Figur

Weibliche Skulptur, 1880 - 1903

Über das Objekt

Die weibliche Figur aus sehr leichtem Holz ist mit Rötel eingefärbt. Der rechte Arm hängt hinab, die rechte Hand ist nicht ausgearbeitet. Der linke Arm ist angewinkelt, die linke Hand befindet sich vor der Brust. Die runden Ohren sitzen sehr weit vorne.
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Die Makonde im Südosten von Tansania und Nordosten von Mosambik sind die besten Schnitzer Ostafrikas. Die hohe Qualität ihrer erst seit dem späten 19. Jahrhundert nachweisbaren Skulpturen basiert vermutlich auf einer alten Tradition. Das Material zum Schnitzen war früher vor allem frisches helles Weichholz. Bei Arbeiten für den Kunst- und Souvenirmarkt passte man sich dem Wunsch nach schwerem dunklem Hartholz an, das in modernen Makonde Skulpturen überwiegt. Die weibliche Figur zeichnet sich durch eine lockere leicht bewegte Pose aus. Die asymmetrische Haltung der Arme ist selten in der traditionellen ostafrikanischen Skulptur. Auch die leichte Seitenneigung des Kopfs, die minimale Drehung des Rumpfs und die nach oben gezogenen linken Zehen zeigen eine bemerkenswerte künstlerische Freiheit. Der ovale Kopf mit den abstehenden runden Ohren, den kleinen eng zusammen liegenden Augen und der langen kräftigen Nase entspricht der Tradition. Gezeigt wird vermutlich ein junges Mädchen, denn es fehlen Durchbohrungen von Ohren und Nase sowie Lippenscheibe, wie sie für Frauendarstellungen charakteristisch sind. Die Funktion ist unklar. Im Kunsthandel gelten Frauenskulpturen als Ahnenfiguren oder Abbilder der Stammesmutter. Möglicherweise spielten sie eine Rolle bei Initiationsriten. Das Stück gehört einer typischen kolonialzeitlichen Sammlung an: Zwischen 1901 und 1909 schenkte und verkaufte Karl Sauer dem Museum zahlreiche Objekte ostafrikanischer Ethnien, Jagdtrophäen, Pflanzenpräparate, Mineralien, Muscheln, etc. Sauer hatte sich seit 1898 in der Verwaltung des deutschen Kolonialreichs in Ostafrika zum Distriktkommissar empor gearbeitet. Autorin: Eva Gerhards

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