Simon George Mpata

Tingatingabild, 1969 - 1972

Über das Objekt

Auf diesem Tingatingabild sind stilisierte Vögel, Pflanzenranken, ein Baumstamm mit Nesthöhlen und Insekten dargestellt. Die Vögel sind mit Vollfarbtönen Rot, Blau, Schwarz und Weiß gemalt und kontrastieren mit dem hellgrünen Hintergrund. Die Konturen sind sorgfältig mit schwarzer Farbe nachgezeichnet. Das Gefieder ist detailliert ausgearbeitet.
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Hörst Du den Ruf des Laufvogels der ostafrikanischen Savanne? Stolz breitet er seine farbenprächtigen Schwanzfedern aus. Er scheint sich umzublicken, um sich zu vergewissern, dass sein Auftritt auch die nötige Beachtung findet. Etwas verwundert, doch interessiert schauen zwei langschnäblige Vögel aus den Asthöhlen eines gekrümmten Baumes heraus und betrachten das Geschehen. Ebenso werden drei große Fliegen aufgeschreckt. Trotz der flächigen, eher schlichten Ausführung mit geringer Bildtiefe zeigt das Gemälde durch den gebogenen langen Hals des schwebend erscheinenden Vogels (rechts) und dem sich zur Bildmitte neigenden Baumes (links) eine schwungvolle Dynamik. Dem Künstler gelingt damit eine besondere Raumkomposition, die durch den monochrom gemalten blassgrünen Hintergrund gesteigert wird. Das fast quadratische, signierte Bild mit einer schmalen aufgenagelten Rahmenleiste stammt von dem tansanischen Künstler Simon George Mpata und wird der sogenannten Tingatinga-Schule zugerechnet. Namensgeber dieser neuen zeitgenössischen ostafrikanischen Kunstrichtung war Edward Said Tingatinga (1932-1972), dessen autodidaktischer Malstil geradezu zum Synonym für die moderne Malerei Tansanias wurde. Mit dreiundzwanzig verließ Tingatinga das bäuerlich geprägte ärmliche Umfeld Südtansanias und zog auf Jobsuche nach Dar es Salaam, dem damaligen Zentrum der britischen Kolonie. Als Hausangestellter eines Engländers bekam er die Chance, dessen Haus zu bemalen. Diese Flachmalerei und die Farben wurden entscheidend für seine spätere Malerei, wie er später berichtete. Schnell erkannte Tingatinga, dass farbenprächtige Bilder aus dem Kongo vor den Geschäften für die weiße Kundschaft auf große Nachfrage stießen. So begann er zu malen und entwickelte seine eigene expressive Formensprache. Kennzeichen der zumeist auf quadratischen Hartfaserplatten gemalten Bilder - deswegen auch die Bezeichnung Quadratmalerei - sind Tierdarstellungen sowie Dorfszenen, Zeremonien, Märchen und Legenden. Deutlich wird der narrative Charakter der bunten, meist mit unverdünnten Lackfarben ausgeführten Arbeiten. Oftmals wird in den Bildern eine Geschichte, eine Mythe oder eine Begegnung mit Tieren wiedergegeben: "Wir kennen all diese Tiere sehr gut, in unserer Heimat begegnen wir ihnen auf Schritt und Tritt", so Jaffary, ein Künstlerkollege Mpatas. 1971 wurde Simon George Mpata, ein jüngerer Halbbruder Tingatingas, zu seinem dritten Schüler. Schon Ende der 1970er stellte sich in Nairobi (Kenia) ein wachsender künstlerischer Erfolg ein. Mpata war mit anderen Schülern Tingatingas an der Gründung der "Tingatinga Partnership" beteiligt, die 1990 zur "Tingatinga Arts Cooperative Society" wurde. Vielversprechend waren Mpatas Kontakte zu Sammlern und Galeristen in Japan, doch verstarb er 1984 kurz vor einer Reise in das Land. Bis heute werden in der Tradition Tingatingas Bilder in Ostafrika gemalt, eine lebendige Kunsttradition, aus deren Anfangsphase die Freiburger Sammlung mehrere wichtige Gemälde besitzt. Autor: Andreas Volz

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