Auguste Schepp
Altes Bauernpaar am Tisch, undatiert
Über das Objekt
Ein altes Bauernpaar sitzt gemeinsam in der einfachen Stube am gedeckten Tisch. Die Frau scheint ihrem Mann etwas vorzulesen, während dieser seine Hände wie zum Gebet gefaltet hat. Es könnte sich hier um das abendliche Tischgebet handeln, ein wichtiges Ritual der Schwarzwälder Bauern, für die ihre Frömmigkeit eine große Rolle gespielt hat.
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Mit Auguste Schepp ist neben Ida Maier eine weitere Künstlerin in diesem Katalog vertreten. Schepp war für ihre Zeichnungen von Interieurs und Stillleben bekannt, zeichnete aber auch figürliche Szenen. Sie lebte in verschiedenen Städten wie Berlin, Düsseldorf, Wien und Paris, bis sie letztendlich in Freiburg im Breisgau ankam. Dort malte sie viele Motive des Freiburger Münsters und typische Szenen aus dem naheliegenden Schwarzwald. Dieses Werk zeigt eine dieser Szenen. Ein altes Bauernpaar sitzt gemeinsam in seiner Stube. Die Frau hält schräg zu ihrem Mann hingewandt ein Buch in der Hand und liest, der Mann faltet die Hände zum Gebet. In der Ecke des Zimmers hängt ein Kruzifix, der Tisch ist gedeckt. Der Blick der Frau ist auf den Mann gerichtet, sie scheint etwas laut vorzulesen. Ihr Mann hingegen hat den Kopf nach unten geneigt und schaut andächtig auf den Tisch, er wirkt nachdenklich, fast schon ein wenig hilflos und verzweifelt. Für den Betrachter ist die Bauersfrau besser zu erkennen und wirkt dominanter, der Bauer rückt ihr gegenüber ein wenig in den Hintergrund, da er vom Betrachter abgewandt sitzt. Die beiden sehen alt und gebrechlich aus, ihre Erscheinung und die Einrichtung der Stube wirken zudem sehr ärmlich und düster. Die Szene lässt auf das abendliche Tischgebet schließen, welches für das familiäre Miteinander von sehr großer Bedeutung war. Die Familien im Schwarzwald, wie in anderen Gebieten auch, waren abhängig von guten Ernten und ihrem Vieh, weshalb es selbstverständlich war, vor jedem Essen zu beten und für die Mahlzeit zu danken. MELISSA MAGGIORE