Trier

Bergkristallschnitt mit Kreuzigung Christi, 15./16. Jahrhundert um 900

Über das Objekt

Christus hängt am Kreuz, seine Mutter Maria und sein Lieblingsjünger Johannes betrauern ihn. Longinus richtet seine Lanze, Stephaton den aufgesteckten Essigschwamm zum Gekreuzigten. Der seltene spätkarolingische Kristallschnitt zählt zu den größten Kostbarkeiten des Augustinermuseums. Die antike Technik des Stein- und Gemmenschnitts stellt einen Rückbezug auf die römische Kaiserzeit dar.
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Der spätkarolingische,wohl in Trier gefertigte Kristallschnitt zählt zu den größten Kostbarkeiten des Augustinermuseums. Nur wenige Exemplare seiner Art sind noch erhalten. Der politische Anspruch Karls des Großen und seiner Erben, das römische Kaiserreich in seiner spätantiken, christlichen Ausprägung wiederherzustellen, sollte sich auch in den Künsten verwirklichen.Vor allem deshalb wurden Formmotive, Stilmerkmale sowie Bearbeitungstechniken der römischen Kaiserzeit wieder aufgegriffen und wiederbelebt. Eine solche Technik war beispielsweise der Stein- oder Gemmenschnitt. Dabei wird die Darstellung mit einem Bohrer oder rotierenden Rädchen in die geebnete Steinfläche eingegraben und ergibt somit ein Formnegativ. Ist der Stein durchscheinend wie der Kristall, zudem vorderseitig gewölbt, entsteht daraus in der Umkehrung je nach Lichteinfall die Illusion plastischer Rundung. Christus hängt noch lebend am Kreuz, umgeben von seiner Mutter Maria und dem Lieblingsjünger Johannes als Trauergemeinde. Longinus richtet seine Lanze, Stephaton den aufgesteckten Essigschwamm auf den Gekreuzigten. Um den Kreuzesstamm windet sich eine Schlange.Vordergründig ist sie als Symbol des überwundenen Bösen, vielleicht aber auch im Hinblick auf einen zeitgenössischen Osterritus zu deuten. Die Büsten von Sol und Luna, Sonne und Mond, am oberen Bildrand geben von der kosmischen Dimension des Geschehens Kunde. Möglicherweise war der Kristall die Schutzverglasung für eine Reliquie und ursprünglich im Zentrum eines Altarkreuzes angebracht. Im 16. Jahrhundert wurde er in eine Paxtafel montiert. In dieser Gestalt ist das Werk aus Rot bei Wiesloch, nahe Heidelberg, ins Erzbischöfliche Diözesanmuseum Freiburg gelangt. (Detlef Zinke)

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