfältigen Ausarbeitung des roten, spitzenbesetzen Kleids des Mädchens empfiehlt sich der Künstler für weitere Aufträge.
Dieses bürgerliche Porträt lebt von der meisterhaften Umsetzung der Stofflichkeit. Vor einer Vorhangkulisse entfaltet sich das schwarze Seidenkleid, dessen Unterärmel mit einer feinen Spitzenborte abschließen. Die Porträtierte scheint den Tastsinn selbst zu thematisieren, indem sie den Stoff ihres Rockes mit den Fingern umschließt.
Gekonnt fängt Uez hier die feine, transparente Stofflichkeit des weißen Kleides (Chemise) ein. Die junge Frau trägt die im Biedermeier beliebten Stocklocken. Sollte das Porträt an einen besonderen Anlass erinnern?

Gertrud "Gertel" Stamm-Hagemann (1891-1939) war von der Landschaft des Schwarzwaldes fasziniert. Sie und ihr Mann Oskar Hagemann (1888–1984) verbrachten in den frühen 1910er Jahren viel Zeit in Gutach im Schwarzwald, wo sie in der dortigen Malerkolonie aktiv waren. Aus zahlreichen Briefen an den Dichter und Schriftsteller Richard Dehmel (1863–1920) ist Gertels Begeisterung für die lokale Tracht zu lesen, die, nach eigener Aussage, "hundertmal schöner ist, als das fabrikmäßig gemachte Städtezeug" (Leonhard Tomczyk, Gutacher Impressionen von Gertel Hagemann, S. 441).

Gertel trägt ein kurzes schwarzes Jäckchen (Peter), das mit rotem Wollstoff abgefüttert ist, der an den Ärmelumschlägen und der Jackeninnenseite hervorschaut. Darunter ein schwarzes Mieder, vermutlich aus Samt mit mehrfarbig besticktem Streublümchenmuster, sowie eine weiße Bluse und blaue Schürze. Das Highlight ist die Goldhaube mit schwarzer Schleierspitze und goldenen Bändern.

Kinderbildnisse

Ob allein, zusammen mit den Geschwistern oder im Kreis der Familie: Im 19. Jahrhundert wurden Kinder oft als kleine Erwachsene dargestellt. Die Porträts verbildlichen so moralische Standards der Zeit. Zahlreiche repräsentative Bildnisse aus dem frühen 19. Jahrhundert zeigen Kinder in formeller Kleidung und strenger Haltung und manifestieren damit ihre Rolle in der Gesellschaft. Im Gegensatz dazu werden aber auch Tendenzen sichtbar, die Persönlichkeit des Kindes einzufangen und Kinder – jenseits ihrer gesellschaftlichen Rolle – als Individuen in ihrer eigenen Lebenswelt darzustellen. Oft porträtierten Künstler ihre eigenen Kinder, so zum Beispiel Dominik Weber seine Tochter Sophie, Ernst Würtenberger seine drei Kinder Monika, Thomas und Franzsepp und Franz Xaver Hoch seinen Sohn Claus.

Auf seinerzeit übliche Weise ist das etwa 2-jährige Mädchen in einem an der Erwachsenenmode orientierten Samtkleid und mit einer Rose in der Hand sitzend dargestellt. Dazu im Kontrast steht das freundlich kindliche Gesicht mit Doppelkinn und die speckigen Ärmchen.
Sorgfältig frisiert und in Weiß gekleidet, den Blick in die Ferne gerichtet, wirkt das Mädchen ernst und beinahe erwachsen. Hier zeigt sich der kühl beschreibende Blick der Neuen Sachlichkeit.

Als Schauplatz dieses Kinderbildnisses hat Moosbrugger ganz zeitgemäß die Idylle des Gartens gewählt. Das Gemälde kann als Dokument der Verbundenheit zwischen Schwester und Bruder verstanden werden. Die kühle Farbigkeit verleiht der Darstellung einen repräsentativen Charakter und erinnert an die Eleganz höfischer Porträtmalerei.

Modell zu sitzen kann ein langwieriges Unterfangen sein. So lässt sich der Blick der beiden Mädchen erklären, denen der Missmut ins Gesicht geschrieben steht - ganz im Widerspruch zu ihren festlichen Kostümen mit Radhaube.

Um das ovale Brustbild der Mutter, einer jungen Frau in Tracht und schwarzer Backenhaube, drängen sich die beiden Kleinkinder, die sich fast liebevoll daran anschmiegen. Der junge Maler in Ganzfigur hält das Porträt, seine Schwester verbirgt sich teilweise dahinter. Die offenbar früh verstorbene Mutter steht als Bild im Bild im Zentrum der Darstellung.

Blumen für die Schwester, eine Flinte für den Bruder. Attribute wie diese waren oft mehr als dekorative Elemente und verwiesen auch bei Kindern auf klar definierte Geschlechterrollen für Jungen und Mädchen. Weber selbst hatte eine Tochter und einen Sohn.

Fürsorglich hat der ältere Bruder dem jüngeren die Hand auf die Schulter gelegt. Ganz im Sinne des romantischen Ideals gelingt es Kirner in diesem Doppelporträt, die emotionale Bindung der Brüder liebevoll einzufangen.

Drei Geschwister stecken ihre Köpfe zusammen, lehnen mit träumerischem Blick aneinander. Das jüngste, ein Mädchen mit Blumenkranz und rosa Kleidchen, wird flankiert von ihren Brüdern in Matrosenanzügen, dem Sonntagsstaat der Wilhelminischen Zeit. Die Darstellung ist reduziert, skizzierend. Unverkennbar ist der Einfluss der Fotografie.

Vor der malerischen Stadtkulisse Freiburgs sitzen oder liegen die drei Kinder der Familie Schinzinger auf einer blühenden Wiese. Sie tragen Sommerkleidung. Als farbenfrohe Momentaufnahme zeigt dieses inoffizielle Bildnis die Kinder in ungezwungen natürlicher Weise.

Die Gruppe der drei Geschwister studiert auf der Bühne gemeinsam einen Text. In der anekdotischen Schilderung hebt Würtenberger die Eintracht der Kinder hervor, zeigt gleichzeitig aber auch ihren individuellen Charakter: Thomas als Wortführer, Monika konzentriert und Franzsepp mit den Figuren in eigene Gedanken vertieft.

Das Porträt zeigt die circa dreijährige Alexandrine Strübe in weißem Spitzenkleid auf einer Wiese sitzend. Rudolf Epp inszeniert das Bildnis als frühlingshafte Szene mit Veilchen als Symbol der Unschuld und Bescheidenheit. Seine Porträts und Genrebilder bedienten den Geschmack eines vorwiegend bürgerlichen Publikums.
Auf einfühlsame und intime Weise hat der Künstler sein erstes Kind im Alter von drei Jahren porträtiert. Mit einem paspelierten Kittelkleidchen und farblich dazu passenden Haarschleifen in den geflochtenen Zöpfen ist Monika im Halbprofil dargestellt, mit geröteten Wangen und einem grünen Apfel in den Händen.
“Das gute Kind“ ist auf der Buchseite zu lesen, die das kleine Mädchen aufgeschlagen vor sich hat. Ihr Blick ist ebenso zart wie die Stoffe, die sie umgeben. Mit Feinsinnigkeit konzipierte Balder dieses Kinderbildnis, das ästhetischen sowie moralischen Standards der Porträtmalerei von Kindern zur Zeit der Romantik entspricht.
In vertrauter Pose und mit offenem Blick posiert Adolf Schmidlins Sohn Hans im Harlekinskostüm für den Vater. Das Grün und Weiß der Kleidung kontrastiert mit der rot geblümten Tapete im Hintergrund. Auf den ersten Blick lassen die abstrahierten Blumen an niederrieselndes Konfetti denken.
Das Kinderbildnis zeigt den späteren Chemiker und Nobelpreisträger Hermann Staudinger schlafend auf einem Kissen. Sein Vater Franz Staudinger war mit dem Künstler Friedrich Joseph Nebel befreundet und gab die Porträts seines Sohnes wohl bei ihm in Auftrag.
Ganz nah lässt uns Luz an dieser intimen Szene teilhaben. Die Vertrautheit des Motivs legen nah, dass der Künstler hier seine eigene Tochter porträtierte.
Insgesamt fünf Gemälde Dominik Webers erwarb das Museum aus dem Nachlass der Tochter des Künstlers, Sophie Ansfeld. Dieses ist eines davon. Es zeigt Sophie als junge Frau in hochgeknöpftem Tageskleid mit modischem Kragen und schwarzem Samtband mit Medaillon, auf dem eine Engelsgestalt zu sehen ist.
Bei dem Dargestellten handelt es sich um Claus Hoch, den Sohn des Malers und Grafikers Franz Xaver Hoch. Entstanden ist das Gemälde vermutlich in München, wo sich Hoch 1898 niedergelassen hatte. Claus verstarb bereits 1910, also zwei Jahre nach Fertigstellung des Bildes.

VIPs

Sie widmeten sich der Bildung junger Frauen, unterstützten karitative Stiftungen oder begründeten für die Region wichtige Industrien und Unternehmen. Andere machten sich als Promi-Modelle einen Namen oder zählen zu namenhaften Vertreter_innen des badischen und internationalen Adels. Viele der Porträts in der Sammlung des Augustinermuseums sind Ausgangspunkt für die Geschichte(n) der Region und legen persönliche aber auch wirtschaftliche und soziale Bezüge offen. In dieser virtuellen Galerie befinden sich auch zahlreiche Ehrenbürger der Stadt Freiburg wie der Philanthrop Philipp Merian und der Nobelpreisträger Hermann Staudinger. Hier präsentieren wir das Who is Who regionaler und überregionaler Berühmtheiten.

Karoline Kaspar leitete bereits mit 28 Jahren das Kloster St. Ursula (bekannt als "Schwarzes Kloster“) und widmete sich über 50 Jahre lang der Bildung junger Frauen in der zum Kloster gehörenden Schule. Sie reformierte die Lehrinhalte und sicherte so das Bestehen der Schule.
Anna Risi, genannt Nanna, war Geliebte und Muse Feuerbachs. Sie saß Modell für mindestens 28 Porträts, bei denen sie in die verschiedensten Rollen aus Mythologie, Religion und Literatur schlüpfte. Dieses Porträt entstand ein Jahr nach ihrer ersten Begegnung mit dem Maler und zeigt Nanna als Anhängerin des Weingottes Bacchus.
Ignaz Speckle war der letzte Abt des Benediktinerstiftes St. Peter im Schwarzwald. Trotz seiner Bemühungen wurde das Kloster 1806 im Zuge der Säkularisierung aufgelöst, woraufhin er schließlich nach Freiburg übersiedelte.
Nach französischer Mode gekleidet, erscheint die Nichte der Künstlerin mit Blumenkranz im dekolletierten Spitzenkleid. Wie die Künstlerin unterstützte auch ihre Nichte soziale Einrichtungen.
Christine Bauer, geb. Stockmar, stammt aus Coburg und unterhielt schon als Kind Kontakt zur Adelsfamilie Sachsen-Coburg. Die Tochter von Heinrich und Christine - Karoline - wurde eine erfolgreiche Schauspielerin in der Biedermeierzeit.
Heinrich Bauer hatte im sogenannten Fünften Koalitionskrieg mit den badischen Truppen an der Seite Frankreichs gegen Österreich gekämpft. Er fiel am 21. Mai 1809 in der Schlacht bei Aspern.
Hermann von Greiffenegg war der letzte Regierungspräsident des Hauses Habsburg im vorderösterreichischen Freiburg. Nachdem Freiburg 1805 nach der Niederlage Österreichs gegen Napoleon I. zum Großherzogtum Baden kam, zog sich der kaisertreue von Greiffenegg auf seinen Altersruhesitz (das Greiffeneggschlössle) zurück.
Der Major Kommandant der vorderösterreichischen Landwehr in Freiburg leistete während der Koalitionskriege den Franzosen erbitterten Widerstand. Mit Stolz trägt der Sohn Hermann von Greiffeneggs das Zivil-Ehrenkreuz, den Orden Pour la vertu militaire und den Guelphen-Orden.
Clara Mittermaier war Ehefrau des späteren badischen Oberamtmannes Friedrich Carl von Krafft-Ebing. Die beiden heirateten am 1. Juli 1839 in Heidelberg. Clara starb zwei Jahre nach Fertigstellung des Bildes, im Alter von nur 34 Jahren, in Haslach (Kinzigtal). Das Porträt des Sohnes Hans befindet sich ebenfalls in der Sammlung.
Als das Porträt entstand, war Friedrich von Krafft-Ebing als Amtvorstand in Eberbach tätig. Diese Information platziert der Künstler geschickt auf dem Titelblatt der Akten. Das Wappen der Adelsfamilie ziert die Bildnisse des Ehepaares und repräsentiert die Stämme Krafft (Arm mit Keule, Adler) und Ebing (Geier mit Maus im Schnabel).

Propheter zeigt den 76-Jährigen als Diplomaten und Politiker mit randloser Brille, klarem Blick, dunklem Anzug und Uhrenkette, 5 Jahre vor seinem Tod. Sein Offiziersamt sieht man ihm nicht an, aber dass er sich mit beiden Händen abstützt, könnte ein Hinweis darauf sein, dass er Kriegsinvalide (Frankreichkrieg 1870/71) war.

Sehr aufrecht steht die 49-Jährige da und blickt majestätisch herab. Pracht deutet der badische Hofmaler nur in Form des edlen Pelzes an, sonst ist alles sehr schlicht – nichts lenkt von der Dargestellten ab. Die Landesmutter war an Kunst interessiert und in Freiburg sehr beliebt. So wurde das Badische Gebäck "Hildabrötle“ nach ihr benannt.

Das weiße schulterfreie Kleid mit großem Tüllschal umhüllt ihren Körper, sodass die Konturen nicht klar erkennbar sind und sich nach unten sogar mit dem Hintergrund vermischen und auflösen. Winterhalter malte das Bildnis der Herzogin vermutlich in Paris zwischen 1857 und 1860, als diese bereits an Tuberkolose erkrankt war.

Das lebensgroße Dreiviertelporträt zeigt die 22-jährige Königin Isabella II. von Spanien in einem bauschigen, mit Rosenblüten geschmückten Kleid. Um den spanischen Thron zu sichern, war sie bereits mit 13 Jahren für volljährig erklärt worden. Winterhalter reiste 1852 nach Madrid, um die spanische Königin zu porträtieren.

Eine prächtige Löffel-Haube umrahmt das Gesicht von Sophie Krebs, geb. Schaal. Ihre schlangenförmige Brosche und goldene Kette bilden eine gelbe Farbachse, die das Blau des seidenen Kleides durchbricht. Der schwarze Schal symbolisiert Sophies Witwenschaft, war ihr Ehemann Joseph Alexander III doch bereits 1861 verstorben.
Als Sohn Josephs Alexanders II erbte Joseph Alexander III Lasten und Ehren. Nur dank der Mitgift seiner Frau Sophie konnte er die Schulden mit dem Kloster Lichtenthal begleichen. Er wurde das erste Mitglied der Familie Krebs, das nur den Bankbereich leitete. Die rebellische Locke auf seiner Stirn zeugt von einem entschlossenen, echten Bankier.
Philipp Merian, ein wohlhabender Handelsmann und Philanthrop aus Basel, unterstützte zahlreiche Stiftungen in Freiburg, darunter das Waisenhaus. Dieses Stifterbildnis bringt die Dankbarkeit der Waisenkinder zum Ausdruck, die durch seine Hilfe ein Zuhause gefunden hatten. Seit 1824 ist Merian Ehrenbürger der Stadt Freiburg.
Das Porträt zeigt den 60-jährigen Gründer der Firma M. Welte & Söhne vor einem seiner mechanischen Musikautomaten, mit dem ein ganzes Orchester imitiert werden kann. In der linken Hand hält er ein Notenblatt zur Ouvertüre der Oper "Der Freischütz", in der rechten einen Hammer, mit dem er die Stiftwalzen mit der Musik bestückt.
Das Kinderbildnis zeigt den späteren Chemiker und Nobelpreisträger Hermann Staudinger im Alter von etwa 3 Jahren. 1954 wurde Hermann Staudinger zum Ehrenbürger der Stadt Freiburg ernannt.
Edeltrud Steinle, geb. Zimmermann, war die Frau des Gastwirtes im Hotel "Römischer Kaiser“, das sich damals auf der Kaiserstraße (heute Kaiser-Joseph-Straße) in Freiburg befand. Das Hotel bestand unter neuen Besitzern bis zum Zweiten Weltkrieg.
Das kleine Gemälde stammt aus dem Nachlass Heinrich Hansjakobs, durch den zahlreiche Kunstobjekte und Alltagsgegenstände in die Sammlung kamen. Es zeigt den katholischen Geistlichen und Volksschriftsteller im Alter von 69 Jahren in einem Sessel sitzend und mit einem Buch (wohl der Bibel) in der Hand.
Die Äbtissin Maria Benedicta ist eine geborene Krebs, worauf im Bild das Wappen hinter ihr verweist. Der Hummer ist heute noch auf der Fassade des Hauses am Münsterplatz zu finden.

Karl Spindler war einer der meistgelesenen deutschen Unterhaltungsautoren seiner Zeit. In selbstbewusster, theatralischer Pose huldigt Winterhalter dem in Breslau geborenen Schriftsteller. Meisterhaft konzentriert er schon in diesem frühen Gemälde durch seine Farbregie den Blick auf das Gesicht und die Hand des Literaten.

In dynamischer Pinselführung schuf Trübner dieses kraftvolle und zugleich intime Porträt seiner Schülerin und späteren Ehefrau Alice Auerbach. Die beiden lernten sich in Frankfurt kennen, wo Alice ein Studium bei Trübner aufnahm. Noch nicht Gemaltes zu malen, das soll ihr Credo gewesen sein; Stillleben und Landschaften waren ihr Metier.

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