Curt Liebich
Schwarzwaldmühle, 1903
Über das Objekt
Bäche und Flüsse durchziehen die regenreiche Region und führen, besonders nach der Schneeschmelze im Frühling, reichlich Wasser. Wassermühlen waren daher weit verbreitet. Liebich stellt das Mühlrad ins Zentrum des Bildes. Das Spiel des Wassers und der rhythmische Wechsel von Licht und Schatten verleihen der Szene ihre Dynamik.
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Den Schwarzwald zeichnet sein Wasserreichtum aus. Da es in dieser Gebirgsregion im Süden Deutschlands zumeist ausreichend regnet, ist die Natur besonders grün. Bäche und Flüsse durchziehen das Land, insbesondere nach der Schneeschmelze im Frühling führen sie viel Wasser. Typisch sind in dieser Region die Wassermühlen, mit denen das Korn gemahlen und heute Strom erzeugt wird. Curt Liebich hat auf diesem Bild in kunstvoller Weise das Wasserrad einer solchen Mühle in Szene gesetzt. Der Künstler zeigt nur einen Ausschnitt des Gebäudes, eine Seitenwand, an der das hölzerne Wasserrad angebracht ist, das sich unter dem Druck des Wassers im Mühlenkanal dreht. Einige Bäume an der Seite führen dazu, dass die Sonne nur mit wenigen Lichtflecken an der Fassade erkennbar ist. Der Wechsel von Licht und Schatten, zudem der Lauf des Wassers, das sprudelnd und schäumend durch das Rad fließt, gibt dem Gemälde etwas außergewöhnlich Lebendiges und Realistisches. Erstaunlich ist aber die Konzentration, ja geradezu die Reduktion auf das Wasserrad. Umso stärker und intensiver wird der Eindruck des Dynamischen und gleichzeitig Beruhigenden, den das rauschende Wasser beim Betrachter auslöst. Curt Liebich gehörte neben Wilhelm Hasemann zum Kern der Gutacher Malerschule. Er stammte aus dem Rheinland, siedelte sich aber wie sein Freund in Gutach im Kinzigtal an. Beide Künstler kannten sich schon aus der Zeit an der Großherzoglich Sächsischen Kunstschule Weimar. Im Jahr 1896 heiratete er zudem Hasemanns Schwägerin. Liebich ist vor allem durch seine zahlreichen grafischen Darstellungen der Traditionen des Schwarzwaldes populär geworden. Oftmals fanden sie als Postkarte oder auch als Werbegrafik in der ganzen Welt Verbreitung. Das Gemälde wurde 1904 - wie auch das Werk Bei den Bienen - vom Münsterbauverein in Freiburg im Rahmen einer Lotterie für das Freiburger Münster erworben. TILMANN VON STOCKHAUSEN