Paul Segisser

Bis heute ist der Schwarzwald berühmt für seine Uhren, auch wenn in dieser Region kaum noch welche hergestellt werden. Meistens denken die Menschen an die Kuckucksuhren, die aber erst im späten 19. Jahrhundert populär wurden. Seit dem 17. Jahrhundert entwickelte sich im Schwarzwald eine frühe Uhrenindustrie. Die meisten Uhren entstanden zunächst in einfachen Werkstätten in Heimarbeit. Die Menschen nutzten die langen Winter, in denen sie in der Landwirtschaft nicht viel machen konnten, und spezialisierten sich auf die unterschiedlichsten Produkte. Dazu zählen auch die Uhren, die zunächst in Heimarbeit entstanden und im Direktvertrieb von den Uhrenträgern in die urbanen Zentren in der Umgebung des Schwarzwaldes gebracht wurden. Sehr schnell spezialisierten sich die Uhrmacher so weit, dass sie sich in der Regel auch ganzjährig auf das Herstellen von Uhren konzentrieren konnten. Ab dem 19. Jahrhundert entwickelte sich auch durch die Förderung des badischen Staates eine aufstrebende Uhrenindustrie, 1850 wurde zudem in Furtwangen im Schwarzwald eine Uhrmacherschule begründet. Auf diesem Bild von Paul Segisser sitzt ein älterer Mann in seiner Werkstatt und montiert an einem Tisch Schilduhren, die typisch für den Schwarzwald waren. Auf einem Regal an der Wand stehen fertige Schilduhren, die Werkstatt ist nur mit einfachster Gerätschaft ausgestattet. In den Geschichten über den Schwarzwald wird gerne die Legende verbreitet, die frühen Uhrenmacher hätten nur mit einem Schnitzmesser gearbeitet. Für die Schwarzwalduhren wurden individuelle Uhrenblätter gemalt - die Schilder - und dann mit dem Uhrwerk verbunden. Oftmals waren diese noch, wie auf diesem Bild zu erkennen, aus Holz gefertigt. Zu der Zeit, in der das Gemälde entstand, wurden die Uhren aber längst industriell hergestellt, sodass Segisser hier wohl eher einen romantischen Blick zurück auf die Anfänge der Uhrenproduktion im Schwarzwald wirft. TILMANN VON STOCKHAUSEN