Relief | Ama

Bronze-Reliefplatte, 16./17. Jahrhundert

Über das Objekt

Derartige im Wachsausschmelzverfahren gefertigte Reliefplatten befanden sich an hölzernen Pfählen der langen, viereckigen Galerien des Palastes im alten Königreich Benin (etwa 900 n. Chr. bis Ende des 19. Jh.).
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Die Reliefplatte zeigt zwei reich geschmückte, höfische Würdenträger in der typischen gemessenen Haltung. Vor der Brust die Rassel Ukuse, erkenntlich an der Handstellung: der gebeugte rechte Mittelfinger verschließt das Musikinstrument. Der hohe Kragen sowie die Bänder um die Hand- und Fußgelenke deuten Korallenschmuck an. Die Fischadlerfeder an der Kopfbedeckung weist auf die Häuptlingswürde hin. Die vierblättrigen im Hintergrund eingravierten Blüten von Wasserpflanzen symbolisieren den Bezug des Herrschers zum Gott des Wassers Olokun und zur Sonne, die im Reich Olokuns untergeht. Die Zahl der Blätter verweist auf die Ordnung der Benin-Welt in einem Vierersystem: Vier Himmelsrichtungen, vier Wochentage, vier Tageszeiten bestimmten das Leben. Formal zeigt das Motiv auch auf den Einfluss der europäischen und islamischen Ornamentik. Etwa 900 n. Chr. begründet, war das Königreich Benin über Jahrhunderte einer der bedeutendsten Staaten Westafrikas. Der König, Oba, übte große Macht auf sein Volk und die Region aus. Er galt als Vermittler zwischen der irdischen und der geistigen Welt und als Herrscher mit übermenschlicher Kraft. Die Gier der Europäer nach den Schätzen Afrikas brachte dem Königshaus anfänglich großen Reichtum. Seine Lage am Delta des Nigers, der über 4000 km in das Inland führt, begünstigte seine Vormachtstellung. Die Obas kontrollierten den Handel mit Rohstoffen und Sklaven an der Küste und im Inland. Sie erreichten so im 16. und 17. Jh. den Höhepunkt ihrer Macht. Der Expansion des britischen Empires konnte der König Benins jedoch Ende des 19. Jh. nicht standhalten. Die Briten eroberten 1897 dessen Hauptsitz und das Reich galt als zerschlagen. Zur Stärkung der indirekten Herrschaft über die Kolonie setzte der englische König 1914 Eweka II als Thronfolger der Oba-Dynastie wieder ein. Die Autorität des Oba blieb jedoch für immer verloren. Noch heute führen Obas den königlichen Hof Benins fort, bis 2016 regierte Oba Erediauwa I, der besonders vom Volk der Edo / Binis als spiritueller und lokalpolitischer Führer verehrt wurde.

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