Karl Schuster
Oswaldkapelle im Höllental, 1904
Über das Objekt
Diese kleine Kapelle liegt nahe der Ravennabrücke und gilt als eine der ältesten noch erhaltenen Pfarrkirchen im Schwarzwald. Das kirchliche Leben spielte für die Menschen eine zentrale Rolle. Es strukturierte den Alltag, gab Halt und Ordnung und bot an Festtagen auch Freude und Zuflucht von der harten Arbeit.
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Das kirchliche Leben spielte für die Bewohnerinnen und Bewohner des Schwarzwaldes eine wichtige Rolle. Die Feiertage, Gottesdienste und Prozessionen strukturierten ihren oftmals mühsamen und harten Alltag, boten Halt und Ordnung. Dafür wurde auch der – vor allem im Winter – teilweise beschwerliche und lange Weg zum Gottesdienst in die Oswaldkapelle in Kauf genommen. Die kleine Kirche liegt im Höllental nahe der Ravennabrücke, neben dem Gasthaus Sternen. Von diesen Mühen ist auf dem Gemälde von Karl Schuster nichts zu sehen. Der Maler hat die Kapelle in friedlicher Sommeridylle in Rückansicht festgehalten. Die vom Künstler gewählte Perspektive lässt weder die monumentale Ravennabrücke noch das direkt danebengelegene Gasthaus Sternen erkennen. Dadurch entsteht die Wirkung vollkommener Einsamkeit und Ruhe. Schuster konzentriert sich ganz auf die Einbettung der Kirche in die Landschaft. Die diagonal verlaufenden Linien der Hügel verstärken den Eindruck der Konzentration auf das Bauwerk. Die architekturhistorische Bedeutung der Kapelle mag Schuster, der neben Malerei auch Architektur studiert hatte, besonders zugesprochen haben: Die Kirche gilt als eine der ältesten noch erhaltenen Pfarrkirchen im Hochschwarzwald. Sie wurde im romanischen Stil gebaut und 1148 von Bischof Hermann von Konstanz geweiht – als Eigenkirche der Herren von Falkenstein, nach denen auch das Höllental ursprünglich benannt war (Falkensteiner Tal). Diese widmeten die Kapelle Oswald von Northumbria, einem northumbrischen König aus dem 7. Jahrhundert. Im Inneren befindet sich der Oswald-Altar, welcher der Werkstatt von Hans Baldung Grien (1484–1545) zugeschrieben wird. Immer wieder wurde diskutiert, die Oswaldkapelle aufzuheben. Schließlich gab es seit 1416 eine Kirche in Hinterzarten, zu deren Pfarrei St. Oswald gehörte. Für ihren Erhalt sprach jedoch die noch größere Entfernung, vor allem für die Bewohnerinnen und Bewohner unter der Steig. St. Oswald war außerdem relevant für die Reisenden, die das Höllental entlangkamen und auch im Wirtshaus Sternen Halt machten oder die dortige Poststelle aufsuchten. MIRJA STRAUB