Behälter | inro

Inrō, um 1800 - 1900

Über das Objekt

Eine Bauernfamilie läuft eilig vom Feld. Das Kind unterm Arm und sich mit Korbschütten vor dem Regen schützend, flüchtet sie sich vor dem kommenden Sturm. Fein und filigran ist dieser, als Inro bezeichneter, Stapelbehälter mit fünf Fächern gearbeitet. Inro dienten der Aufbewahrung von Siegeln, Medizin, Tabak oder andere Kleinigkeiten und wurden von Männern an ihren Kimonogürtel (obi) getragen. Früher galten sie als Statussymbol, später entwickelten sie sich zu modischen Accessoires, deren Herstellung sich zu einem eigenen Produktionszweig des japanischen Lackhandwerks entwickelte.
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Den sozialen Status eines Mannes erkannte man an der Art und Größe seines Inro. Das Wort bedeutet „Bambusbehälter für Siegel“. Im 17. Jh. trugen nur der privilegierte Adel und Samurais ein Inro am Gürtel. Später wurde es zum begehrten Modeartikel des eleganten städtischen Bürgers und auch als Medizinbehälter, Geldbörse oder Tabaksbeutel benutzt. Das Inro der Freiburger Sammlung besteht aus fünf dicht schließenden Fächern. Im Inneren sind Löcher, durch die eine geflochtene Trageschnur aus Seide gezogenen ist. Eine Holzkugel dient als Feststeller, der durch das Spannen der Schnur die Fächer schließt. Am Ende der Schnur ist ein flaches rundes Netsuke aus Holz, mit dem das Inro am Gürtel befestigt wird. Das Inro ist in der Hiramakie-Technik („Flachstreu bild“) angefertigt, die in der „goldenen“ Heian-Zeit (794-1192) entstand. Der Holzkern wird nach seiner Anfertigung mit einer Lackschicht grundiert. Dann wird das Dekor auf dem Lackgrund vorgezeichnet. Auf die Zeichnung werden Silber-, Gold- und farbiges Lackpulver gestreut. Danach werden die eingestreuten Teile mehrfach mit dünnem Transparent lack überzogen und anschließend glänzend poliert. Lack wird aus dem Saft des ostasiatischen Lackbaums (Toxicodendron verniciflua) gewonnen. Der Motivschatz für Inros ist unüberschaubar. Dieses Inro zeigt eine vor dem Sturm flüchtende Bauernfamilie, die sich mit einer Strohmatte bzw. einer Korbschütte vor dem peitschenden Regen schützt; auf der Rückseite eine Weide im Wind, darunter Dämme von abgeernteten Reisfeldern. Der Mann trägt eine Hacke, die Frau hat ein Kind umgebunden. Dies Motiv war in der zweiten Hälfte des 18. Jh. ein beliebtes Thema der Kajikawa-Werkstätten in Edo (Tokio). Autorin: Svetlana Boltovska

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